Die Universität Trier wird am 30. Oktober einen weiteren Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Trier vorstellen. Nach Angaben der Seite „bishopaccountability.org", die weltweit Fälle sexuellen Missbrauchs innerhalb der katholischen Kirche dokumentiert, untersucht die Studie den Zeitraum von 2002 bis 2021. Erwartet wird, dass dabei auch prominente Namen wie der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), der Limburger Bischof Georg Bätzing, im Mittelpunkt stehen werden. Beide waren in der Vergangenheit in der Diözese Trier tätig.
Kardinal Reinhard Marx leitete die Diözese von 2002 bis 2007, bevor er Erzbischof von München und Freising wurde. Ihm folgte Bischof Stephan Ackermann, der die Diözese bis heute leitet. Er wird wenige Stunden nach Veröffentlichung des Berichts eine Pressekonferenz geben. Auch Bischof Georg Bätzing steht im Fokus der Untersuchung. Er war von 2012 bis 2016 Generalvikar in Trier.
Synodaler Weg und die Missbrauchskrise
Kardinal Marx hatte Papst Franziskus 2021 seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising angeboten. Er wolle, so erklärte er damals, „Mitverantwortung für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Kirchenvertreter in den vergangenen Jahrzehnten“ übernehmen. Der Papst lehnte das Rücktrittsgesuch jedoch ab.
Von 2014 bis 2020 war Marx Vorsitzender der DBK und initiierte in dieser Zeit gemeinsam mit anderen Bischöfen den Synodalen Weg, der als Reaktion auf die Missbrauchskrise entstand. Kritiker bemängelten jedoch, dass der Reformprozess den Fokus zu sehr auf Veränderungen kirchlicher Lehre und Praxis gelegt habe.
Blick in vorherige Zwischenberichte
Der neue Zwischenbericht ist Teil einer groß angelegten historischen Untersuchung, die eine Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Diözese Trier seit 2021 leitet. Im ersten Zwischenbericht, der 2022 vorgestellt wurde, wurde Bischof Bernhard Stein (1967–1981) vorgeworfen, Missbrauchsfälle unzureichend behandelt und die Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft verweigert zu haben. Infolge dieser Erkenntnisse wurde der „Bischof-Stein-Platz" in Trier in „Platz der Menschenwürde" umbenannt.
Ein weiterer Zwischenbericht, der die Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital (1981–2001) in den Blick nahm, folgte zwei Jahre später. Zwar habe sich der Bischof keiner Vertuschung schuldig gemacht, er habe jedoch auf „pastoralem Vertrauen“ basierende Maßnahmen ergriffen, die angesichts des hohen Rückfallrisikos von Tätern „völlig unangemessen“ gewesen seien. Der nun anstehende Bericht ist der dritte in dieser Folge. Die Forschungsarbeiten sollen bis 2027 in einen umfassenden Abschlussbericht münden. Die Diözese Trier zählt zu den ältesten Bistümern Europas. DT/dsc
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