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US-Umfrage zeigt differenzierten Blick auf Abtreibung

61 Prozent der US-Amerikaner sind zwar grundsätzlich für straffreie Abtreibungen. Es gibt jedoch deutliche Differenzierungen innerhalb dieser Gruppe. Auch der Fortschritt der Schwangerschaft spielt eine Rolle.
Demonstrant in Washington
Foto: IMAGO/Christy Bowe (www.imago-images.de) | Das „Pew Research Center“ führt seine Erhebung zur Abtreibungsfrage bereits seit 27 Jahren durch. Unterm Strich hat sich in der Meinung der US-Bürger seit Beginn der Umfrage 1995 kaum etwas geändert

In der Frage der rechtlichen Regelung von Abtreibung ist die Meinung einer Mehrheit der US-Amerikaner offenbar nuancierter und lässt sich mithilfe der beiden Kategorien „für“ oder „gegen“ legale Abtreibungen nicht hinreichend veranschaulichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des in Washington ansässigen „Pew Research Center“.

Demnach sind zwar 61 Prozent der erwachsenen Amerikaner grundsätzlich für einen straffreien Zugang zu Abtreibung. Jedoch gibt es in dieser Gruppe deutliche Unterschiede. Nur 19 Prozent der Befragten sind der Ansicht, Abtreibung sollte „in allen Fällen und ohne Ausnahme“ legal sein. Weitere sechs Prozent sind dafür, dass Abtreibung grundsätzlich erlaubt sein sollte, jedoch mit einigen Ausnahmen, in denen Abtreibung verboten sein sollte. Der überwiegende Teil der tendenziell abtreibungsbefürwortenden Gruppe, 36 Prozent, sind der Meinung, dass Abtreibung „in den meisten Fällen“ legal sein sollte.

37 Prozent tendenziell für Abtreibungsverbot

Dem gegenüber steht eine Gruppe von 37 Prozent, die tendenziell für ein Abtreibungsverbot plädieren. Unter ihnen sind acht Prozent dafür, dass Abtreibung „in allen Fällen und ohne Ausnahme“ verboten sein sollte. Zwei Prozent sind für ein grundsätzliches Verbot, allerdings mit Ausnahmen in manchen Fällen. 27 Prozent sind dafür, dass Abtreibung „in den meisten Fällen verboten“ sein sollte.

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Die Erhebung wurde vom 07. bis 13. März unter 10.441 erwachsenen US-Bürgern durchgeführt – somit noch bevor der Entwurf einer Urteilsschrift des „Supreme Court“ an die Medien durchgestochen wurde, aus der hervorgeht, dass der Oberste Gerichtshof wohl das umstrittene Grundsatzurteil „Roe vs. Wade“ kippen wird.

Von denjenigen, die legale Abtreibungen grundsätzlich befürworten (61 Prozent), sind 56 Prozent der Ansicht, dass die Dauer der Schwangerschaft bestimmen sollte, ob eine Abtreibung erlaubt ist oder nicht. Im Gegenzug sind wohl auch viele derjenigen, die für ein grundsätzliches Abtreibungsverbot sind (37 Prozent) der Meinung, dass es auf die Umstände ankommt, ob Ausnahmen erlaubt sind oder nicht. So würden 46 Prozent dieser Gruppe Abtreibungen erlauben, wenn die Gesundheit oder das Leben der Mutter bedroht ist. 36 Prozent meinen, eine Abtreibung sollte im Fall einer Vergewaltigung erlaubt sein.

42 Prozent der Katholiken für Abtreibungsverbot

Das „Pew Research Center“ führt seine Erhebung zur Abtreibungsfrage bereits seit 27 Jahren durch. Unterm Strich hat sich in der Meinung der US-Bürger seit Beginn der Umfrage 1995 kaum etwas geändert. 1995 befürworteten 60 Prozent der Befragten tendenziell legale Abtreibungen, heute sind es 61 Prozent. 38 Prozent waren 1995 tendenziell dagegen, heute sind es 37 Prozent.

Wie zu erwarten zeigt die Erhebung auch abhängig von der Parteizugehörigkeit deutliche Unterschiede in der Bewertung der Abtreibungsfrage auf. Während von den Republikanern nur sechs Prozent sagen, dass Abtreibungen ausnahmslos in allen Fällen erlaubt sein sollten, beträgt der Wert bei den Demokraten 30 Prozent. Dass Abtreibungen meistens erlaubt sein sollte, meinen 31 Prozent der Republikaner und 50 Prozent der Demokraten. Die gegenteilige Behauptung – Abtreibungen sollten meistens verboten sein – teilen 47 Prozent der Republikaner, jedoch nur 15 Prozent der Demokraten. Republikaner und Demokraten nähern sich einander an, wenn es darum geht, ob die Dauer einer Schwangerschaft eine Rolle dabei spielen sollte, ob eine Abtreibung erlaubt ist oder nicht. Dem stimmen 56 Prozent der Republikaner und 52 Prozent der Demokraten zu. 

Betrachten man die Frage nach Konfession, sind es weiße Evangelikale, die Abtreibung am kritischsten sehen: 74 Prozent von ihnen sind der Meinung, Abtreibung sollte meistens oder in allen Fällen verboten sein. Von den Katholiken sind 42 Prozent dieser Ansicht. Weiße Protestanten exklusive der Evangelikalen teilen diese Meinung zu 37 Prozent, schwarze Protestanten zu 28 Prozent.  DT/mlu

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