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Administrator, Intellektueller, Oberhirte

Mit Klaus Krämer ist ein langjähriger Bischofskandidat zum neuen Oberhirten der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht worden. Ein Porträt.
Klaus Krämer, der frischgeweihte Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Foto: IMAGO/mulmer | Der frischgeweihte Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart: Klaus Krämer.

Gab es in den letzten Jahren irgendwo in Deutschland einen freigewordenen Bischofsstuhl zu besetzen, tauchte fast immer der Name Klaus Krämer auf der Kandidatenliste auf. Nun endlich ist die Wahl wirklich auf ihn gefallen: Am 1. Dezember, gleichzeitig der erste Advent des Jahres 2024, ist Krämer im Rottenburger Dom vom Freiburger Erzbischof Stephan Burger zum neuen Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart geweiht worden.

Als einer der größten Fürsprecher Krämers galt sein Vorvorgänger im Amt, Walter Kasper, der – ebenso wie sein direkter Vorgänger Gebhard Fürst – als Mitkonsekrator an der Weihezeremonie teilnahm. Wer aber ist dieser Klaus Krämer?

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Zum einen ist da der erfahrene Verwaltungsmensch und Administrator: 1994 wurde Krämer, der ein Jahr zuvor die Priesterweihe empfing, zum Bischöflichen Sekretär von Bischof Walter Kasper ernannt; später leitete er die Hauptabteilung Weltkirche im Rottenburger Ordinariat, 2004 übernahm er als Bischofsvikar die Leitung der Hauptabteilung I „Ausbildung Pastorale Berufe“ im Bistum Rottenburg-Stuttgart. Im Jahr 2008 folgte die nächste große Führungsrolle als Präsident von missio Aachen. 2010 schließlich wurde er von der Deutschen Bischofskonferenz zum Präsidenten der „Sternsinger“ berufen.

Beschlagen in Praxis und Theorie

Kaum jemand dürfte also das verwaltungstechnische Räderwerk in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und darüber hinaus – blockierende und Reibungsverlust erzeugende Elemente miteingeschlossen – besser kennen als Krämer.

Der frischgeweihte Bischof ist aber mehr als nur ein Kenner der kirchlichen Bürokratie. Auch als Theologe hat sich Krämer beachtliche Meriten erworben. Im Jahr 2000 wurde er an der Universität Freiburg im Fach Theologie promoviert, mit der Arbeit „Imago Trinitatis. Die Gottebenbildlichkeit des Menschen in der Theologie des Thomas von Aquin“. Dass Krämer sich gerade Thomas zum Thema gemacht hat, lässt aufhorchen: Gilt der vielleicht größte Kirchenlehrer der Geschichte doch nicht wenigen deutschen Theologieprofessoren der Gegenwart zu Unrecht als Relikt einer vormodernen und daher überkommenen Denkungsart. Dass die wissenschaftlich-theologischen Ambitionen bei Krämer tiefer reichen als bei jenen, denen es nur um den schmückenden Namenszusatz „Dr.“ geht, zeigt sich an seiner weiteren akademischen Laufbahn. So habilitierte sich Krämer 2010 in „Dogmatik und Missionswissenschaften“ an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.

Vertrauen auf Christus

Die katholische Herde muss aber keinen verquasten Intellektuellen im obersten Hirtenamt ihrer Diözese fürchten. Denn Krämer ist in seinem Auftreten und seiner Kommunikation bodenständig. Bei seiner kurzen Ansprache nach der vollzogenen Weihe benannte der neue Bischof etwa unverblümt den Missbrauchsskandal in der Kirche und den „oft unangemessenen administrativen Umgang damit“.

Das Wichtigste aber ist, dass Krämer angesichts all der auf ihn zukommenden Herausforderungen zu wissen scheint, worauf es letztlich allein ankommt: Die Zukunft sei nicht „das Ergebnis unserer Planungen und Anstrengungen“. Stattdessen gelte: „Unsere Zukunft ist Jesus Christus“. Dieses Gottvertrauen drückt sich dann auch im Wahlspruch des neuen Bischofs aus: „verba vitae aeternae“ – „Du hast Worte ewigen Lebens" (Joh 6,68).

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