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Gott darf Ansprüche stellen

Was davon zu halten ist, dass 58 Prozent der deutschen Katholiken es „nicht gut“ finden, dass Papst und Kirche sich gegen Abtreibungen aussprechen.
Als Ebenbild Gottes bildet der Mensch die Krönung seiner Schöpfung.
Foto: via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Als Ebenbild Gottes bildet der Mensch die Krönung seiner Schöpfung. Aber er ist eben auch das Wesen, das seit dem Sündenfall der Stammeltern zur Sünde neigt und des Paradieses verlustig ging.

Gott ist der Schöpfer allen Seins. Als Ebenbild Gottes bildet der Mensch die Krönung seiner Schöpfung. Aber er ist eben auch das Wesen, das seit dem Sündenfall der Stammeltern zur Sünde neigt und des Paradieses verlustig ging. Um diesen Bruch zu heilen wurde Gott in Jesus Christus selbst Mensch und starb als Sühne für unsere Sünden am Kreuz. In der Feier jeder Heiligen Messe wird dieses Opfer gegenwärtig und auf unblutige Weise wiederholt.

Das ist die Kurzfassung dessen, was Katholiken glauben. Als Schöpfer allen Seins darf Gott Ansprüche an seine Geschöpfe stellen. Und er tut dies auch. Die zehn Gebote zeugen davon ebenso wie die Bergpredigt. Aufgabe der Kirche ist es, Menschen durch Anleitung und Unterweisung dabei zu helfen, diesen Ansprüchen immer besser gerecht zu werden und durch Spendung der Sakramente die dafür nötigen Gnadenquellen zur Verfügung zu stellen.

Interessant, aber unerheblich

Und weil das so ist, mag es zwar interessant sein, zu erfahren, wie viele Katholiken die Ansicht vertreten, Papst und Kirche sollten zum Thema Abtreibung schweigen. Aber im Grunde ist es völlig unerheblich. Denn Papst und Bischöfe sind genauso wie der übrige Klerus und im Grunde jeder einzelne Christ verpflichtet, das Evangelium zu verkünden. Und dies gelegen oder ungelegen. Und wenn, wie der heilige Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika „Evangelium vitae“ lehrt, „das Evangelium von der Liebe Gottes zum Menschen, das Evangelium von der Würde der Person und das Evangelium vom Leben ein einziges, unteilbares Evangelium sind“, dann ist es seinen Verkündern auch nicht gestattet, wort- und tatenlos zuzusehen, wie der Mutterleib weltweit jedes Jahr für Millionen ungeborene Kinder zur Todeszelle wird.

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Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist die vorgeburtliche Kindstötung die Todesursache Nr. 1. Und schlimmer noch: Sie beraubt den Schöpfer allen Seins um Geschöpfe, mit denen er einen Plan verfolgt. Daher kann Papst Johannes Paul II. auch schreiben: „Das Leben, besonders das menschliche Leben, gehört allein Gott: wer daher nach dem Leben des Menschen trachtet, trachtet Gott selbst nach dem Leben“ (EV, Nr. 9).

Kein Rand- oder Nischenthema

Die millionenfache Tötung wehrloser und unschuldiger Menschen im Mutterleib ist daher auch kein Rand- oder Nischenthema von dem Katholiken wünschen dürften, verschont zu bleiben. Auch hier gilt: Das Leben ist kein Ponyhof, die Kirche kein Streichelzoo und der Glaube kein Gemischtwarensortiment, aus dem sich jeder herauspicken könnte, wonach ihm gerade der Sinn steht. Und auch wenn es stimmt, dass es verschiedene Charismen gibt, so kann sich doch das Leben von Katholiken weder im sozial-caritativen Engagement noch in der Feier einer die Seelen erhebenden Liturgie erschöpfen.

Gott darf Ansprüche stellen und er tut das auch. Von seinen Geschöpfen erwartet er nicht weniger, als dass sie sich um ein heiligmäßiges Leben bemühen. Und das heißt nichts anderes, als zu versuchen, Orthodoxie und Orthopraxie, die rechte Lehre und das rechte Handeln, immer besser zu vereinen und so zu Menschen „aus einem Guss“ zu werden. Dazu gehört auch, die Stimme gegen die Tötung unschuldiger und wehrloser Menschen im Mutterleib zu erheben. Gelegen oder ungelegen.

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