Eigentlich kann es den Nagelsmännern egal sein, wer heute Abend als ihr Achtelfinalgegner ermittelt wird. Ob Dänemark oder doch England, ob Slowenien oder Serbien – „Hauptsache Dortmund“, ließe sich, frei nach Andreas Möller, dekretieren. Im dortigen Westfalen-Stadion nämlich kämpft die deutsche Elf am Samstag um den Einzug in das Viertelfinale. Ein Selbstläufer wird das wohl nicht, wie das letzte Vorrundenspiel gegen die Eidgenossen zeigte, die sich am Sonntag keineswegs so löchrig wie ein Schweizer Käse präsentierten.
Mögen die Deutschen, wie Toni Kroos nach dem Abpfiff meinte, das Spiel auch über weite Strecken kontrolliert haben, gegen die hochstehenden Schweizer taten sich die Nagelsmänner schwer. Selbst „die Legende“ dirigierte seine Mitspieler nicht mit derselben Präzision und Eleganz wie in den Spielen zuvor. Mag der viel gescholtene Frankfurter Rasen auch so rutschig wie das dortige Börsenparkett gewesen sein, als Ausrede taugt er nicht. Schließlich spielten die Schweizer auch auf ihm.
Hoffnungsvoll stimmt da, dass mit Nico Schlotterbeck, David Raum und Niclas Füllkrug sich auch die Mehrheit der Einwechsel-Spieler nahtlos in die deutsche Elf einfügten. Spräche „Fülle“, wie einst das Kopfball-Ungeheuer Horst Hrubesch, hätte er wohl kommentiert: „David Flanke, ich Kopf, Tor!“ So oder so gilt: „Die Mannschaft“, einst kaum mehr als ein PR-Slogan des DFB, scheint sich unter der Führung und Anleitung von Bundestrainer Julian Nagelsmann tatsächlich gefunden zu haben.
Elf Feinde müsst ihr sein
Etwas, das man vom Kabinett unter der „Führung“ und „Anleitung“ von Bundeskanzler Olaf Scholz immer noch nicht behaupten kann. Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt scheint anders als Toni Kroos nicht nur keine Bälle verteilen zu können, sondern meist gar nicht auf dem Platz zu stehen und nur zu den Mannschaftsfotos zu erscheinen. Die linke Innenverteidigerin Nancy Faeser wirkt völlig überfordert, während die linke Außenstürmerin Annalena Baerbock allenfalls optisch „bella figura“ macht. Sechser Lisa Paus glänzt vor allem durch hinterhältige Fouls (Stichwort: Gehsteigbelästigung), die andernorts wohl Platzverweis und Spielsperre nach sich zögen, während Klara Geywitz, Steffi Lemke, Svenja Schulze und Bettina Stark-Watzinger (richtig: Wer?), vor allem die Frage aufwerfen, wann sie zuletzt einmal mit dem Spielgerät in Berührung kamen.
Im Mittelfeld stehen sich die mit Robert Habeck, Christian Lindner, Karl Lauterbach, Marco Buschmann, Hubertus Heil, Cem Özdemir und Volker Wissing dagegen die Spieler gegenseitig auf den Füßen. Getreu der „Politiker-Weisheit“, „elf Feinde müsst ihr sein“, geht hier überhaupt nichts zusammen, wohl auch, weil jeder nur für sich kämpft und eine Einigung auf eine gemeinsame Spielphilosophie nicht in Sicht ist. Allein Außenverteidiger Boris Pistorius liefert regelmäßig brauchbare Leistungen ab.
Die Ampel könnte grandios vom Platz gefegt werden
Anders als die Nagelsmänner ist das Team um Olaf Scholz seit drei Jahren torlos geblieben. Und hat damit etwas vollbracht, das selbst Manuel Neuer, Oliver Kahn oder Sepp Maier nicht geschafft haben. Leider dauert eine Legislaturperiode – anders die EM – nicht vier Wochen, sondern erstreckt sich stattdessen über vier lange Jahre. Und deshalb ist das nächste K.O.-Spiel der Männer und Frauen um Olaf Scholz auch nicht bereits am Samstag, sondern findet erst im Herbst des kommenden Jahres statt.
Sollte die Mannschaft nicht vorzeitig freiwillig das Feld verlassen, dürfte sie an den Urnen grandios vom Platz gefegt werden. Denn, um es mit dem legendären österreichischen Fußball-Lehrer Max Merkel zu sagen: Das Kabinett Scholz „spielt wie eine Parkuhr“. Es „steht rum“ und der Steuerzahler „stopft Geld rein“.
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.