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Petrus Pavlicek gründete „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“

Vor 75 Jahren gründete der vor 120 Jahren geborene Franziskaner Petrus Pavlicek die Gebetsbewegung „Rosenkranz-Sühnekreuzzug“ .
Franziskanerpatres Petrus Pavlicek und Benno Mikocki
| Die österreichischen Franziskanerpatres Petrus Pavlicek und Benno Mikocki mit der heutigen RSK-Vorstandsvorsitzenden Traude Gallhofer und ihrer Mutter bei Papst Johannes Paul II. Das Foto stammt aus dem Mai 1981.

Pater Petrus Pavlicek wusste, dass dies die Worte der Gottesmutter 1917 in Fatima waren, als er 1946 im Gebet im steirischen Wallfahrtsort Mariazell vernahm: „Tut, was ich euch sage, und ihr werdet Frieden haben!“ Er spürte, dass dies nun ein Auftrag an ihn sei. Der Franziskaner war nach Monaten in einem Kriegsgefangenenlager im französischen Cherbourg in seine österreichische Heimat zurückgekehrt, das unter der Besatzung der vier Siegermächte stand.

Pater Petrus, dem vor allem die Präsenz der atheistischen Sowjetunion und ihrer Roten Armee in Österreich Sorgen bereitete, unternahm eine Wallfahrt in den bedeutendsten Marienpilgerort des Landes, zur „Magna Mater Austriae“ in Mariazell. Dort berichtete er der Gottesmutter von den Leiden seiner Landsleute und vernahm in seinem Innern jenen Appell, den die Seherkinder in Fatima auf dem Scheitelpunkt des Ersten Weltkriegs vernommen hatten.

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Bekehrung

Der vor 120 Jahren in Innsbruck geborene und in Wien aufgewachsene Otto Pavlicek hatte sich in der Jugend vom Glauben entfernt und war mit 19 Jahren sogar aus der Kirche ausgetreten, bevor er – nach einem Künstlerleben in Breslau, Paris und London – als 35-Jähriger seine Bekehrung und Berufung erfuhr. 1937 – ein Jahr vor dem Einmarsch Hitlers in Österreich und der darauf folgenden großen Kirchenaustrittswelle – trat er in Prag bei den Franziskanern ein und erhielt den Ordensnamen Petrus. Wegen Wehrdienstverweigerung verhaftete ihn 1942 die Gestapo, ein Kriegsgericht sprach ihn aber frei. Pavlicek diente als Sanitäter an der Front, geriet 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft und wirkte als Landpfarrer in Frankreich.

Nach der Eingebung von Mariazell ging er nun daran, eine Gebetsgemeinschaft ins Leben zu rufen, die im Geist der Botschaft von Fatima für die Bekehrung der Menschen, für den Frieden und für die Freiheit Österreichs beten sollte: Vor genau 75 Jahren, am 2. Februar 1947, dem Fest der Darstellung des Herrn, gründete Pater Petrus Pavlicek mit Zustimmung des Wiener Erzbischofs, Kardinal Theodor Innitzer, jene Gemeinschaft, die bald den Namen „Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt“ (RSK) erhielt.

Großes Wachstum

Ende 1950 hatte der RSK bereits 200 000 Mitglieder, im Mai 1955 mehr als eine halbe Million, darunter den Außenminister und den Bundeskanzler Österreichs, Leopold Figl und Julius Raab (beide ÖVP). Als die Sowjetunion 1955 überraschend dem österreichischen Staatsvertrag zustimmte und damit den Weg für die volle Souveränität des Landes frei machte, sahen viele Österreicher darin eine Erfüllung ihres Gebetssturms. Auch Bundeskanzler Raab: „Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft.“ Selbst der RSK-Gründer überlegte nach 1955, ob die Aufgabe seiner Gebetsbewegung mit dem Abzug der Roten Armee aus Österreich und dem Ende der Besatzungszeit vielleicht erfüllt sei

Es war der Bischof von Fatima, João Pereira Venâncio, der ihm nun eine größere Perspektive wies: „Pater Petrus, was Sie für Österreich getan haben, das tun Sie nun für die Welt.“ In der Folge wuchs der RSK in anderen Ländern, vor allem in Deutschland, wo Rudolf Graber, der spätere Bischof von Regensburg, bei einer Fatima-Feier 1961 im württembergischen Weingarten vor 80 000 Gläubigen dazu aufrief, sich dieser Gebetsbewegung anzuschließen. Bis zu 20 000 Anmeldungen sollen damals täglich aus Deutschland in Wien angekommen sein, bis sich mehr als eine Million Deutsche dem RSK angeschlossen hatten. Die verfolgten Christen im kommunistischen Machtbereich, der bedrohte Weltfrieden und die Bekehrung der Menschen zu Gott rückten in die Mitte der Gebetsbewegung.

Beharrliches Gebet

Wie die Österreicher ihre 1955 wiedererlangte Freiheit, so brachten manche deutschen Beter den Fall der Berliner Mauer und die Wiedervereinigung in Zusammenhang mit dem beharrlichen Rosenkranz-Gebet, etwa der damals bereits emeritierte Bischof Graber oder der katholische Journalist Otto B. Roegele. Dennoch war der Rosenkranz-Sühnekreuzzug nie auf rein politische Ziele fixiert. Er lebt vielmehr, inspiriert durch die Botschaft von Fatima, von der Überzeugung, dass Gott der Herr der Geschichte ist, und dass die Gebete und Opfer der Christen das barmherzige Eingreifen Gottes in unsere Weltzeit erflehen dürfen. Pater Petrus Pavlicek hatte formuliert: „Geeintes Gebet ist eine Macht, die Gottes Barmherzigkeit auf diese Welt herabzieht.“

Der RSK hat sich darüber hinaus bis heute dem Ziel verschrieben, eine an der Heiligen Schrift und am kirchlichen Lehramt orientierte Marienverehrung zu fördern, in der die echten Anliegen der Volksfrömmigkeit bewahrt werden. Der Rosenkranz, zu dessen Gebet sich die Mitglieder verpflichten, ist der gelebte Ausdruck dieser marianischen Orientierung. Gleichzeitig versucht der RSK den Gedanken der stellvertretenden Sühne, der zum „Kern der Botschaft von Fatima“ gehöre, den Gläubigen nahe zu bringen. Gegenüber dieser Zeitung erklärt dies der langjährige geistliche Leiter des RSK, der Wiener Franziskaner-Pater Benno Mikocki, einmal so: „Wenn ich stellvertretend für andere beten kann, weshalb sollte ich nicht auch stellvertretend für andere opfern können? Die kleinen Dinge aufopfern, aber dann auch Größeres, etwa eine Krankheit. So kann auch Negatives einen Sinn gewinnen. Freilich, all das können wir nur mit der Gnade Jesu.“

Ein Gesätz am Tag

Die heute weltweit rund 700 000 Mitglieder des RSK weltweit werden angehalten, täglich zumindest ein Gesätz des Rosenkranzes für die Nöte von Kirche und Welt zu beten, Leiden und Sorgen auch im Geist der stellvertretenden Sühne zu ertragen und hilfsbereit zu sein. Aus der 1947 gegründeten österreichischen Gebetsgemeinschaft ist eine globale Aktion geworden.

Der RSK ist heute in 132 Ländern verbreitet und will einen Beitrag zur Neuevangelisierung leisten. Aus Altersgründen hat der nach wie vor dynamische Franziskaner Benno Mikocki, der 1976 Assistent von Petrus Pavlicek wurde und 1982, nach dessen Tod, sein Nachfolger, die Leitung des RSK im Oktober 2014 abgegeben. Die Patronanz übernahmen damals die Erzbischöfe von Wien und Salzburg, Kardinal Christoph Schönborn und Franz Lackner. Vorsitzende des RSK ist seit 2015 Traude Gallhofer. Bei einer Festmesse zum RSK-Jubiläumsjahr sagte vor wenigen Tagen der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, der selbst Franziskaner ist, das Gebet lasse still werden und schenke Kraft. „Das Gebet macht objektiv. Unsere Zeit braucht dringend dieses Gebet.“

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