Kiew

Putins Truppen begehen Massaker an Zivilisten

Orthodoxer Metropolit sieht Patriarch Kyrill als Mitschöpfer und Anführer einer kriminellen Ideologie.
Leichnam eines Zivilisten liegt auf einer Autobahn
Foto: Mykhaylo Palinchak (SOPA Images via ZUMA Press Wire) | Der Leichnam eines Zivilisten liegt auf einer Autobahn, 20 Kilometer von Kiew entfernt. Fast 300 Zivilisten wurden entlang der Straße zwischen Zhytomyr und Kiew in der Nähe von Butscha getötet.

Entsetzen und Empörung herrschen in der Ukraine angesichts der Massenhinrichtungen, die russische Truppen offenbar an wehrlosen ukrainischen Zivilisten in der Umgebung von Kiew verübt haben. So wurden in der Stadt Butscha, 30 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, nach dem Abzug der russischen Einheiten etwa 280 ermordete Zivilisten gefunden, wie ukrainische Medien und Zivilisten sowie internationale Reporter bestätigen. Viele Leichen lagen gefesselt und mit Kopfschuss auf der Straße; nackte Frauenleichen lassen Vergewaltigungen befürchten.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba meinte auf Twitter: „Das Massaker von Butscha war vorsätzlich. Die Russen zielen darauf ab, so viele Ukrainer wie möglich auszulöschen.“ Präsident Wolodymyr Selenskyjsprach von einem „Genozid“. Russland gehe es um die Zerstörung und Auslöschung der unterschiedlichen Nationalitäten in der Ukraine. Einem britischen Medienbericht zufolge haben russische Truppen ukrainische Kinder beim Abzug als sogenannte „menschliche Schutzschilde“ verwendet, indem sie sie auf ihre Panzer setzten oder als Geiseln nahmen.

„Der Krieg wird mit unserem Sieg enden“

Von „entsetzlichen Kriegsverbrechen“ sprach das Oberhaupt der mit Rom unierten ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus, Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk. Viele Städte und Dörfer würden erneut von russischen Bomben und Raketen erschüttert. „Aber die Ukraine steht!“, sagte Schewtschuk in einer Videobotschaft am Sonntag. Das ukrainische Volk gewinne eine erstaunliche innere Stärke, um seine Heimat zu verteidigen.

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Die russische Armee transportiere mit Lastwagen geplündertes Eigentum von unschuldigen Opfern aus dem Land. „Ich rufe die ganze Welt auf, die Stimme des Blutes zu hören, die aus den ukrainischen Landen zum Himmel schreit, die Stimme des Blutes der unschuldig getöteten Zivilisten – von Frauen, Kindern und Alten“, sagte der Großerzbischof in Anspielung auf das Gedenken der „Sünde Kains“, das heute liturgisch begangen wird.

„Hunderte, vielleicht tausende Unschuldige wurden in den wenigen Wochen der russischen Besatzung zu Tode gequält“, schrieb das Oberhaupt der von Moskau unabhängigen, autokephalen „Orthodoxen Kirche der Ukraine“, Metropolit Epifanij, auf Twitter. Er verurteilte die Tötung von Zivilisten, die keinen militärischen Sinn gehabt habe. Der Metropolit zeigte sich in einer Predigt am Sonntag zuversichtlich: „Gemeinsam werden wir unsere Heimat weiter verteidigen. Der Krieg wird mit unserem Sieg enden. Wir werden lächeln und das schöne Kinderlachen hören, nicht die schrecklichen Dinge, die wir jetzt hören. Mit Gottes Hilfe werden wir diese Prüfungen bestehen und geistig noch stärker werden.“

Auch Epifanij spricht von Völkermord

Auch Metropolit Epifanij sprach von Völkermord und verglich die russischen Invasoren der Gegenwart mit dem sowjetischen Diktator Josef Stalin. Putins Ideologie der „russischen Welt“ rechtfertige Gewalt, Mord, Krieg und Völkermord. „Die Mitschöpfer und Anführer dieser kriminellen Ideologie sind das Oberhaupt des Moskauer Patriarchats, Kyrill Gundyayev, und seine Verbündeten.“ Patriarch Kyrill habe „die Henker und Mörder im Namen Gottes und der Kirche für ihre Drecksarbeit gesegnet“, warf der orthodoxe Metropolit dem russischen Patriarchen vor. Kyrill habe sich „für die Sache des Antichristen entschieden“.  DT/sba 

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