Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nigeria

Glauben wie Leah

Die jugendliche Christin Leah Sharibu ist seit fünf Jahren in Gefangenschaft der Boko-Haram, weil sie sich weigerte, Jesus zu verleugnen.
Symbolbild: Leah Sharibu ist für viele zur Heldin des Glaubens geworden.
Foto: IMAGO/Florian Gaertner (www.imago-images.de) | Symbolbild: Leah Sharibu ist für viele zur Heldin des Glaubens geworden.

Seit fünf Jahren ist sie im Nordosten Nigerias in der Hand ihrer Entführer: Leah Sharibu. Einzelheiten über ihr Schicksal wurden jetzt bekannt. Die 14-Jährige gehörte zu den 110 Mädchen des Government Girls' Science and Technical College in Dapchi,  Bundesstaat Yobe, die am 19. Februar 2018 nachts von Terroristen der „Westafrikanischen Provinz des Islamischen Staates“ (ISWAP), einer Boko-Haram-Fraktion, entführt wurden. Yobe und der angrenzende Bundesstaat Borno gelten als Hochburgen von Boko Haram und weiterer Splittergruppen. 104 Schülerinnen des staatlichen Internats wurden wieder freigelassen, weil sie Musliminnen waren, fünf starben bei der Entführung. Ein Mädchen aber wurde von Boko Haram nicht freigelassen: Leah Sharibu. Denn als die Terroristen fragten „Ist unter euch eine Christin?“ hob sie als einzige die Hand.  Aufgefordert, das islamische Glaubensbekenntnis zu sprechen, erklärte die 14-Jährige nach Angaben des Schweizer Portals Livenet: „Ich werde Jesus nicht verleugnen“. Ihre Entführer kündigten an, Leah ihr Leben lang als Sklavin zu halten.

Lesen Sie auch:


Über die Situation von Leah Sharibu in der Gefangenschaft gibt es widersprüchliche Informationen. Berichte etwa, sie habe ihrem christlichen Glauben abgeschworen oder sich von einem Mann, mit dem sie zwangsverheiratet wurde, „scheiden“ lassen, sollen nach Ansicht von Henrietta Blyth, Direktorin des christlichen Hilfswerks  „Open Doors“, dazu dienen, die nigerianischen Christen zu entmutigen.  Die Eltern Nathan und Rebecca Sharibu, unbeirrt von zweifelhaften Berichten und Gerüchten, richteten an die nigerianische Regierung die Frage: „Wenn  lokale Sicherheitsquellen Informationen über Leahs Aufenthaltsort haben, wo sind dann die nigerianischen Streitkräfte? Warum kümmert sich die Regierung nicht um ihre Freilassung?“. In der Erklärung heißt es weiter: „Unsere Familie ist nach wie vor traurig über die Gefangennahme und die andauernde Inhaftierung unserer Tochter. Wir fordern die Freilassung von Leah Sharibu und allen anderen, die sich in den Händen von Terroristen befinden.“

Der Erzbischof von Lagos, Alfred Adewale Martins, forderte das Staatsoberhaupt des Landes auf, „alles in seiner Macht Stehende zu tun ..., um ihre Freilassung sicherzustellen". Die Katholische Bischofskonferenzen von Nigeria (CBCN) forderte die Regierung auf, ihre Bemühungen zu verdoppeln und Leahs Freiheit zu sichern. „Wir nutzen dieses Medium, um an die nigerianische Bundesregierung zu appellieren, die Verhandlungen über die bedingungslose Freilassung von Leah ohne weitere Verzögerung fortzusetzen“, sagte der Generalsekretär der CBCN, Pater Ralph Madu, gegenüber Vatican News. Pater Madu fügte hinzu, dass die Entführungen, der Tod der fünf Dapchi-Schülerinnen und Leahs derzeitiger Leidensweg eine deutliche Erinnerung daran seien, wie schwierig es geworden sei, in Nigeria Christ zu sein. „Leah ist in der Tat zu einem Symbol für das Leiden, die Verfolgung, die Herausforderungen und die Einschüchterung geworden, denen Christen in Nigeria täglich ausgesetzt sind, weil sie ihren Glauben vor allem in der Öffentlichkeit zum Ausdruck bringen“, sagte Pater Madu.

Pastor: Erzwungene Konversion ändert nichts an der Strahlkraft Leahs

Auch der protestantische Pastor Gideon Para-Mallam wies  auf das Schicksal des Mädchens hin.  Para-Mallam, Förderer von Frieden und Versöhnung aus Jos, Zentralnigeria, und Gründer der „Para-Mallam Friedensstiftung“ sagte im Gespräch mit dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“: „Einige Nachrichten, die ich über Leah erhalten habe sind beunruhigend. Die gute Nachricht jedoch ist, dass Leah noch am Leben ist“, erklärte Para-Mallam, der in engem Kontakt mit der Familie des Mädchens steht. Berichten, Leah sei mittlerweile zum Islam konvertiert, hielt der Pastor entgegen: „Wäre dies eine freiwillige oder erzwungene Konversion? Vergessen Sie nicht, dass Leah in erster Linie festgehalten wurde, weil sie sich im jungen Alter von 14 Jahren entschied, ihrer christlichen Überzeugung treu zu bleiben. Was für eine Heldin des Glaubens Leah ist!“

Leider ist Leahs Schicksal kein Einzelfall, erinnerte der Geistliche: „Außer Leah sind noch einige der Chibok-Mädchen unauffindbar.“ Bereits im April 2014 waren in Chibok im Bundesstaat Borno 276 Schülerinnen von Boko-Haram-Kämpfern entführt worden, die meisten zwischen 12 und 17 Jahren. Ihr Schicksal hatte international Bestürzung ausgelöst. Ein kleiner Teil der entführten Mädchen konnte sich kurz nach der Entführung aus eigener Kraft befreien. Von den anderen Schülerinnen fehlte lange Zeit jede Spur.  Im Laufe der Jahre wurden viele der Mädchen wieder freigelassen oder vom Militär gefunden, aber 98 Mädchen werden bis heute vermisst. Seit der Entführung der Schülerinnen aus Chibok durch Boko Haram wurden zahlreiche Schulen angegriffen und die Schülerinnen entführt, vergewaltigt, getötet oder zur „Ehe“ gezwungen. Die nigerianischen Behörden haben jedoch bisher keine einzige glaubwürdige Untersuchung zu den Sicherheitsmängeln unternommen, die zur Entführung der Schülerinnen führten.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Carl-Heinz Pierk Bischofskonferenz Boko Haram Erzbischöfe Islamischer Staat Kirche in Not Open Doors Pfarrer und Pastoren

Weitere Artikel

Im Sahel wächst der islamistische Terrorismus. Wie christliche Pastoral dennoch überleben kann, schildert "Kirche in Not"-Präsidentin Regina Lynch.
02.02.2024, 09 Uhr
Carl-Heinz Pierk

Kirche

Yannick Schmitz, Referent beim Berliner Vorortspräsidium des Cartellverbandes, sieht gute Gründe dafür, dass der Verband künftig wahrnehmbarer auftritt.
27.04.2024, 13 Uhr
Regina Einig
Jesus macht sich eins mit dem Volk der Sünder - auch im Gebet, meint Papst Franziskus in einer Katechese über das Beten.
28.04.2024, 17 Uhr
Papst Franziskus