Nachdem in der vergangenen Woche an die Medien durchgestochen wurde, dass der Oberste Gerichtshof der USA das umstrittene Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ zur Abtreibungsfrage wohl bald kippen wird, haben teils gewaltsame Übergriffe gegen Personen und Lebensschutz-Organisationen zugenommen.
Brett Kavanaugh und John Roberts bedroht
Davon betroffen waren auch die beiden Richter am „Supreme Court“ Brett Kavanaugh und der Vorsitzende des Gerichts, John Roberts. Beide wohnen in derselben Gegend in der US-Hauptstadt Washington. Wie das katholische US-Portal „Catholic News Agency“ berichtet, marschierten am Wochenende etwa 100 Demonstranten an ihren Wohnhäusern vorbei und riefen: „Wenn ihr uns unsere Entscheidungsfreiheit wegnehmt, werden wir randalieren.“ Eine weitere Parole lautete: „Die ganze Welt sieht zu.“ Kavanaugh gilt als einer derjenigen Richter am Obersten Gerichtshof, die bereit sind, "Roe vs. Wade" zu kippen. Bei John Roberts ist dies jedoch nicht sicher. Der konservative Jurist stimmte in der Vergangenheit oft mit den linksliberalen Richterkollegen.
In der Stadt Madison im US-Bundesstaat Wisconsin fiel das Büro der Lebensschutz-Organisation „Wisconsin Family Action“ einem Brandanschlag zum Opfer. Polizeiangaben zufolge sei ein Molotowcocktail in das Gebäude geworfen worden, der jedoch nicht explodierte. Zudem wurde ein weiterer Brandsatz gelegt. Das Gebäude wurde auch mit Graffiti beschmiert, unter anderem mit dem Satz: „Wenn Abtreibungen nicht sicher sind, dann seid ihr es auch nicht.“
Biden-Sprecherin verurteilt Gewalt
Im Bundesstaat Colorado nahmen die aggressiven Abtreibungsbefürworter auch eine Kirche ins Visier: Der Slogan „Mein Körper, meine Entscheidung“ wurde auf ein Gotteshaus in der Stadt Fort Collins gesprüht. Zudem wurde die Kirche von außen beschädigt. In der benachbarten Stadt Boulder war zuvor bereits eine Kirche mit ähnlichen Schriftzügen beschmiert worden. Weitere Anschläge gab es in den Bundesstaaten Maryland, New York, Oregon, Texas und Virginia.
Die US-Regierung verurteilte indes die Gewalt gegen Vertreter und Institutionen des Lebensschutzes. US-Präsident Joe Biden glaube „fest an das verfassungsmäßige Recht auf Protest“, twitterte dessen Pressesprecherin, Jen Psaki. Dies dürfe jedoch niemals in Gewalt, Drohungen oder Vandalismus ausarten. Richter müssten in der Lage sein, ihre Arbeit ohne Sorge um ihre persönliche Sicherheit zu erledigen. DT/mlu
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