Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Gastbeitrag

Eine geistliche Chance für Nahost

Der Waffenstillstand eröffnet einen Raum für Hoffnung, schreibt Michael Schnieders, Statthalter der Deutschen Statthalterei des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, in einem Gastbeitrag.
Freude in Israel über Freilassung der Geiseln
Foto: IMAGO/Ori Aviram (www.imago-images.de) | Ein Waffenstillstand allein vermag das Leid nicht aufzulösen. Doch er schenkt Raum, dass Hoffnung wachsen kann, dass Menschen Kraft schöpfen und dass das christliche Zeugnis neu Gestalt gewinnt.

Die jüngste Einigung auf einen Waffenstillstand im Gazastreifen hat viele Hoffnungen geweckt. Für die Christen im Heiligen Land ist sie ein ermutigendes Zeichen in einer Wirklichkeit, die seit Jahren von Prüfungen, Belastungen und Abwanderung geprägt ist. Jeder Ansatz zu mehr Frieden eröffnet neue Möglichkeiten zum Stärken des geistlichen Lebens, zum Feiern der Liturgie und zum Erneuern der Gemeinschaft in den Pfarreien des Patriarchats.

Lesen Sie auch:

Die christliche Minderheit im Heiligen Land lebt in zerbrechlichen Strukturen. Ungeachtet dessen bewahrt sie seit Jahrhunderten eine erstaunliche Standhaftigkeit. Trotz widriger Umstände halten viele Christen unbeirrt an ihrem Glauben fest und tragen ihn im Alltag. Ihre Kirchen und Institutionen sind Orte der Zuversicht, an denen Trost gespendet, Bildung ermöglicht und Gemeinschaft gelebt wird. Ihr beharrliches Vertrauen erinnert daran, dass Glauben auch in widrigen Zeiten trägt.

Den Christen im Heiligen Land zur Seite stehen

Aus Sicht der Deutschen Statthalterei des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem liegt die Bedeutung der aktuellen Entwicklung vor allem in der geistlichen Chance, die sie eröffnet. Unser Auftrag ist es, den Christen im Heiligen Land zur Seite zu stehen – durch Gebet, durch konkretes Unterstützen und durch das Fördern von Pilgerfahrten, die die Verbindung zwischen den Gemeinden vor Ort und den Gläubigen weltweit vertiefen.
Jede Pilgerreise und jedes Gebet schafft dabei nicht nur Brücken der Solidarität, sondern auch Quellen neuer Hoffnung für die Gemeinschaften vor Ort.

Ein Waffenstillstand allein vermag das Leid nicht aufzulösen. Doch er schenkt Raum, dass Hoffnung wachsen kann, dass Menschen Kraft schöpfen und dass das christliche Zeugnis neu Gestalt gewinnt. Für die Christen im Heiligen Land ist dies ein Moment, in dem die Treue zu Christus erfahrbar bleibt und Gemeinschaft sichtbar wird. Für uns, die wir mit ihnen verbunden sind, bedeutet es den Auftrag, diese Hoffnung zu teilen, zu stützen und weiterzutragen – in Solidarität, in Treue zum Evangelium und im Bewusstsein, dass das Heilige Land die bleibende Mitte unseres Glaubens war, ist und bleiben muss.


Der Autor ist Statthalter der Deutschen Statthalterei des päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Michael Schnieders Christen Evangelium Heiliges Land Jesus Christus Päpste Waffenruhen

Weitere Artikel

Noch sind nicht alle Probleme gelöst, ja nicht einmal alle Fragen gestellt. Aber die ersten Schritte in Richtung Frieden in Nahost sind vereinbart.
09.10.2025, 11 Uhr
Stephan Baier
Der Alltag der angestammten Christen im Heiligen Land ist schwer und vielfach bedrückend. Wie halten sie in dieser Lage durch?
31.08.2025, 15 Uhr
Reinhold Then

Kirche

Von Parteipolitik sollte die Kirche Abstand halten, von einer ethischen Bewertung der Politik allerdings nicht.
16.10.2025, 15 Uhr
Stephan Baier
Zu den ersten beiden Heiligen Venezuelas überhaupt gehört ab Sonntag der selige José Gregorio Hernández. Schon lange wird er landesweit verehrt.
15.10.2025, 16 Uhr
Meldung
Österreichs Medien erwarten die unmittelbar bevorstehende Ernennung des seit Januar amtierenden Apostolischen Administrators zum Nachfolger von Kardinal Christoph Schönborn.
15.10.2025, 19 Uhr
Meldung