Solche Menschenmengen hat die katholische Welt seit der Heiligsprechung von Johannes Paul II., den Weltjugendtagen oder dem Papstbesuch in Manila nicht mehr gesehen: Zur Abschlussmesse des Internationalen Eucharistischen Kongresses (IEC) am Samstagnachmittag vor dem Parlament in Budapest schien das gesamte katholische Ungarn auf den Beinen zu sein.
Einige zehntausend Gläubige hatten ihre Sitzplätze auf dem nach dem ungarischen Freiheitskämpfer Lajos Kossuth benannten Platz vor dem Parlament, aber eine weit größere Menge sammelte sich jenseits der Absperrung und in den umliegenden Straßen, um an der Messe und an der eucharistischen Prozession durch die Hauptstadt Ungarns teilzunehmen.
Messe berührt die Herzen
„Die Heilige Messe berührt die Herzen der Menschen auch heute“, sagte der Primas von Ungarn und Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Péter Erdö, in seiner Predigt. Unter den gut hundert konzelebrierenden Bischöfen waren, unmittelbar neben dem ungarischen Kardinal, auch der jüngst emeritierte Präfekt der Liturgiekongregation, Kardinal Robert Sarah, und der Erzbischof von Quito in Ecuador, Alfredo José Espinoza.
Letzterem überreichte Kardinal Erdö am Ende der Messe eine Miniatur des Missionskreuzes, das zum Symbol des Eucharistischen Kongresses erklärt worden war, denn in Quito wird 2024 der nächste Internationale Eucharistische Kongress stattfinden. „Wir haben von dem großen Leid ihres Volkes während der Corona-Pandemie gehört. Ihre Vorbereitungen auf den Eucharistischen Kongress 2024 begleiten wir mit unserem Gebet“, sagte Erdö unter dem Jubel einer größeren Delegation aus Ecuador.
Patriarch Bartholomaios wirbt für die Einheit



Unter den Ehrengästen der Abschlussmesse war neben dem stellvertretenden Regierungschef Ungarns, Zsolt Semjén, und Erzherzog Michael von Habsburg als Vertreter der ehemals regierenden königlichen Familie auch das Ehrenoberhaupt der weltweiten Orthodoxie, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios. Er erläuterte in einer Ansprache vor der Messe die orthodoxe Eucharistielehre, um dann für die Einheit der Christen zu werben: „Die Christen allüberall gehören zur gleichen spirituellen Art.“ In der Eucharistiefeier versammeln sich die Gläubigen zu einem Leib: „ohne Unterscheidung von Rasse, Geschlecht oder Alter, unabhängig von sozialem, kulturellem oder finanziellem Status“, so Bartholomaios. Diese Gemeinschaft in Liebe bilde bereits auf Erden das Reich Gottes ab.
Kardinal Erdö ging in seiner Predigt darauf ein und betonte, dass die Einheit der Christen dem Willen Christi selbst entspreche. „Unsere Welt braucht heute dringend das Zeugnis eines geeinten Christentums.“
Kirche lud Familien auf die Insel ein
Nach der Messe zogen die Gläubigen in einer eucharistischen Prozession auf abgesperrten Straßen singend und mit Kerzen durch die Innenstadt von Budapest bis zum Heldenplatz, wo Papst Franziskus am Sonntagmittag eine Messe zelebrieren wird. Dazu haben sich weit mehr als hunderttausend Gläubige schriftlich angemeldet. Mit dieser Messe endet auch der 52. Internationale Eucharistische Kongress, der wegen der Corona-Pandemie vom September 2020 auf September 2021 verschoben werden musste.
Bereits am Samstagvormittag hatten sich viele tausend ungarische Katholiken auf der Margareteninsel – einer ruhigen, grünen Oase im Herzen der pulsierenden Millionenstadt – zu einem Familientag versammelt. Katholische Orden, Bewegungen und Familien-Initiativen von Laien präsentierten dabei ihre Programme und boten Unterhaltsames für Kinder und Jugendliche. Aus Deutschland war das Osteuropa-Hilfswerk Renovabis mit einem Stand vertreten. DT/sba
Lesen Sie eine ausführliche Reportage über den Internationalen Eucharistischen Kongress in der nächsten Ausgabe Ihrer „Tagespost“.