Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Köln

EWTN TV Programm: Wir orientieren uns am Lehramt der Kirche

Was als Projekt zur Reevangelisierung der Kirche in den USA begann, hat auch in Deutschland einen vitalen Ableger hervorgebracht: Das deutschsprachige Programm von Eternal Word Television Network (EWTN) feiert 20 Jahre auf Sendung.
Martin Rothweiler trifft auf Papst Franziskus
Foto: © Servizio Fotografico - Vatican Media | Der Programmdirektor von EWTN, Martin Rothweiler, trifft auf Papst Franziskus. Mutter Angelica, die Gründerin des Sendernetzwerkes, ist im Bild dabei.

Herr Rothweiler, EWTN wurde vor vierzig Jahren gegründet. In Deutschland ist der Sender seit genau 20 Jahren aktiv. Sie haben ihn hierzulande etabliert. Wie schwer war das im Rückblick?

Als ich im Juli 2000 mit dem Aufbau von EWTN.TV im Souterrain unseres Privathauses begann, konnte man den Sender in Deutschland technisch kaum empfangen, weil er nur über den Satelliten Hotbird zu sehen war. Und es gab noch kein deutsches Programm. Die erste deutschsprachige Sendung ging am 29. Oktober 2000 on air. Alles andere war in Englisch. Der Sender war hierzulande ja völlig unbekannt. Denkbar schlechte Bedingungen für den Aufbau eines katholischen Senders für das deutschsprachige Europa, der allein aus Spenden finanziert werden sollte, wie das übrigens weiterhin der Fall ist. Überall begegnete man vor allem Skepsis ob eines solchen Unterfangens. Die erste Beilage schaltete ich damals bei der „Tagespost“ und fand so die ersten Zuschauer. Es gab Momente, wo wir kurz vor dem Scheitern standen, weil einfach die nötigen Mittel nicht mehr zur Verfügung standen. Das war 2002, nach zwei Jahren der Fall. Da bin ich dann zum Arbeitsamt gegangen und habe erst einmal ehrenamtlich weitergemacht.

Wie ging es weiter?

Gefühlte „kurz nach 12“ kamen dann helfende Hände, die es ermöglicht haben, die Mission fortzusetzen. Es gab immer wieder schlaflose Nächte und neue Herausforderungen. Es war ja nicht so, als ob EWTN in den USA den Entschluss gefasst hätte, nach Deutschland zu gehen. Vielmehr war es eine Gruppe von Personen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die den Fernsehsender von Mutter Angelica in den USA entdeckt hatten und überzeugt waren, dass wir einen solchen katholischen Sender im deutschsprachigen Europa brauchen.

Lesen Sie auch:

Hat Mutter Angelica am Aufbau des Senders Anteil genommen?

Ich bin Mutter Angelica zum ersten Mal im August 1999 begegnet. Die Persönlichkeit dieser Ordensfrau hat mich zutiefst beeindruckt: bodenständig, humorvoll, mit großer Treue und Liebe zu Kirche, mit Christus offensichtlich in inniger Beziehung und mit einem enormen Vertrauen in die Vorsehung. Es war zwar ihre Vision, dass sich EWTN weltweit ausbreiten möge, als sie am 12. Dezember 1980, am Fest der Muttergottes von Guadalupe vor 40 Jahren EWTN gründete und den Sender der Guadalupe weihte. Aber sie hatte noch nicht daran gedacht, konkret in Deutschland zu beginnen. Am Ende unseres Gesprächs sagte sie dann zu einem Kollegen gewandt „I think, he can do it.“ („Ich glaube, er kann's machen.“). Auch wenn ich mich mit Rücksicht auf meine Familie nicht direkt dafür entschieden hatte, war dieser Augenblick letztlich der Impuls zu dem, was ich heute als meine Berufung ansehe.

„Wir erreichen Menschen, die sonst nicht mehr erreicht werden“

Gab es deutsche Bischöfe, die den Aufbau unterstützt haben?

Eine unmittelbare finanzielle Unterstützung haben wir nie erhalten. Wir erleben aber durchaus eine zunehmende Wertschätzung unserer Arbeit. Es gibt auch konkrete projektbezogene Kooperationen, wie etwa bei den Übertragungen von Heiligen Messen aus dem Kölner Dom, bei der Samstagvorabendmesse aus Kevelaer im Bistum Münster oder bei Übertragungen wie von der „Adoratio“ im Bistum Passau oder Eucharistiefeiern aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart. Beim Weltjugendtag in Panama hatte man uns beispielsweise seitens der Deutschen Bischofskonferenz gebeten, Kooperationspartner zu sein, so dass unsere Live-Übertragungen übernommen wurden. Ich wünschte mir allerdings viel mehr Werbung seitens der Bischöfe für katholische Sender wie dem unsrigen. Denn wir erreichen Menschen, die sonst nicht mehr erreicht werden.

Erreichen Sie tatsächlich auch der Kirche Fernstehende?

Überwiegend, aber bei Weitem nicht nur, erreichen wir sicher Menschen, die im Glauben gestärkt werden wollen und diese Stärkung anderswo nicht erfahren, weder in der Familie noch in ihrer Pfarrei. Wir treffen mit unserem Programm auf Alleingelassene, Arme, Kranke, Menschen, die im wahrsten Sinne des Wortes an der Peripherie leben. Allein das ist schon ein wichtiger Dienst. Ich habe nie verstanden, wenn Leute vorwurfsvoll meinten, wir erreichten ja nur die, die ohnehin schon glauben. Unsere Aufgabe ist es, das Wort Gottes so weit wie möglich auszusäen. Die eigentliche Arbeit muss dann Gott selbst tun. Und da erleben wir in der Tat Konversionen, Menschen die scheinbar zufällig durch Zappen auf unseren Sender stoßen. Das können Fernstehende sein oder auch Christen anderer Konfessionen. So hat erst jüngst eine evangelische Zuschauerin gesagt, dass sie dank EWTN erst verstanden habe, was wir Katholiken unter der Eucharistie verstehen, und sie sich nun stärker zur Heiligen Messe hingezogen fühle und mehr darüber erfahren möchte.

Lesen Sie auch:

In Deutschland hat die katholische Kirche viel Senderaum im Fernsehen, zum Beispiel das Wort zum Sonntag. Aber auch Gottesdienste werden übertragen. Sehen Sie sich in Konkurrenz zu diesen Angeboten?

Wir sind keine Konkurrenz zu den Angeboten der kirchlichen Programme im öffentlich-rechtlichen Fernsehen oder bei den großen privaten Sendern. Da werden andere Zielgruppen erreicht, auch wenn es sicher Überschneidungen gibt. Wir können indes Vieles bieten, was diese Sender so nicht können. Denken Sie an die täglichen Heiligen Messen, die regelmäßigen Live-Übertragungen mit dem Papst, umfangreiche Berichterstattungen von Weltjugendtagen, Weltfamilientreffen, Bischofssynoden, Sendungen, die die Glaubenskenntnis vertiefen, Sendungen, die zu gemeinsamem Gebet aufrufen und vieles andere mehr. Wir reden viel davon, wie wichtig die Vielfalt ist. Da erweitern wir vor allem das Programmangebot im religiösen, kirchlichen Bereich.

Die Menschen vertrauen dem Sender

Mutter Angelica richtete sich mit ihrer Gründung gegen eine von ihr als zu liberal empfundene US-Kirche. Versuchen Sie auch, sich in innerkirchlichen Debatten wie etwa dem Synodalen Weg zu positionieren?

Wenn man bei EWTN einschaltet, sollen die Menschen wissen, dass sie sich darauf verlassen können, dass sich die Inhalte unserer Sendungen am Lehramt der katholischen Kirche orientieren und nicht an persönlichen Meinungen. Deshalb haben die Menschen auch Vertrauen in unseren Sender. Wir versuchen bei strittigen Themen deutlich zu machen, was die katholische Kirche dazu sagt. Dass das mit Wünschen von Teilnehmern des Synodalen Wegs nicht übereinstimmt, dürfte klar sein. Wer etwa hinsichtlich der Forderung nach dem Frauenpriestertum immer wieder formuliert, die Kirche sei nur noch nicht so weit, es sei für diesen Schritt nur zu früh, der steht im klaren Widerspruch zur bestehenden Lehre der Kirche. Wenn Klarstellungen ausbleiben, dann irritiert das viele Gläubige und der Prozess trägt dann zu weiterer Verunsicherung bei. Wir müssen als Kirche viel besser erklären, warum die Kirche lehrt, was sie lehrt. Das ist aus meiner persönlichen Erfahrung in der Vergangenheit weitestgehend ausgeblieben. Auch deshalb ist EWTN heute so wichtig.

 

Festgottesdienst am 20.12.2020 um 18 Uhr live aus dem Altenberger Dom: 

 


Hintergrund:

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV (Eternal Word Televison Network) feiert 20 jähriges Bestehen in Deutschland. EWTN wurde 1981 von der Franziskanerklarissin Mutter Angelica in Birmingham (Alabama/USA) gegründet. Was als kleines Projekt in einer Garage begann, entwickelte sich bald zu etwas großem: Heute ist EWTN der weltweit größte katholische Fernsehsender und erreicht 350 Millionen Haushalte in über 145 Ländern. 

Für die Zukunft hat EWTN Deutschland es sich zum Ziel gesetzt, in jedem TV-Haushalt im deutschsprachigen Europa präsent zu sein. Außerdem sollen vor allem durch Call-in-Sendungen noch mehr Menschen erreicht werden, die auf der Suche sind, um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten. Am Samstag, 12. Dezember um 18 Uhr feiert der katholische Sender eine Dankmesse im Altenberger Dom. 

Informationen zum Empfang von EWTN.TV:

www.ewtn.de

EWTN in den sozialen Medien: 

https://facebook.com/ewtnde
https://twitter.com/ewtnDE
https://www.instagram.com/ewtnde/

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Oliver Maksan Bischof Bistum Münster Bistum Passau Diözese Rottenburg-Stuttgart EWTN (Eternal Word Television Network) Evangelische Kirche Heilige Messe Jesus Christus Katholikinnen und Katholiken Päpste Weltjugendtag

Weitere Artikel

Die Kongregation der "Dienerinnen der Armen" in Frankreich ist für junge Frauen attraktiv, die ein Apostolat in der Welt mit dem ursprünglichen benediktinischen Geist verbinden wollen.
04.02.2024, 07 Uhr
Franziska Harter
Der letzte Band des Gefängnistagebuchs von Kardinal Pell dokumentiert den Freispruch und seinen tiefen Glauben.
17.01.2024, 07 Uhr
Manfred Spieker
Kardinal Jean-Claude Hollerich und der Dominikanerpater Timothy Radcliffe luden zu Beginn der zweiten Versammlungswoche der Weltsynode zu offenen Auseinandersetzungen nach dem Vorbild Jesu ...
10.10.2023, 10 Uhr
Meldung

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott