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Die Verkündigung braucht das Gebet als Grundlage

Wenn Beten Wirklichkeit wird. Ein Studientag zum Thema Evangelisierung im Bistum Augsburg. Das Gebet als Basis jeder Verkündigung.
Junger Pilger im Gebet in der Kathedrale von Notre Dame de Chartres.
Foto: Loïc Mazalrey via www.imago-images.de (www.imago-images.de) | Junger Pilger im Gebet in der Kathedrale von Notre Dame de Chartres. Copyright: xLocxMazalreyx HLLMAZALREY717173

Das Gebet ist die Mitte der Evangelisation. Das ist die Kernbotschaft, die von der Onlinetagung des Bistums Augsburg ausging. Über die Kanäle YouTube, EWTN und Radio Horeb wurde die Veranstaltung übertragen und fand reichlich Aufmerksamkeit. Pfarrer Reinfried Rimmel, Leiter der Abteilung Evangelisierung, betonte in seiner Begrüßung, der Herr könne alle Kanäle nutzen und erinnerte in diesem Zusammenhang auch an die helfende Kraft der Heiligen, insbesondere der Heiligen Ignatius, Franz Xaver, Theresa von Avila, deren Heiligsprechungsgedächtnis am Tag der Veranstaltung begangen wurde.

Gebet als Atem

Domvikar Andreas Miesen von der Hauptabteilung Jugend Berufung, Evangelisierung fügte hinzu, dass er allen an diesem Tag Momente der tiefen Vergewisserung unserer Berufung als Christen wünsche und die Moderatorin Katharina Weiß betonte, man wolle an diesen Studientag Jesus Christus in die Mitte stellen. Nach der Begrüßung schwangen sich die Tagungsteilnehmer in einer Zeit des Lobpreises in das Geheimnis des Glaubens ein. Den musikalischen Lobpreis bezeichnete Bischof Bertram Meier in seinem Einführungsvortrag als essentiell, kein Aperitif, sondern Hauptgang. 

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Der Bischof entfaltete im Folgenden das Wort „da hilft nur noch beten“, das in der gegenwärtigen Zeit Angesicht der vielfältigen Krisen - Stichwort Covid, Synodaler Weg und Ukraine Krieg - in mehrfacher Hinsicht Geltung habe. Beten, so meiner sei dem Menschen natürlich, das gehöre zu seiner Axiomatik. Es gehöre auch zu seinem Leben, das vom täglichen Gebet geprägt sei. Mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der beste Lebenslauf sei dabei sein tägliches mit dem Ein- und Ausatmen vollzogenes Gebet, mit dem er dem Rat des Apostel Paulus folge, ohne Unterlass zu beten. Genau dies vermisste Meier auf dem Synodalen Weg, auf dem statt Morgen- und Abendgebet ein „Einhalt“ abgehalten werde, ein Raum der Stille fehle und in Sachen Gebet Luft nach oben sei. Aus diesem Grund entfaltete Meier eine Theologie des Gebets anhand der Heiligen Schrift, der Basis christlichen Lebens. Denn im Anfang war nicht das Menschen-, sondern das Gotteswort, der Logos, der zum erlösenden Wort wird.

Not des Betens

Marianne Schlosser fragte in ihrem Vortrag nach der Not des Betens, die bereits in der Frühzeit der Kirche thematisiert worden ist und ermutigte dazu, das Gebet als Möglichkeit zu sehen, auf dem Atem Gottes zu fliegen und ihm einen angemessenen Raum im täglichen Leben einzuräumen, weil es die vollkommene Verwirklichung des Menschseins ist. Schlosser erinnerte an die Verwurzelung unseres Betens im Volk Israel und in Jesu einzigartiger Beziehung zu seinem Vater. Wer ihn beten sieht, erkennt, wer er ist, wie Josef Ratzinger sagt. Dieses seinshafte Erkennen macht deutlich, dass Jesus keine Funktionäre berief, sondern Schüler, Menschen, die ganz und gar in sich aufzunehmen bereit waren, wer er ist. Deshalb macht es Sinn, so wie es früher üblich war, jede Predigt mit einem Gebet abzuschließen, weil so deutlich wird, dass der Prediger nicht sich selbst sondern Christus den Gekreuzigten verkündet. Dies auch deshalb wichtig, weil wie Jesus sagt, alles dazu gegeben wird, wenn sie sich auf Ihn als den Wesentlichen konzentrieren, so Schlosser.

Gebet, so die Professorin sei zudem das Eingeständnis der eigenen Schwäche, das Bekenntnis, dass Menschen eben nicht alles möglich wäre. Christliches Gebet ist die Realisierung eines neuen Gottesverhältnisses. Um in diese Form des Betens hineinzuwachsen, gilt es, so Schlosser, am Vater Unser Maß zu nehmen, weil es im Kern eine Schule des Betens beinhalte. „Das Vaterunser gibt Aufschluss über den Glauben der Christen, Gottes Eigenschaften, seinen Willen …. und ermutigt zu einem bestimmten Verhalten, das dem neuen Verhältnis zu Gott als Vater entspricht“, so Schlosser. Zugleich hat die Form des Betens klare Auswirkungen auf das Selbstverständnis des Menschen. Körperhaltung und Gestik beispielsweise können der Haltung der Sehnsucht nach der himmlischen Heimat Ausdruck verleihen. Zugleich ist es die Vergewisserung, Teil des Leibes Christi zu sein. Natürlich muss dies, so Schlosser, Konsequenzen für den Alltag haben. Schon Johannes Chrysostomus betonte, dass Neid und Hass keinen Platz im Leben eines Christen haben dürften.

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Denn wer Gottes Namen trägt, entweiht ihn, wenn er ihn in seinem Verhalten verleugnet. Die Bitte um die Heiligung des Namens ist daher eine Bitte um die Befähigung, Gottes Wesen in unserem Wirken sichtbar zu machen. Dass dies eine Herausforderung ist, wird an der Vater Unser Bitte „Dein Wille geschehe“ deutlich, deren ganze Tragweite sich in Jesu Gebet am Ölberg zeigt. Zugleicht wird beim Gebet dieser Bitte klar, dass Gott uns die Freiheit gibt, seinem Willen entgegenzustehen, ihm den Raum zu verweigern. Nach dem Vortrag antwortete Marianne Schlosser auf Fragen der Teilnehmer, beispielsweise der, wie sich die notwendige Bekehrung der Gläubigen realisieren lasse, was die Professorin für Spiritualität am Beispiel der Lebensgeschichte Teresa von Avilas erklärt.

Zeugnis und Workshop

Dem Vortrag von Marianne Schlosser folgte das bewegende Zeugnis von Margarita Beßler, die den gemeinsam mit dem Mann geführten Betrieb aufgegeben hat, um die Bewegung Liebe sei Tat zu gründen. Im Anschluss wurde den Teilnehmern in 15 Workshops die Möglichkeit gegeben, verschiedene Aspekte eines Lebens im Dienst der Verkündigung des Evangeliums zu erproben. Das Spektrum reichte dabei von der inspirierenden Lektüre von Schriften aus der Geschichte der Spiritualität über Rituale als Kraftquelle am Lebensende bis zur dem Angebot Fahrrad-Spiritualität als wegbegleitende Zeitgenossenschaft der Gemeinschaft von Jerusalem. Der Tag schloss mit einem feierlichen Pontifikalamt mit Bischof Bertram Meier aus der Maria Ward Kapelle. Dank des Onlineformats konnte eine große Zahl von Menschen an dem Studientag teilnehmen. Im kommenden Jahr ist wieder einen Studientag mit Teilnehmern vor Ort geplant.

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Lesen Sie in der kommenden Ausgabe der Tagespost ein ausführliches Interview mit dem Augsburger Bischof Bertram Meier.

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