Der Trappistenmönch, Prälat von Trondheim und Vorsitzende der nordischen Bischofskonferenz, Bischof Erik Varden, sprach in einem gestern auf dem Webportal „Communio" veröffentlichten Interview über die Bedeutung der Taufe. „Hätten wir doch nur die geringste Ahnung von dem, was uns bereits geschenkt wurde, und würden wir diesen Samen der Gnade einfach wachsen lassen!“ sagte er und verwies darauf, dass die Taufe kein abgeschlossenen Ereignis ist, sondern sich „die sakramentale Gnade“ auf vielfältigen Weise im Leben der Menschen manifestiere — „, unabhängig davon, ob wir etwas spüren oder nicht“.
Die Taufe sei zudem nicht nur ein Geschenk, „sondern auch ein Auftrag, und zwar der Auftrag, in der Wahrheit zu leben und die Wahrheit zu bekennen“. Der Bischof ermutigte, sich damit zu beschäftigen, was es bedeute, durch die Taufe in den Leib Christi eingegliedert worden zu sein. Die Taufe sei „Zugang zum Mysterium, das Mysterium nicht nur als ein gedankliches Rätsel, sondern als ein persönliches Mysterium, als die Tatsache des Emmanuel, des Gottes mit uns“. Es gelte als Glied dieses Leibes „zu entdecken, was es bedeuten könnte, in Christus zu leben“, wie Paulus es formuliere. Die sei „ein Paradigma für das christliche Leben“.
„Wir vergessen leicht, wie intensiv diese Liebe ist"
In Christus zu leben bedeute, sich an das Wort zu halten: „das in der Heiligen Schrift" und „das Wort seiner Inkarnation". So würde man beginnen, eine Ahnung zu bekommen. Wörtlich sagte er: „Wir richten unseren Blick auf ihn und beginnen, die Länge, die Tiefe und die Höhe dessen zu begreifen, was er darstellt." In das Leben Christi hineingenommen zu werden, bedeute, diesen Dimensionen im eigenen Wesen zuzustimmen und sie zu erfahren.
Der Christ vergesse so leicht, „wie intensiv diese Liebe ist“, es sei eine Liebe zu der Welt, wie sie sei: „in ihrer Verirrung, ihrer Perversität, ihrer Verlorenheit und ihren hohen Ansprüchen“. Deshalb müssten die eigenen Fehler und Sündern nicht beunruhigen, so Varden, dessen Erfahrung es sei, dass Menschen nicht nur von Hoffnungslosigkeit gequält würden, sondern auch dächten, ständig bei Null beginnen zu müssen und sich ratlos fühlten.
Christen müssen nie bei Null anfangen
Varden erklärt, der Christ habe mit der Taufe bereits eine Startrampe, eine Grundlage, die ausrüste für eine Mission, für eine Aufgabe, „worin auch immer sie besteht“. Wunden könnten geheilt werden, sagte Varden mit Blick auf die Heilige Schrift. Diese Perspektive fehle der heutigen Zeit weitgehend, bedauerte er. Die biblische Religion erinnere ständig daran, sich „nicht mit unseren Wunden zu identifizieren, nicht der Versuchung zu erliegen zu sagen: ,Oh, ich bin der Mann mit der verdorrten Hand`“.
Schließlich verwies Varden auf Johannes Paul II., der 1996 bei seinem Besuch in Frankreich anlässlich des Jahrestages der Taufe von Chlodwig fragte, was der Mensch aus seiner Taufe gemacht habe. Dies sei eine Frage, „die wir uns alle regelmäßig stellen müssen“, sagte Varden und schlug eine Brücke zur Ökumene. „Wenn wir diese Frage wahrheitsgemäß stellen und sie wahrheitsgemäß beantworten, besteht eine echte Chance, dass diese Frage und die damit verbundene Gnade uns einander näherbringen.“ DT/dsc
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