Nichts, gar nichts rechtfertigt oder erklärt den massenmörderischen Terrorüberfall der Hamas auf Israel vor zwei Jahren. Mehr als 1.200 Menschen wurden am 7. Oktober 2023 ermordet, 251 als Geiseln in den Gazastreifen entführt. Nicht nur die Bilder des Grauens, auch die Bilder des Jubels vieler Palästinenser und ihrer Sympathisanten sollten die Weltöffentlichkeit noch heute schockieren und nachdenklich machen.
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bezeichnete den Judenhass mit Recht als ein „Krebsgeschwür“, das bekämpft werden müsse. Er machte in einem Interview mit Vatikanmedien am Montag aber auch klar, auf welcher Seite der Heilige Stuhl in diesem Konflikt steht, nämlich auf der Seite der Menschlichkeit: „Kein Jude sollte angegriffen oder diskriminiert werden, weil er Jude ist, und kein Palästinenser sollte angegriffen oder diskriminiert werden, nur weil er Palästinenser ist, weil er, wie leider manchmal gesagt wird, ein potenzieller Terrorist ist.“ Darum – und nicht etwa aus politischer Äquidistanz – wendet sich der Staatssekretär des Papstes gegen „die perverse Spirale aus Hass und Gewalt“.
Makabrer Todeskult
Die Hamas musste schon in der Vorbereitung ihres Terrorüberfalls auf Israel vor zwei Jahren wissen, dass keine israelische Regierung einen derartigen Terrorakt unbeantwortet lassen könnte. Das zeigt die ganze, abgründige Lebensverachtung der Hamas-Terroristen – auch ihre Geringachtung palästinensischer Menschenleben. Der islamistische Terrorismus ist ein makabrer Todeskult, unter dem Juden wie Araber zu leiden haben. Und doch hat Kardinal Parolin Recht: Die „Spirale aus Hass und Gewalt“ muss durchbrochen werden, denn das massenhafte Sterben und maßlose Leiden der Palästinenser im Gazastreifen bildet eben jenen Humus, in dem neuer Hass und damit neuer Terrorismus wächst.
Nicht nur deshalb haben zunächst der Papst und nun sein Kardinalstaatssekretär Donald Trumps 20-Punkte-Friedensplan begrüßt: Der mag nicht fehlerfrei und jeder Kritik enthoben sein. Auch lässt er wichtige Fragen unbeantwortet. Aber er ist derzeit die einzige realistische Alternative zu immer mehr Gewalt, Leiden, Sterben und Zerstörung. Er sieht die Freilassung der 20 noch lebenden Geiseln ebenso vor wie die völlige Entwaffnung und Entmachtung der Hamas. Und er gibt der Diplomatie einen Raum, den zuvor weder die Hamas noch die Hardliner in der Regierung Netanjahu wünschten. In diesen Tagen entscheidet sich in Ägypten, ob dieser Raum genutzt wird – oder sich die Spirale aus Hass und Gewalt weiterdreht.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.