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Eine Friedenschance für das Heilige Land

Noch sind nicht alle Probleme gelöst, ja nicht einmal alle Fragen gestellt. Aber die ersten Schritte in Richtung Frieden in Nahost sind vereinbart.
Einigung zwischen Israel und Hamas
Foto: IMAGO / Bestimage | Mit Recht gefeiert wird in Israel, denn die 20 noch lebenden Geiseln und die Leichen der Getöteten werden nach Hause kommen.

Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Auch der zu einem Frieden in Nahost. Deshalb darf die Einigung, die in der vergangenen Nacht auf die ersten Punkte des von Donald Trump formulierten und forcierten 20-Punkte-Plans gefunden wurde, durchaus als historischer Durchbruch gefeiert werden. Die fatale Logik von Gewalt und Gegengewalt ist damit durchbrochen, weiteren diplomatischen Schritten wird eine Chance gegeben. Das ist angesichts der Lage, in der sich das Heilige Land seit dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel vor zwei Jahren befand, eine erfreuliche Sensation – und weit mehr, als man noch vor zehn Tagen hoffen konnte.

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Zunächst sollen die Waffen schweigen und die israelische Armee sich auf eine vereinbarte Linie zurückziehen. Damit können die zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen aufatmen. Mit Recht gefeiert wird aber auch in Israel, denn die 20 noch lebenden Geiseln und die Leichen der Getöteten werden nach Hause kommen. Dass viele der palästinensischen Gefangenen, die im Gegenzug freigelassen werden, Verbrecher sind, mag für viele Israelis schmerzlich sein.

Hoffnung für Israelis und Palästinenser

Umso wichtiger ist der nächste Schritt, nämlich die vollständige Entwaffnung der Hamas und anderer Terroristen. Trumps Friedensplan sieht vor, dass all jene Hamas-Mitglieder, die die Waffen niederlegen und zu einer friedlichen Koexistenz bereit sind, eine Amnestie erhalten. Die Details dazu werden noch verhandelt werden müssen: An wen und unter wessen Kontrolle sollen die Terroristen ihre Waffen abgeben? Wer kontrolliert die Einhaltung der Verpflichtungen, wer sanktioniert Verstöße?

Noch ist nicht Frieden im Heiligen Land. Noch sind nicht alle Probleme gelöst und nicht einmal alle Fragen gestellt. Wer solches erwartet oder erhofft hatte, ist mit der nahöstlichen Wirklichkeit wohl auch zu wenig vertraut. Doch nach zwei horriblen Jahren ist ein erster Schritt in die richtige Richtung getan.

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, analysierte mit dem ihm eigenen Klarblick, „dass dies nur der Anfang einer neuen Phase ist, in der wir beginnen können, nicht mehr über Krieg nachzudenken, sondern darüber, wie wir nach dem Krieg wieder aufbauen können“. Die Einigung auf diese ersten Schritte gebe „etwas mehr Vertrauen in die Zukunft und schenkt den Menschen, sowohl Israelis als auch Palästinensern, Hoffnung“. Und das ist in diesem Wetterwinkel der Weltpolitik nicht wenig.

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Stephan Baier Donald Trump Hamas Heiliges Land Waffenruhen

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