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ZDF-Doku labelt Lebensrechtler als "rechtsradikal"

Der Sender diffamiert Lebensrechtler und präsentiert Abtreibungslobbyisten als Kronzeuge. ALfA-Vorsitzende Kaminski: Lebensbewegung soll isoliert werden.
Marsch für das Leben in Zürich
Foto: IMAGO/Andreas Haas (www.imago-images.de) | Eine ZDF-Doku behauptet: "Teile der Lebensschutzbewegung" bildeten "Allianzen mit fundamentalistischen Christen, rechtsextremen Demagogen und einflussreichen Finanziers."

Lebensrechtler wehren sich gegen den Versuch, sie als "rechtsradikal" zu brandmarken. Anlass dazu gibt der Film "Glaube, Macht, Ideologie - das gefährliche Netz der Abtreibungsgegner" der ZDF-Doku-Serie "Spur". Seine Autorinnen, Sarah Ulrich und Ciara Cesaro-Tadic, behaupten: "Teile der Lebensschutzbewegung" bildeten "Allianzen mit fundamentalistischen Christen, rechtsextremen Demagogen und einflussreichen Finanziers. Ihr Ziel: anschlussfähige Mehrheiten bilden, nicht nur auf der Straße, sondern vor allem in den Parlamenten."

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Als Kronzeugen rufen sie unter anderem Neil Datta auf, Direktor des "European Parliamentary Forum for Sexual and Reproductive Rights" (EPF). Das EPF versteht sich als "ein Netzwerk von Abgeordneten in ganz Europa, die sich für den Schutz der sexuellen und reproduktiven Rechte aller Menschen im In- und Ausland einsetzen". Zu seinen "Finanzierungspartnern" zählt das EPF die "International Planned Parenthood Federation", einen der größten Anbieter von Abtreibungen weltweit. Weitere "Finanzierungspartner" sind unter anderem die "Bill & Melinda Gates Foundation", die von dem Milliardär George Soros gegründete "Open Society Foundation", der UN-Bevölkerungsfonds und die "Deutsche Stiftung Weltbevölkerung". So gesehen, repräsentiert das EPF genau das, was der Film Lebensrechtlern in Deutschland zu erstreben unterstellt: Nämlich eine Allianz von ganz viel Geld und Politik zur Durchsetzung einer politischen Idee.

Fahrlässige Verschwendung von Rundfunkgebühren

Damit nicht genug: Als "Beleg" für die "rechtsradikalen" Umtriebe der Lebensrechtler zeigt der Film die AfD-Politiker Martin Kohler, Chef der Jungen Alternative Berlin, und den AfD-EU-Abgeordneten Joachim Kuhs dabei, wie sie beim letzten "Marsch für das Leben" in Berlin mitlaufen. In Ermangelung weiterer AfD-Politiker werden ein Archivbild der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch, die bereits mehrfach den Marsch besuchte, und ein Zitat des AfD-Politikers Maximilian Krah eingeblendet, der den Marsch als "einen wichtigen Fixstern im politischen Kampf für das Recht ungeborener Kinder in Deutschland" bezeichnet habe. Es folgt der Hinweis, Krah stehe "für den völkisch-nationalistischen Flügel der AfD". Macht in Summe vier AfD-Politiker, von denen nur zwei an dem knapp 4.000 Teilnehmer zählenden Marsch teilnahmen und offenbar nur einer dem völkisch-nationalistischen Flügel der Partei zugerechnet werden kann. Vermutlich wurden Rundfunkgebühren nur selten einmal fahrlässiger verschwendet.

Cornelia Kaminski, Bundesvorsitzende der Aktion Lebensrecht für Alle (ALfA), die mit ihren 11.000 Mitgliedern zu den größten in Europa zählt, macht derweil gute Miene zum bösen Spiel: Lege man "den landläufigen Gebrauch des Begriffs ,rechtsradikal' zugrunde, ist rechtsradikal, wer unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung feindlich gegenübersteht, eine andere politische Ordnung anstrebt und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, um diese Ziele zu erreichen".

Ein Versuch, die Lebensrechtbewegung zu isolieren

Die ALfA strebe "nicht nach einer anderen politischen Ordnung. Sie bekennt sich vielmehr zu der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik und ihrer Verfassung. Auf dem Boden des Grundgesetzes tritt sie für das Recht eines jeden Menschen auf Leben ein, einschließlich für das jener, die dieses Recht beschneiden oder gar abschaffen wollen. Für uns besitzt jeder Mensch gleich viel Würde, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Religion, politischer Überzeugung oder sexueller Orientierung", so Kaminski. Der Beitrag sei der "Versuch, die Lebensrechtbewegung zu isolieren. Die Etikettierung als ,rechtsradikal  soll den Druck auf die Bischöfe erhöhen, sich von uns zu distanzieren".

Ob die Saat aufgeht, wird sich zeigen. Passaus Bischof Stefan Oster ließ gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur offen, ob er nochmal bei einem "Marsch für das Leben" mitgehe. Er stehe hinter dem Anliegen, wolle aber nicht mittragen, wie Extreme das christliche Familienbild nutzten, um Wählerstimmen zu gewinnen.

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