Bereits seit der Etablierung der Universitäten im Hochmittelalter und ihren theologischen Fakultäten stünden das Lehramt der Bischöfe und das der universitären Theologie in einem problematischen Spannungsverhältnis, schreibt der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in der kommenden Synodalbeilage der „Tagespost“ „Welt&Kirche“. Diese Spannung habe sich auf dem Synodalen Weg aber bis zur Kompetenzabstreitung gesteigert, als dort behauptet worden sei, das bischöfliche Lehramt sei „nicht die letzte Instanz in Detailfragen der Exegese oder in Zweifelsfragen der Anwendung“.
Nicht über Wahrheit abstimmen, sondern in ihr wachsen
Die Aufgabe des Lehramtes sei dann auf den formalen Aspekt beschränkt worden, die Verbindlichkeit der Heiligen Schrift zu bezeugen, den „Tisch des Wortes“ reicher zu decken und dafür einzutreten, dass „in der Deutung der Heiligen Schrift das Wort Gottes zur Geltung“ komme. „Damit wird dem bischöflichen Lehramt seine Bedeutung als Auslegungsinstanz und das Recht und die Pflicht bestritten, seine Auslegungsvollmacht im Namen der Kirche wahrzunehmen, wenn Theologen die Schrift gegen das Glaubensbekenntnis und die Kirche interpretieren“, kritisiert Bischof Voderholzer, der Mitglied der Kongregation für die Glaubenslehre ist.
Auf Konzilien sei stets darauf Wert gelegt worden, dass nicht über die Wahrheit abgestimmt werde, sondern der gemeinsam erkannten Wahrheit in Einmütigkeit die Ehre gegeben worden sei.
So betone auch Papst Franziskus, dass in synodalen Prozessen die Lehre der Kirche als Fundament und nicht als Abstimmungsgegenstand betrachtet werden müsse. In der Offenbarungskonstitution „Dei Verbum“ heißt es, dass das Verständnis der Gläubigen durch das Nachsinnen und Studium, durch innere Einsicht und durch die Verkündigung wachse. „Die wissenschaftliche Theologie muss also immer eingebettet sein in einen kirchlichen Gesamtvollzug des Glaubens, Lebens und Betens“, betont Voderholzer. DT/ vwe
Lesen Sie den gesamten Beitrag des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer in der Beilage „Welt & Kirche“ in der kommenden Ausgabe der Tagespost.