Wenn Bischof Franz-Josef Bode wegen schwerster Verletzungen seiner Aufsichtspflicht jetzt nicht von seinem Amt zurücktritt, dann ist der Synodale Weg endgültig diskreditiert. Es steht ja der Verdacht im Raum, dass die Frankfurter Versuche, eine kirchliche Ordnung und Lehre neuen Typs zu schaffen, mit den Missbrauchsverbrechen an Schutzempfohlenen ein zynisches Spiel treiben. Schuld, die immer nur persönlich sein kann, wird umgebogen auf ein systemisches Versagen der Kirche, um dann aber diejenigen, die wirklich schuldig geworden sind, zu entlasten beziehungsweise ihr Versagen zu kaschieren. Wenn der Osnabrücker Bischof, der zugleich Vizepräsident des Synodalen Wegs ist, jetzt nicht zurücktritt, ist er der lebendige Beweis dafür, dass der Verdacht ins Schwarze trifft.
Worum es dem Synodalen Weg geht
Allein schon der Zwischenbericht der Universität Osnabrück zum Missbrauch in der Diözese, die Bode seit 1995 führt, hat dem Bischof schwere Versäumnisse vorgeworfen. Auch der von Papst Franziskus im Apostolischen Schreiben „Vos estis lux mundi“ von 2019 genannte Fall einer Versetzung von Missbrauchspriestern an andere Orte, wo sie wieder Opfer suchen konnten, ist Bischof Bode vorzuwerfen. Sich jetzt mit Wendungen zu entschuldigen, er sei „blind gewesen“ und wolle eine „positive Lernkurve“ fortsetzen, ändert nichts an der Tatsache, dass ein Verharren Bodes im Amt dem Synodalen Weg die Maske vom Gesicht reißt: Es geht ja gar nicht um Missbrauch und die persönliche Verantwortung. Es geht darum, eine neue Kirche zu bauen.
Und wenn ein Bischof genau dagegen verstoßen hat, wozu der Synodale Weg angeblich ersonnen wurde, dann ist das plötzlich nicht so wichtig. Denn nicht der Einzelne trägt Schuld, sondern immer nur das (anonyme) System. Wichtig ist das Verhalten des Einzelnen nur, wenn es um Kritiker des Synodalen Wegs geht, wie etwas Kardinal Rainer Maria Woelki. Da wird dann ganz genau hingeschaut und die kirchensteuerfinanzierten Medien werfen die Motoren an.
Ein Signal für lange Zeit
Bischof Bode meint, sein Rücktritt wäre ein „starkes Signal“, aber nur für kurze Zeit. Das Umgekehrte ist richtig: Sein Nicht-Rücktritt ist ein „starkes Signal“ – aber für lange Zeit. Es stimmt: Kardinal Marx hatte dem Papst seinen Rücktritt angeboten, aber – da merkte man schon, worum es eigentlich geht – nicht wegen persönlichen Versagens, sondern wegen der systemischen Ursachen der Missbrauchsverbrechen. Und Franziskus nahm den Rücktritt nicht an. Nun wird sich wieder zeigen, ob ein hoher Kirchenmann überhaupt noch in der Lage ist, persönlich Verantwortung zu übernehmen. Oder ob es bei der Sache mit dem Missbrauch in erster Linie darum geht, mit der Bekämpfung angeblich „systemischer Ursachen“ die Kirche zu verändern.
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