Vor eindrucksvoller Kulisse feierte Bischof Rudolf Voderholzer kürzlich gemeinsam mit Priestern, Diakonen, Vereinsmitgliedern, politischen Vertretern und zahlreichen Gästen aus nah und fern eine feierliche Bergmesse auf dem Großen Arber. Zum 60. Jubiläum der Arber-Kirchweih waren über 6.000 Gläubige gekommen. Bischof Rudolf war gern der Einladung gefolgt, die Festmesse auf dem höchsten Gipfel des Bayerischen Waldes zu feiern. Unter weiß-blauem Himmel spannte er in seiner Predigt den Bogen von der Schönheit der Schöpfung bis zum Trost des Kreuzes – und erinnerte zugleich an die Verantwortung für die Heimat.
Ein Wort aus dem Gipfelbuch als Leitmotiv
Pfarrer Alexander Kohl begrüßte den Regensburger Oberhirten an der Talstation, dann ging es mit der Bischofsgondel hinauf auf die Bergstation des Großen Arber. Nach einer großen feierlichen Prozession mit den Fahnenabordnungen, die von der Seilbahn zur Arberkapelle den Rosenkranz beteten, ging es dann zur kleinen St.-Bartholomäus-Kapelle. Nach der Begrüßung durch Andreas Tax, 1. Gauvorstand der Trachtenvereine und Veranstalter, feierte Bischof Rudolf gemeinsam mit Arberpfarrer Alexander Kohl, Pfarrvikar Francis Karippukattil, Diakon Josef Schlecht und Abbé Felix, Priester aus Burkina Faso, derzeit Student im Kloster Melk, den Festgottesdienst. Zu Ehren des 60-jährigen Jubiläums der Arberkirchweih waren der Landrat des Landkreises Freyung-Grafenau und Präsident des Bayerischen Waldvereins, Sebastian Gruber, Landrat Ronny Raith, Bürgermeister Michael Herzog von Bayerisch Eisenstein und der ehemalige Bayerische Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner, gekommen. Die Arberkirchweih ist dabei weit über Bayern hinaus bekannt – aus allen Teilen der Republik waren Gäste angereist. Musikalisch gestaltet wurde die Feier vom „Rittsteiner Dreigesang“.
Im Mittelpunkt der Predigt von Bischof Voderholzer stand ein Spruch aus einem Alpen-Gipfelbuch, der ihn seit Jahren begleitet: „Willst du Gottes Allmacht sehen, musst du in die Berge gehen. Willst du Gottes Liebe sehen, bleib unter diesem Kreuze stehen.“ Dieser Vers bildete die Klammer der Predigt. „Dieser Satz“, so der Regensburger Oberhirte, beschreibt, „was wir heute gemeinsam erleben.“ Wir dürfen Gottes Allmacht in der Schönheit der Natur bestaunen und seine Liebe im Zeichen des Kreuzes erfahren.
Dank an Helfer und Gastgeber
Die Landschaft des Bayerischen Waldes sei, so Bischof Rudolf, ein sichtbarer Spiegel göttlicher Größe. „Hier im Zusammenspiel von Höhen und Tiefen, von Wäldern und Seen, die über Millionen von Jahren gewachsen sind, kommt uns Gott besonders nahe.“ Das Erlebnis der Natur sei zugleich Erholung für Leib und Seele. „Begegnung mit Gott in der Natur und die Begegnung mit ihm in der Kirche sind keine Gegensätze“, betonte Bischof Voderholzer. Die Gotteshäuser der Region seien „steinerne Zeigefinger zum Himmel“. An diesem Tag sei die Schönheit der Region unter einem strahlenden weiß-blauen Himmel besonders eindrucksvoll erlebbar. Zugleich erinnerte Bischof Voderholzer an die Verantwortung für die Schöpfung: Gott habe den Menschen die Natur anvertraut, damit sie bewahrt und kommenden Generationen in gleicher Schönheit hinterlassen werde. Erholung müsse nicht immer in der Ferne gesucht werden. Vielmehr gelte es, die Schätze der Natur in der Heimat zu kennen und zu bewahren.
Bischof Rudolf dankte ausdrücklich allen, die sich für die Attraktivität des Bayerischen Waldes einsetzen: den Verantwortlichen für die Wanderwege, den Servicekräften in den Gasthäusern und den vielen Helfern. „Zur Freude an Gottes Schöpfung gehört auch die Stärkung durch eine Mahlzeit, die Leib und Seele zusammenhält.“ Besonders gewürdigt wurde das Engagement des Hauses Hohenzollern, vertreten durch Herrn Thomas Eckl, durch dessen Hilfe das Freizeitangebot am Arber in jüngster Zeit noch familienfreundlicher gestaltet wurde. Ausführlich ging der Bischof auf den zweiten Teil des Leitverses ein: „Willst du Gottes Liebe sehen, bleib unter diesem Kreuze stehen.“ Das Kreuz, so der Regensburger Bischof, sei das zentrale Zeichen des christlichen Glaubens. Es verkörpere keine Macht des Zwangs, sondern die Liebe Gottes, der in seinem Sohn Jesus Christus Mensch geworden und „gehorsam bis zum Tod am Kreuz“ gewesen sei. „Gott thront nicht über der Welt und ihrem Geschick wie ein Gipfelstürmer, der nichts vom Lärm, von der Not und von den Tränen unten in den Tälern mitbekommt. Der Schöpfer nimmt vielmehr Anteil, hat ein Herz für die Menschen, und er ist in seinem Sohn, in seinem Wort, durch das er die Welt ins Dasein rief, hinabgestiegen in die Niederungen des menschlichen Lebens. Er, der in der Gottgleichgestalt war, hielt daran nicht wie an einem Raub fest, sondern er entäußerte sich, war gehorsam, gehorsam bis zum Tod am Kreuz.“ In seiner Allmacht zwingt Gott die Menschen nicht zu ihrem Heil, sondern lädt diese ein, „tut dies in der Gestalt der werbenden Liebe“. Das Gipfelkreuz auf dem Arber stehe sichtbar für diese Botschaft von Hoffnung und Trost – über den Tod hinaus. Auch Weg- und Feldkreuze sowie Kreuze in Amtsstuben und Klassenzimmern hätten große Bedeutung: Sie nähmen niemandem etwas, schenkten aber allen Orientierung, Kraft und Zuversicht.
Gedenken an Heimatpfleger Haymo Richter
Ein besonderer Moment des Festgottesdienstes war die Segnung eines Totenbretts für den Heimatpfleger Haymo Richter, geboren am 19. Juni 1936, verstorben am 20. Dezember 2023: „Er hat sich mit großem Engagement, mit viel Wissen und Liebe für die Natur und Kultur des Bayerischen Waldes eingesetzt“, würdigte Bischof Rudolf sein Lebenswerk. „Möge der Herr, der am Kreuz die Arme ausgebreitet hat, auch ihn in seine Herrlichkeit aufnehmen und ihm vergelten, was er für seine Heimat und für die Bedürftigen getan hat.“ Sebastian Gruber, Präsident des Bayerischen Waldvereins, ergänzte: „Dass wir heute gesund und in Frieden am Arber sein können, ist nicht selbstverständlich - möge die Arberkirchweih dafür sorgen, dass es auch zukünftig so bleibt“, sagte er zum Ende des Gottesdienstes. Ausdrücklich betonte er, dass es „eine Ehre und Freude gewesen sei, dass der Bischof persönlich vor Ort war“. Nach der Danksagung des Landrates spendete Bischof Voderholzer den Wettersegen. Danach stärkten sich die vielen Gäste im Arberschutzhaus bei einem gemeinsamen Mittagessen.
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