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Jesus ist das Ziel unserer Reise

Ohne Gott würde unser Leben zu einem ziellosen Umherirren werden, sagte Papst Leo XIV. heute Vormittag in der Katechese. Er ist die lebendige Quelle, die nie versiegt.
Pope Leo XIV.
Foto: Imago/Maria Grazia Picciarella | „Sich mit dem Auferstandenen an unserer Seite auf den Weg zu machen heißt erfahren, dass wir getragen, gestärkt und getröstet werden in den Prüfungen und Mühen", ermutigte Papst Leo.

Im folgenden dokumentieren wir die Katechese bei der heutigen Generalaudienz von Papst Leo XIV.:

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

In den Katechesen des Heiligen Jahres haben wir das Leben Jesu bisher anhand der Evangelien nachgezeichnet – von seiner Geburt bis zu seinem Tod und seiner Auferstehung. Und so hat unsere Pilgerreise in der Hoffnung ihr festes Fundament, ihren sicheren Weg gefunden. Nun, im letzten Abschnitt des Weges, werden wir zulassen, dass das Geheimnis Christi, das in der Auferstehung seinen Höhepunkt findet, sein heilbringendes Licht im Kontakt mit der aktuellen menschlichen und historischen Realität entfaltet, mit all ihren Fragen und Herausforderungen.

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Unser Leben ist geprägt von unzähligen Ereignissen voller Nuancen und Erfahrungen verschiedenster Art. Manchmal sind wir froh, dann wieder traurig, manchmal sind wir zufrieden, dann wieder gestresst, manchmal fühlen wir uns angespornt, ein anderes Mal demotiviert. Wir führen ein geschäftiges, leistungsorientiertes Leben und erreichen mitunter tatsächlich hohe, prestigeträchtige Ziele. Andererseits aber befinden wir uns oft auch in einer Art Schwebezustand: wir sind unsicher, hoffen auf Erfolg und Anerkennung, die auf sich warten lassen – ja vielleicht auch nie kommen. Kurz gesagt, wir befinden uns in einer paradoxen Situation: Wir möchten glücklich sein, aber es ist schwer, ein dauerhaftes Glück zu leben, in dem es keine Schatten gibt. Wir stoßen an unsere Grenzen und spüren gleichzeitig auch den unbändigen Drang, diese Grenzen zu überwinden. Tief in unserem Inneren haben wir immer das Gefühl, dass uns etwas fehlt.

Herz nicht mit Ansehen und Macht füllen

In Wahrheit sind wir nicht für den Mangel geschaffen worden, sondern für die Fülle – dafür, uns am Leben zu erfreuen, am Leben in Fülle, wie es Jesus im Johannesevangelium beschreibt (vgl. 10,10). Dieses tiefe Verlangen unseres Herzens kann nicht mit Ansehen, Macht, oder Besitz gestillt werden. Es braucht die Gewissheit, dass es jemanden gibt, der dieses grundlegende Streben unseres Menschseins mitträgt – in der Zuversicht, dass unsere Erwartung nicht enttäuscht oder zunichte gemacht wird. Und diese Gewissheit ist die Hoffnung. Das hat aber nichts mit einem optimistischen Denken zu tun: Oft enttäuscht uns der Optimismus nämlich, macht unsere Erwartungen zunichte, während die Hoffnung verspricht – und das Versprochene auch hält.

Schwestern und Brüder, der auferstandene Jesus ist die Garantie dafür, dass wir dieses Ziel erreichen! Er ist die Quelle, die unseren Durst stillt: den unendlichen Durst nach Fülle, den der Heilige Geist in unsere Herzen gießt. Die Auferstehung Christi ist nämlich nicht einfach nur ein Ereignis der Menschheitsgeschichte – sie ist das Ereignis, das sie von innen heraus verwandelt hat. Denken wir an eine Wasserquelle. Welche Eigenschaften hat sie? Sie stillt den Durst und schenkt den Lebewesen Erfrischung; sie bewässert Erde und Pflanzen, macht fruchtbar und lebendig, was sonst trocken bleiben würde. Sie erquickt den müden Wanderer und schenkt ihm die Freude einer Oase der Frische. Eine Quelle erscheint also wie ein kostenloses Geschenk für die Natur, für die Lebewesen, für die Menschen. Ohne Wasser kann man nicht leben.

Er ist der Lebendige

Der Auferstandene ist die lebendige Quelle, die niemals versiegt und sich nicht verändert. Sie bleibt immer rein und bereit für alle, die Durst haben. Und je mehr wir das Geheimnis Gottes kosten, desto mehr fühlen wir uns davon angezogen, ohne jemals ganz gesättigt zu sein. Der heilige Augustinus greift im zehnten Buch seiner Bekenntnisse genau diese unerschöpfliche Sehnsucht unseres Herzens auf und drückt sie in seiner berühmten Hymne an die Schönheit wie folgt aus: „Du hast mir süßen Duft zugeweht; ich habe ihn eingesogen, und nun seufze ich nach dir. Ich habe dich geschmeckt, und nun hungere und dürste ich nach dir. Du hast mich berührt, und ich bin entbrannt in deinem Frieden“ (X, 27, 38).

Jesus hat uns mit seiner Auferstehung eine dauerhafte Quelle des Lebens beschert: Er ist der Lebendige (vgl. Offb 1,18), der das Leben liebt, über den Tod siegt. Deshalb kann er uns auf unserem irdischen Weg Erquickung schenken und uns die vollkommene Ruhe in der Ewigkeit verheißen. Nur der gestorbene und auferstandene Jesus gibt eine Antwort auf die tiefsten Fragen unseres Herzens: Gibt es wirklich ein Ziel für uns? Hat unser Dasein einen Sinn? Und wie kann das Leiden so vieler Unschuldiger gesühnt werden?

Der Auferstandene führt uns nach Hause

Der auferstandene Jesus gibt uns keine Antwort „von oben“ – er begleitet uns auf dieser oft mühsamen, schmerzhaften und geheimnisvollen Reise. Nur er kann unsere leere Wasserflasche füllen, wenn der Durst unerträglich wird. Und er ist auch das Ziel unserer Reise. Ohne seine Liebe würde die Reise des Lebens zu einem ziellosen Umherirren werden, zu einem tragischen Irrtum mit einem verfehlten Ziel. Wir sind zerbrechliche Geschöpfe. Der Irrtum ist Teil unseres Menschseins – die Wunde der Sünde, die uns zu Fall bringt, uns aufgeben, verzweifeln lässt. Auferstehen hingegen bedeutet, sich wieder aufzurichten, wieder aufzustehen.

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Der Auferstandene garantiert uns das Ankommen, er führt uns nach Hause, wo wir erwartet, geliebt und gerettet werden. Sich mit ihm an unserer Seite auf den Weg zu machen heißt erfahren, dass wir trotz allem getragen, gestärkt und getröstet werden in den Prüfungen und Mühen, die unsere Geschichte wie schwere Steine zu blockieren, aus der Bahn zu werfen drohen. Meine Lieben, aus der Auferstehung Christi erwächst die Hoffnung, die uns trotz der Mühen des Lebens eine tiefe und freudige Ruhe vorwegnehmen lässt: jenen Frieden, den nur der Herr uns am Ende schenken kann, Frieden ohne Ende. 

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