Die deutschen Bistümer machen im Hinblick auf Vandalismus in Kirchen unterschiedliche Erfahrungen. Im Bistum Fulda lässt sich „subjektiv feststellen, dass es während der Pandemiezeit eine Häufung solcher Vorfälle gegeben hat“. Im Bistum Regensburg kommt Vandalismus in Gotteshäusern in den letzten Jahren immer öfter vor: Man finde aufgebrochene Opferstöcke, umgestoßene und zerschlagene Heiligenfiguren oder Kerzenständer, geköpfte Madonnen und Kirchen, in die uriniert wurde. Wie diese blinde Zerstörungswut zu werten sei, lasse sich nur vermuten: „Es scheint aber, dass der Respekt vor dem, was anderen Menschen wichtig und heilig ist, stark abgenommen hat. Sicher ist es auch ein mittlerweile fehlender Bezug zum christlichen Glauben“, so die Pressestelle des Bistums.
Auch das Bistum Würzburg merkt an: Insgesamt nehme der Respekt vor kirchlichen Gebäuden, vor kirchlichen Handlungen, vor dem, was den Gläubigen heilig ist, ab. Opferstöcke würden immer wieder mal aufgebrochen und Feldkapellen beschädigt. Den Raub eines Tabernakels mit geweihten Hostien gab es im Jahr 2001 in einer Spessartgemeinde“, so die bischöfliche Pressestelle. Vandalismus und Sakraldiebstähle seien ansonsten „Gott sei Dank kein großes Thema“.
Immaterieller Schaden ist am höchsten
Vom Bistum Augsburg kam die Rückmeldung, Graffiti-Vandalismus sei vor allem in städtischen Regionen nicht auszuschließen, aber insgesamt doch noch recht selten an Kirchen, im Vergleich zu Unterführungen, Gartenmauern und Häuserwänden, zu beobachten. Auch gab es in den Jahren 2018 und 2019 Schändungen von Kirchen und einer Kapelle, indem konsekrierte Hostien aus dem Tabernakel entwendet wurden, meldete das Bistum weiter.
„Tatsächlich ist der immaterielle Schaden höher, wenn sakrale Gebäude beschädigt und liturgische Gegenstände entwendet werden. Damit geht eine tiefe Verletzung der religiösen Gefühle der Gläubigen einher – von uns Christen, aber auch aller anderen Religionen“, heißt es vom Erzbistum Köln. Im Hohen Dom zu Trier seien Beschädigungen sehr selten, so die dortige Pressestelle. Man gehe davon aus, „dass viele Menschen es zu schätzen wissen, mitten in Trier diesen Ort des Gebets und der Ruhe zu finden, wo sie Gottesdienst erleben und mitfeiern können, sich an der Musik erfreuen oder einfach eine Kerze anzünden können“.
Keine zentralen Statistiken
Genauen Angaben zu Vandalismus oder Schadenssummen konnten die Bistümer nicht machen, denn eine „genaue Zahl der Fälle von Vandalismus noch belastbare Summen zum Sachschaden“ würden nicht vorliegen, da es dafür keine Meldepflicht noch eine zentrale Statistik gebe, erklärte es das Erzbistum Freiburg. Viele Diözesen verwiesen für nähere Informationen auf die einzelnen Gemeinden und Pfarrbüros. „Die Schadenssummen der Einbrüche und Opferstockdiebstähle dürften in den vergangenen Jahren meist nicht über den dreistelligen Bereich hinausgegangen sein“, so das Bistum Augsburg. Konkrete Zahlen kamen nur aus dem Norden: Im Jahr 2024 gab es im Bistum Münster drei „reine“ Vandalismusschäden an Sakralgebäuden. Die Schadenssumme bewege sich „im Bereich bis 1.500 Euro“. Im Bistum Eichstätt wurde 2024 kein einziger Vandalismus-Fall registriert.
„Jugendlicher Leichtsinn, Diebstahlabsicht bis hin zu gezielten Schmierereien mit religionskritischem oder verletzendem Inhalt“, das seien die Motive für Vandalismus, so das Bistum Limburg. Ein einheitliches Muster sei nicht erkennbar. „Wir begrüßen, dass Medien über das Thema berichten. Es hilft, das Bewusstsein dafür zu stärken, dass Vandalismus an Kirchen nicht nur Sachbeschädigung ist, sondern auch Menschen in ihrem Glauben verletzt“, äußerte sich die Pressestelle.
Beste Alarmanlage: der Beter
Lösungsvorschläge ähneln sich bistumsübergreifend: etwa Gittertüren oder Glaswände, die das Kirchenschiff vom Eingangsbereich trennen, kürzere Öffnungszeiten der Kirchen, in Ausnahmefällen Öffnung ausschließlich zu Gottesdienstzeiten, Alarmanlagen insbesondere im Altarraum, Überwachungskameras und ehrenamtliche Aufsichten. Diese seien jedoch „regelmäßig ehrenamtlich kaum noch möglich“, so das Bistum Fulda. Das Bistum Regensburg zitierte dazu seinen Bischof Rudolf Voderholzer: „Die beste Alarmanlage ist der Beter!“
Die meisten Pressestellen bedauerten, die Öffnungszeiten der Kirchen verkürzen zu müssen, denn Gotteshäuser seien „Orte des Gebets, der Begegnung und der Zuflucht“. Diese dienten, so schrieb das Bistum Berlin, „zum Gebet für Menschen und bei heißen Temperaturen als Orte, die kühler sind“. Mit der Berichterstattung in den Medien über Vandalismus in und an Kirchen gaben die Bistümer sich zufrieden, mehr noch: „Wir erfahren von Vandalismus-Fällen zumeist aus der Tagespresse“, so das Bistum Augsburg.
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