Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Nach der Synodalversammlung

Wenn das synodal sein soll….

…dann will man lieber nicht zu einer synodalen Kirche gehören. Wer in den letzten Tagen die IV. Synodalversammlung mitverfolgt hat, dem bot sich ein trauriges Schauspiel.
Was bedeutet Synodalität?
Foto: Maximilian von Lachner (Synodaler Weg / Maximilian von L)

Die Rechnung ist aufgegangen: Mit nur sechs Gegenstimmen und zehn Enthaltungen haben die Bischöfe – bei einer überwältigenden Mehrheit der übrigen Synodalen – für die Einrichtung eines Synodalen Rates gestimmt. Wer auf ein Ende mit Schrecken gehofft hat, den erwartet nun ein Schrecken ohne Ende: Regelmäßig darf man sich in Zukunft ansehen, wie lehramtstreue Bischöfe und Laien vor den Augen der Weltöffentlichkeit gedemütigt, beschimpft, lächerlich gemacht und unter Druck gesetzt werden. 

Einen Vorgeschmack darauf bot die IV. Synodalversammlung, die von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt getagt hat. Was bedeutet Synodalität? „Wir sind auf der Suche“, lautet die Antwort der Vorsitzenden des Forums „Macht und Gewaltenteilung“, Charlotte Kreuter-Kirchhof. Wie eine Suche nach einem einfühlsamen Miteinander sah die Realität kaum aus. 

Die Erneuerung der kirchlichen Sexualehtik "abgeschossen"

„Feige aus der Hecke“ hätten die Bischöfe am Donnerstag den Grundtext zur Erneuerung der kirchlichen Sexualethik „abgeschossen“, warf man den Bischöfen, die sich satzungskonform verhalten und der kirchlichen Lehre und ihrem Gewissen verpflichtet entschieden haben, vor. Sie seien „von allen guten Geistern verlassen, vielleicht auch von Gott“, sagte ein anderer mit tränenerstickter Stimme. Die Bischöfe hätten „es zu verantworten“, so die beliebteste Formulierung. Alles Mögliche musste da von den Bischöfen „verantwortet“ werden: die Synodalen, die weinend die Versammlung verlassen und deren „hohe psychische Belastung“, zahllose Kirchenaustritte, den völligen Bedeutungsverlust der Kirche, die Spaltung der Gläubigen und ja, auch Homosexuelle, die auf der Welt gequält und verfolgt werden. 

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Homosexuelle Akte ablehnen bedeute Diskriminierung und „Diskriminierung tötet“, denn „die Lehre rechtfertigt Gewalt“. Sie ist „menschenfeindlich“. Die nächste Schlussfolgerung durften Bischöfe, die gerne eine Lanze für das christliche Menschenbild gebrochen hätten, selbst ziehen: Sie sind es höchstpersönlich, die für Morde an und Suizide von LGBTIQ*-Personen verantwortlich sind. Ein Blutbad, das sie mit ihrer Blockadehaltung anrichten. Wer es nicht mit eigenen Ohren gehört hat, wird es kaum glauben.

Sie sollen auf ihr Gewissen hören

Auf ihr Gewissen sollen sie endlich hören, sagt man ihnen. Wobei klar ist, in welchem Rahmen sich die legitimen Regungen des Gewissens zu bewegen haben. Ein Bischof, der erklärte, bei seiner Bischofsweihe versprochen zu haben, das Glaubensgut rein und unverkürzt weiterzugeben, sah sich daraufhin in die Ecke totalitärer Regime gerückt. Der unausgesprochene Vorwurf des bischöflichen Machtmissbrauchs verhärtet sich hin zu einem geradezu körperlich spürbaren Druck. Subtil baute sich im Laufe des Freitags eine Atmosphäre auf, welche in ihrer Gesamtheit am Ende nur einen Schluss zulässt: Wenn sich die widerspenstigen Synodenmuffel unter den Bischöfen noch einmal gegen das Votum der Mehrheit stellen, dann sind sie verantwortlich für alles Leid der Welt, innerhalb und außerhalb der Kirche. Die namentliche Abstimmung musste dann leicht nachvollziehbar auch den Standhaftesten hart auf die Probe stellen. Kein Wunder, dass keinem der folgenden Texte die nötige bischöfliche Mehrheit verweigert wurde.

Die Moderation von Katharina „BDKJ“ Norpoth am Samstagmorgen verschaffte übrigens einen Eindruck davon, wie die Kirche aussehen wird, wenn demnächst mehr Frauen mehr Macht in der Kirche haben. Soviel eiskalten Autoritarismus dürfte sich kein Bischof auch nur im Ansatz erlauben. Synodale, die sich höflich darum bemühen, eine geheime Abstimmung als einen geschützten Rahmen für eine Gewissensentscheidung zu erreichen, mussten sich wie Schulkinder von ihrer Oberlehrerin über den Mund fahren lassen. Frauen wie Männer – wenigstens da herrschte Geschlechtergerechtigkeit.

Mehrere Bischöfe kündigen Alleingänge an

Wie weit es um die Synodalität derer bestellt sind, die sie am häufigsten im Mund tragen, zeigen die angekündigten Alleingänge. So haben bereits die Bischöfe von Limburg, Bätzing, und Dresden-Meißen, Timmerevers, angekündigt, in ihrem Bistum mit dem abgelehnten Grundtext zur erneuerten Sexualethik weiterzuarbeiten. Das sollte einmal einer derjenigen Bischöfe wagen, die beispielsweise gegen den Text zur „lehramtlichen Neubewertung der Homosexualität“ gestimmt haben. Er wäre wohl noch vor Ort verbal in Millionen Stücke gerissen worden.

Die selektive Wahrnehmung der synodalen Mehrheit in Bezug auf Synodalität kann kaum anders als mit einem weitgehend Ideologie-verursachten grauen Star erklärt werden. Wie sonst kann es sein, dass die Kriterien der Synodalität, wie sie vom Heiligen Vater gewünscht wird, nicht einmal abgelehnt, sondern einfach völlig ignoriert und übergangen werden? Ob er in der Synodalversammlung noch Platz mit seiner Position habe oder ob manche sich wünschten, dass Personen wie sie besser der Veranstaltung fernbleiben, fragte einer der Minderheitenbischöfe in die Runde. Niemand hielt es für nötig, ihm daraufhin zu versichern, dass er willkommen sei.

„Finden wir Antworten auf diese neuen Herausforderungen in einem möglichst breiten Konsens oder gibt es nur einen Weg, an dem alles steht und fällt?“, lautete die Gretchenfrage. Die pausenlos bemühte Rhetorik der synodalen Lernfähigkeit hat sich selbst entlarvt. Die deutsche Synodalität hat ihre Form gefunden: Es gibt nur einen Weg, der sich mit der Dampfwalze queer durch die katholische Landschaft eine breite Schneise schlägt. DEN Synodalen Weg.

Lesen Sie ausführliche Hintergründe, Berichte und Analysen zur vierten Synodalversammlung in der kommenden Ausgabe der "Tagespost".

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Franziska Harter Bischofsweihen Bund der Deutschen Katholischen Jugend Diözesen Päpste

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