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Der Papst ruft die deutschen Bischöfe zur Umkehr auf

Vor den römischen Gesprächen über den Synodalen Weg: Franziskus appelliert, die Glaubenswurzeln des heiligen und treuen Volk Gottes wiederzufinden.
Papst in Bahrain
Foto: Maurizio Brambatti (ANSA Pool/AP) | Papst Franziskus sprach wie üblich auf dem Rückflug am Ende seiner Reise mit Journalisten an Bord des päpstlichen Flugzeugs.

Wenn jetzt Papst Franziskus vor Journalisten auf dem Rückflug von Bahrein sagte, Deutschland habe „eine große und schöne evangelische Kirche“ und er wolle keine zweite, dann weiß natürlich jeder, was gemeint ist: der Synodale Weg. Die deutschen Bischöfe kommen in der nächsten Woche nach Rom und im Vatikan hatte man Gelegenheit, sich in die Texte der Frankfurter Synodalversammlungen zu vertiefen. Der Papst gab jetzt schon mal die Tonlage an, in der man den deutschen Episkopat mit seinem Synodalen Weg in Rom empfangen wird.

Dass man in Deutschland keine zweite protestantische Kirche brauche, hatte er schon mehrfach gesagt. „Ich will eine katholische Kirche sehen“, sagte er jetzt, die „geschwisterlich mit der evangelischen Kirche“ verbunden ist. Aber die auch weiß, auf das Volk Gottes zu hören. Nicht auf den Mainstream und nicht auf die Anhänger des Zeitgeistes, sondern, wie Franziskus am Sonntagabend betonte, „auf den religiösen Sinn des heiligen treuen Gottesvolks“.

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Von Theologen geblendet

Die deutschen Bischöfe haben sich von Theologen blenden lassen, die sich weit vom Glauben des heiligen und treuen Volk Gottes entfernt haben, die eine „Kirche der Freiheit“ (Magnus Striet) oder eine „neue Moral“ (Eberhard Schockenhoff) propagierten. Vor den mitreisenden Journalisten sagte Franziskus jetzt: „Manchmal verlieren wir den religiösen Sinn des Volkes, des heiligen, treuen Gottesvolkes, und wir verfallen in ethische Diskussionen – Diskussionen über Entwicklungen, Diskussionen, die theologische Konsequenzen haben, aber nicht den Kern der Theologie darstellen.“

Den Protagonisten des Synodalen Wegs, aber vor allem den Bischöfen, auf denen die Verantwortung der Hirten lastet, die sie nicht auf Gremien und Zentralkomitees abwälzen können, müssen solche Worte durch Mark und Bein gehen, denn es zeichnet sich in ihnen schon ab, was in der kommenden Woche im Vatikan auf die Bischöfe wartet.

Begegnung mit Jesus Christus

Franziskus nutzte die Gelegenheit im Flugzeug, auch den „Kern der Theologie“ hervorzuheben: Er wolle nicht sagen, meinte er zum Abschluss seiner Antwort, „dass wir zurückgehen sollen, nein, sondern zur Quelle der Inspiration, zu den Wurzeln. Wir alle haben eine Geschichte von Glaubenswurzeln; auch die Völker haben sie: findet sie!“ Zurück zu den Wurzeln, das heißt die Rückkehr zu dem, was für den Glauben wirklich wesentlich ist.

Der Papst lieferte das gleich mit: „Die Wurzel der Religion ist die Ohrfeige, die einem das Evangelium verpasst, die Begegnung mit dem lebendigen Jesus Christus; und von da aus die Konsequenzen, alle; von da aus der apostolische Mut, an die Peripherien zu gehen, sogar an die moralischen Peripherien der Menschen, um zu helfen... Wenn es keine Begegnung mit Jesus Christus gibt, wird es einen Ethizismus geben, der sich als Christentum tarnt. Das wollte ich sagen – es kommt von Herzen.“ Auch wenn das Wort „Ethizisimus“, für das Franziskus auf Italienisch den Begriff „eticismo“ gebrauchte, eine sprachliche Neuschöpfung des Papstes ist, so weiß man doch, was er damit meinte: Das Christentum ist keine Idee, keine Moral und kein gedankliches Konstrukt, sondern die Begegnung mit einer lebendigen Person: Jesus Christus.

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