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„Die Afrikaner sind längst ihre eigenen Missionare“

Diakon Michael Wielath im Gespräch mit der Tagespost über den Aufbau von Radio Maria in Afrika und die wachsende Kirche des Kontinents.
Michael Wielath Studio
Foto: Radio Horeb | Diakon Michael Wielath ist langjähriger Mitarbeiter von Radio Horeb und koordiniert den Aufbau von Radiostationen in Afrika.

Diakon Michael Wielath arbeitet seit fast drei Jahrzehnten bei Radio Horeb und koordiniert dort die Projekte der Weltfamilie Radio Maria in Afrika. Im Gespräch berichtet er, wie das christliche Radio in immer mehr Ländern des Kontinents Fuß fasst , und warum Afrika die Weltkirche verändert.

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Herr Diakon Wielath, Sie sind seit den Anfangsjahren bei Radio Horeb dabei. Wie sind Sie zu dem Sender gekommen und wann begann Ihre Arbeit in Afrika?

Ich bin seit dem 1. November 1996 bei Radio Horeb, also noch vor dem Sendestart am 8. Dezember 1996. Damals war ich in der Jugend- und Musikredaktion tätig. Der Kontakt nach Afrika kam erst 2018 zustande, als wir in Kibeho – dem einzigen anerkannten Marienwallfahrtsort Afrikas – ein Studio finanzierten. Ich durfte zur Einweihung reisen. Das war meine erste Begegnung mit der Kirche in Afrika. Und seitdem bin ich regelmäßig dort unterwegs, inzwischen drei- bis viermal im Jahr.

Was hat Sie an der Arbeit der afrikanischen Radio-Maria-Stationen besonders beeindruckt?

Mich fasziniert, wie unterschiedlich die Herausforderungen in jedem Land sind, und auch wie eng die Radiostationen mit der jeweiligen Ortskirche zusammenarbeiten. In Ruanda etwa ist das Thema Versöhnung nach dem Genozid zentral. In Tansania beteiligen sich Muslime an den Sendungen. Somit steht das Radio auch für einen Dialog. In Nigeria oder in der Demokratischen Republik Kongo ist Radio Maria buchstäblich „The Voice of Peace“ – die Stimme des Friedens inmitten von Konflikten.

Welche Rolle spielt das Radio dort für die Verkündigung?

Eine gewaltige. Für viele Menschen ist Radio die einzige Informationsquelle. In abgelegenen Regionen erreicht ein Bischof seine Gläubigen vielleicht nur alle vier oder fünf Jahre persönlich. Über Radio Maria kann er sie täglich ansprechen. Es werden Katechesen, Gottesdienste und Gebete übertragen. Letzte Woche hat mir eine Kollegin aus Tansania von einen Mann berichtet, der nicht mehr laufen kann und sich auf dem Boden fortbewegt. Er hat ständig ein kleines Radio bei sich und sagte: „Das ist mein ganzes Glück, mein Begleiter auf allen Wegen.“

Wielath Radio Maria Tansania
Foto: Radio Horeb | Diakon Michael Wielath mit Mitarbeitern von Radio Maria in Tansania.

Einmal im Jahr ruft Radio Horeb zum „Mariathon“ auf. Worum geht es dabei?

Der Mariathon ist ein Spendenmarathon, jeweils Anfang Mai. In diesen drei Tagen stellen wir Projekte vor, die wir gemeinsam mit der Weltfamilie Radio Maria finanzieren, etwa neue Studios oder Sendetürme. Das Geld geht eins zu eins in die Länder, die Unterstützung brauchen. Allein 2025 konnten wir 4,5 Millionen Euro sammeln. Damit werden zum Beispiel in Nigeria derzeit vier neue Radiostationen aufgebaut.

Wie reagieren die Hörer in Deutschland auf diese Aktion?

Sehr positiv. Während des Marathons verwandelt sich Radio Horeb gewissermaßen in Radio Maria Afrika. Die Tage sind geprägt von Glaubensfreude und Verbundenheit. Unsere Hörer erleben, wofür sie spenden, denn ich berichte regelmäßig von Einweihungen und Begegnungen vor Ort. Außerdem beten wir einmal im Monat gemeinsam mit der Weltfamilie den Rosenkranz. Millionen Menschen sind dabei weltweit verbunden.

Was bedeutet diese Arbeit für das Wachstum der Kirche in Afrika?

Radio Maria trägt zur Vertiefung des Glaubens bei. Die Kirche wächst rasant. Das verändert auch unser Verständnis von Mission. Wir dürfen nicht länger sagen, Afrika sei nur „Missionsland“. Die Afrikaner sind längst ihre eigenen Missionare. Das hat Auswirkungen auf die Weltkirche insgesamt.

Welche Länder entwickeln sich derzeit besonders dynamisch?

Vor allem Nigeria. Dort entstehen neue Stationen in mehreren Großstädten. Aber auch in Ländern wie Namibia, Botswana oder der Demokratischen Republik Kongo gibt es viele Anfragen. Unser Ziel ist, dass bis 2030 jedes Land südlich der Sahara eine eigene Radio-Maria-Station hat.

Abuja Studio Radio Maria
Foto: Radio Horeb | Das Studio von Radio Maria in der nigerianischen Hauptstadt Abuja.

Mit welchen Schwierigkeiten haben Sie beim Aufbau zu kämpfen?

Mit vielen. Allein die Logistik ist oft ein Abenteuer: In manche Gebiete gelangt man nur per Boot oder Motorrad. Häufig fehlt Strom, deshalb stellen wir gerade auf Solarenergie um. Auch das Klima setzt der Technik zu: Gummidichtungen, Schaumstoff, Elektronik – alles altert dort schneller. Trotzdem haben wir bisher jedes Projekt geschafft.

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Gab es ein Erlebnis, das Sie besonders berührt hat?

Ja, in Kibeho. Nach der Einweihung des Studios sprach ich mit der Seherin Nathalie. Sie erinnerte sich an eine Botschaft der Gottesmutter aus den 1980er Jahren: Von Kibeho aus werde das Wort Gottes in die ganze Welt hinausgehen. Und sie sagte: „Jetzt ist es möglich – durch euch, durch Radio Maria.“ Das war ein Moment, in dem ich gemerkt habe: Wir sind mittendrin in der Vorsehung.

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