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Mehr Laien, weniger Kleriker

So wie die katholische Kirche als größte Religionsgemeinschaft der Erde stetig weiter wächst, geht auch die Zahl der Kleriker nach wie vor zurück. Der Vatikan veröffentlicht die aktuellen Zahlen.
Mit Menschen gefüllter Petersplatz
Foto: IMAGO/Presidential Office of Ukraine (www.imago-images.de) | Wie sehr die katholische Kirche in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist, zeigt ein Vergleich mit den Jahren des Zweiten Vatikanums.

Die katholische Kirche bleibt die größte Religionsgemeinschaft auf Erden und wächst ungebrochen weiter. Das geht aus der Kirchen-Statistik hervor, die der Vatikan wie jedes Jahr durch die Agentur „Fides“, die beim Dikasterium für die Evangelisierung angesiedelt ist, am Wochenende veröffentlichen ließ. Laut den Angaben, die auf dem Stand von 2023 sind, beläuft sich die Zahl der Katholiken bei einer Weltbevölkerung von 7,91 Milliarden Menschen auf insgesamt 1,4 Milliarden Getaufte, was einem Gesamtanstieg im Vergleich zum Vorjahr um 15,8 Millionen entspricht.

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Der positive Trend bestätigt sich für alle Kontinente, einschließlich Europa. Dort hatte es eine Delle gegeben, als im Jahr 2022 gegenüber 2021 ein Rückgang der Zahl der Katholiken zu verzeichnen war. Wie in den Vorjahren ist der Anstieg der Katholiken in Afrika (+ 8.309.000) und Amerika (+5.668.000) am stärksten. Es folgen Asien (+ 954.000), Europa (+ 740.000) und Ozeanien (+ 210.000). Der Anteil der Katholiken an der Weltbevölkerung ist gegenüber dem Vorjahr um 0,1 Prozent gestiegen und beträgt 17,8 Prozent.

Wie sehr die katholische Kirche in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist, zeigt ein Vergleich mit den Jahren des Zweiten Vatikanums. Alle Bischöfe der Welt nahmen daran teil, ihre Zahl schwankte jedoch in den einzelnen Sitzungsperioden zwischen 2.500 und 2.700. Laut den Zahlen des Vatikans gibt es heute (sprich: Stand 2023) 5.430 Bischöfe, 77 mehr als 2022. Für ein Drittes Vatikanisches Konzils müsste der Vatikan wohl erst eine neue Konzilsaula bauen – im Petersdom wäre kaum noch Platz dafür. Die Zahl der Bischöfe aus dem Diözesanklerus ist gestiegen (+ 84), während die Zahl der Ordensbischöfe zurückgegangen ist ( – 7). Es gibt 4.258 Diözesanbischöfe und 1.172 Ordensbischöfe.

In Afrika Wachstum auf breiter Front

Dennoch entklerikalisiert sich die katholische Kirche trotz ihres Wachstums unverändert weiter: Die Gesamtzahl der Priester nimmt weiter ab: 406.996 (– 734 gegenüber dem Vorjahr). Einen deutlichen Rückgang verzeichnet erneut Europa (– 2.486), gefolgt von Amerika (– 800) und Ozeanien (– 44). Wie schon zuvor sind signifikante Zuwächse in Afrika (+ 1.451) und Asien (+1.145) zu verzeichnen. Die Zahl der Diözesanpriester weltweit ist um insgesamt 429 auf 278.742 zurückgegangen. Im Gegensatz zum Wachstum im Vorjahr ist auch die Zahl der Ordenspriester rückläufig und liegt seit der letzten Erhebung bei 128.254 (– 305).

Dafür hat die Zahl der ständigen Diakone weltweit weiter zugenommen und erreicht 51.433. Der Anstieg ist in Amerika (+ 1.257) und Ozeanien (+ 57) zu verzeichnen. Leichte Rückgänge sind in Asien (– 1), Afrika (- 3) und Europa (– 27) zu verzeichnen.

Die Zahl der männlichen Ordensleute, die keine Priester sind, ist im Vergleich zur Erhebung des Vorjahres um 666 zurückgegangen und beläuft sich nun auf insgesamt 48.748. Während die Rückgänge in Europa (– 308), Amerika (– 293), Asien (– 196) und Ozeanien (– 46) zu verzeichnen sind, ist die Zahl der Mönche in Afrika um 107 gestiegen.

Wesentlich dramatischer sieht es bei den Ordensfrauen aus. Auch die jüngsten Zahlen bestätigen einen seit Langem bestehenden globalen Rückgang: Die Statistik zählt weltweit 589.423 Nonnen (– 9.730). Zunahmen von 2022 auf 2023 sind erneut in Afrika (+ 1.804) und Asien (+ 46) zu verzeichnen, während die Zahl in Europa (– 7.338), Amerika (– 4.066) und Ozeanien (– 251) weiter zurückgeht.

Das Gleiche gilt für die Zahl der Priesteramtskandidaten, sowohl Diözesan- als auch Ordensseminaristen: Weltweit sind es 106.495 (2022: 108.481). Zuwächse sind nur in Afrika (+ 383) zu verzeichnen, während die Zahlen in Amerika (– 362), Asien (– 1.331), Europa (– 661) und Ozeanien (– 15) zurückgehen.

Die Kirche ist sozial aktiv

Beachtlich ist die Zahl der Werke, die die katholische Kirche trägt und betreibt. Im Bereich der Bildung und Erziehung unterstützt die Kirche weltweit 74.550 Kindergärten mit 7,6 Millionen Schülern, 102.455 Grundschulen mit 36,2 Millionen Schülern und 52.085 Mittel- und Oberschulen mit 20,7 Millionen Schülern. Darüber hinaus besuchen 2.7 Millionen Schüler höhere Bildungseinrichtungen der Kirche und 4,6 Millionen Studenten besuchen Universitäten, die die katholische Kirche trägt. Die mit der Kirche verbundenen Gesundheits-, Wohltätigkeits- und Fürsorgeeinrichtungen umfassen insgesamt 103.951 Einrichtungen, darunter: 5.377 Krankenhäuser und 13.895 Ambulanzen, 504 Leprastationen, 15.566 Heime für ältere Menschen, chronisch Kranke und Behinderte, 10.858 Kinderkrippen, 10.827 Eheberatungsstellen, 3.147 Zentren für soziale Erziehung oder Umerziehung und 35.184 Einrichtungen anderer Art.  DT/gho

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