Freude herrscht bei Österreichs Bischöfen über die Wahl von Kardinal Robert Prevost zum Papst. In einer ersten Reaktion meinte der einzige Kardinal Österreichs, der emeritierte Wiener Erzbischof Christoph Schönborn, er habe „im Herzen auf ihn getippt“. Anders als beim Konklave 2005 und 2013 war Schönborn diesmal aus Altersgründen nicht mehr wahlberechtigt. Als Bischof in Peru habe der nunmehrige Papst erfahren, was Armut ist, und er kenne auch die Situation in Lateinamerika. Franziskus habe Prevost nach Rom gerufen, weil er für die Bischofsernennungen jemanden verantwortlich wissen wollte, der die „Erfahrung eines Missionsbischofs in einem armen Land gemacht hat“, so Schönborn im ORF-Radio. Kardinal Schönborn wird am Samstagabend im Wiener Stephansdom einen feierlichen Dankgottesdienst für den neuen Papst feiern.
Mit Blick auf die Wiener Sedisvakanz sagte Kardinal Schönborn am Freitagvormittag in einem Pressegespräch in Wien, Papst Leo XIV. sei mit der Situation in der Erzdiözese Wien vertraut. Er selbst habe mehrfach die Gelegenheit gehabt, mit ihm darüber zu sprechen. „Ob es jetzt zwei oder drei Monate oder ein halbes Jahr bis zur Nachbesetzung dauert, fällt jedenfalls nicht in die Kategorie Tragödie.“
Gegengewicht zu Trump?
Hoch erfreut äußerte sich der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, der während der jüngsten Synode Kardinal Prevost näher kennenlernte. „Er möchte mit Christus Brücken schlagen zu allen in dieser oft so zerklüfteten Welt“, so Erzbischof Lackner. Persönlich kennengelernt hat den neuen Papst auch schon der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der ihn am Donnerstagabend als aufmerksamen Zuhörer würdigte. Von einer „mutigen und zukunftsweisenden Entscheidung“ sprach der österreichische Militärbischof Werner Freistetter: „Der Name Leo unterstreicht die Anliegen der ersten Sozialenzyklika. Dies und der Hintergrund seiner vielfältigen Erfahrungen befähigen ihn, Brücken zu bauen zwischen unterschiedlichen Kulturen und wohl auch in Konfliktsituationen vermitteln zu können.“
Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler wünscht dem neuen Papst, „dass er sich von den überzogenen Erwartungen, die auf ihn gerichtet sind, nicht zerreißen lässt“. Und davon gibt es, auch in Österreich, bereits jetzt reichlich: Wenige Stunden nach der Wahl des Papstes erklärten etliche Theologen und Kirchenfunktionäre bereits ihre Erwartung, Leo XIV. werde den Kurs von Franziskus fortsetzen. Dies werde „eine entscheidende Voraussetzung der Glaubwürdigkeit und Akzeptanz eines Papstes“ sein, meinte etwa der Präsident des Katholischen Laienrates Österreich, Wolfgang Mazal. Als „friedliches Gegengewicht zu Donald Trump“ sieht die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak den neuen Papst. Sie mahnte den Papst via ORF-Interview: „Leo XIV. muss integrativ wirken – nach innen wie nach außen.“ (DT/sba)
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