Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Benedikt-Kondolenzbuch

Zeugnisse tiefer Dankbarkeit und Wertschätzung

Seit dem Silvestertag ist auf den Webseiten der Tagespost-Stiftung ein digitales Kondolenzbuch für Papst em. Benedikt XVI. freigeschaltet. Die Eintragungen zeigen einen deutlichen Kontrast zum öffentlichen Bild über den verstorbenen Pontifex, das in diesen Tagen wieder gezeichnet wird.
Benedikt XVI. aufgebahrt
Foto: IMAGO/Grzegorz Galazka (www.imago-images.de) | Der emeritierte Papst hat unzähligen Menschen mit seinem gläubigen, bescheidenen, aber ebenso gelehrsam-intellektuellen Auftreten Halt und Orientierung im Glauben gegeben.

Die Welt trauert um Papst Benedikt XVI. Nicht nur unter katholischen Christen ist seit seinem Heimgang am Silvestertag die Anteilnahme riesengroß. Ein Blick in das Kondolenzbuch der Tagespost-Stiftung für katholische Publizistik zeigt: Der emeritierte Papst hat unzähligen Menschen mit seinem gläubigen, bescheidenen, aber ebenso gelehrsam-intellektuellen Auftreten Halt und Orientierung im Glauben gegeben. Wer sich durch die fast 200 Seiten des digitalen Kondolenzbuchs durcharbeitet, findet dort unzählige Beispiele: Kirchenferne und Atheisten, die sich durch die Schriften und Predigten Joseph Ratzingers bekehrt haben oder Jugendliche, die von seinem Auftreten auf den Weltjugendtagen in Köln, Sydney oder Madrid tief beeindruckt waren und auf diese Weise den katholischen Glauben für sich entdeckt haben. Auch zahlreiche evangelische Christen bekunden ihren tiefen Respekt vor dem verstorbenen Papst – ganz im Gegensatz zu zahlreichen öffentlichen Stimmen, die einen vermeintlichen Stillstand in der Ökumene unter seinem Pontifikat ausmachen wollen.

"Er war immer ein großer Theologe"

„Er war immer ein großer Theologe, seine Texte klar und deutlich. Er hat mich bisher durchs Leben begleitet“, schreibt beispielsweise Gerhard Hermann. Solche und ähnliche Zitate durchziehen das gesamte Kondolenzbuch und zeigen einmal mehr, wie öffentliche und veröffentlichte Meinung über den verstorbenen Papst auseinanderklaffen. „Papst Benedikt war der Papst unserer Herzen“, bestätigt auch Brigitte Baumgartner. „Sehr verehrter Heiliger Vater, … Sie bleiben immer der Papst meines Herzens“, ergänzt Zita Ozsváth. Und Johann Neumüller nennt Benedikt sogar einen „der bedeutendsten Deutschen, die je gelebt haben“.

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Respekt und Anerkennung für seine Lebensleistung kommt auch aus anderen Religionen und Konfessionen. „Ich bin Jüdin, verneige mich in Trauer vor diesem grossen Theologen und tiefgläubigen Menschen“, schreibt Rut Wacker. Insbesondere viele Protestanten erweisen Benedikt im Online-Kondolenzbuch die letzte Ehre – und machen deutlich: Auch sie wurden auf ihrem Glabensweg vom verstorbenen Papst entscheidend beeinflusst. „Lieber Benedikt, vielen Dank für Ihren Einsatz für das Evangelium, die Mitmenschlichkeit und die Einheit der Christen. Auf dass wir uns einmal im Himmel wiedersehen. Liebe Grüße von einer Protestantin“, schreibt beispielsweise Ruth Eisenblätter. „Ich habe ihn sehr verehrt, da er mit seinen Predigten, seinen Schriften und seinem überzeugenden Wesen meinem Leben Kraft und Halt gegeben hat“, bekennt Rainer Angerstein, evangelischer Christ und Bürgermeister der Gemeinde Räbke bei Braunschweig. „Seine Schriften, auch und vor allem seine Jesus-Bücher, haben auch mir als evangelischem Christen tiefere Einsichten in den christlichen Glauben vermittelt“, sagt Ulrich Pohlmann.

Tiefe Frömmigkeit, Bescheidenheit und Demut

Und der evangelisch-lutherische Pastor Rudolf W. L. Jacobs schreibt: „An der Universität Bonn habe ich seine Dogmatik-Vorlesung gehört, an die ich mich bis heute erinnere und gedenke seiner im Gebet.“ Ralf Halbrügge, ebenfalls evangelischer Pastor, bekennt: „Bewegt und angerührt hat mich seine tiefe Frömmigkeit, Bescheidenheit und Demut. Er war sicher einer der intelligentesten Menschen des 20. Jahrhunderts.“ Manch einer hat durch Ratzingers Wirken seine eigene Berufung entdeckt. „Als evangelischer Christ bin ich Papst Benedikt zu größtem Dank verpflichtet. Durch das Lesen seiner Jesustriologie habe ich Zugang zu seiner Theologie gefunden“, schreibt beispielsweise Rolf Röttgen, Pastor im Ehrenamt.

Das gilt indes auch für zahlreiche katholische Geistliche. „Seit meinem Studium beschäftige ich mich mit dem theologischen Werk Joseph Ratzingers. Dieses war mir immer Inspiration und Wegweisung zur Wahrheit in Christus“, sagt Pfarrer Michael Schuhmacher. Und Diakon Markus Michael Riccabona ergänzt: „Durch ihn habe ich den katholischen Glauben und die katholische Kirche lieben gelernt. Ewiges Danke!“.  Pater Martin Baranowski von den Legionären Christi schreibt: „Schon als Jugendlicher haben mich die Bücher von Joseph Ratzinger fasziniert, seine Theologie war mir ein wichtiger Begleiter bei meiner Berufungsfindung sowie in der Priesterausbildung.“ Weltweit wurde eine Generation junger Priester von den Schriften des heimgegangenen Papstes beeindruckt. Cyprian Kenechukwu Nwabueze, ebenfalls ein junger Geistlicher, sagt: „Seine Heiligkeit Benedikt XVI. und sein Pontifikat haben mich enger zur Kirche und eventuell auch zu den Heiligen Weihen geführt. Ich bin nun in der Endphase meiner Priesterausbildung und ich danke ständig Gott, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, Papst Benedikt in seinen Werken zu begegnen.“

Priesterberufung dank Benedikt

Auch Pastor Thorsten Wolfgang Weber führt seine Priesterberufung maßgeblich auf den verstorbenen Papst zurück: „Mein Lebens- und Glaubensweg, von der Konversion bis zur Priesterweihe, wurden durch die Bücher und die Theologie von Joseph Ratzinger, unseres hochverehrten Papstes Benedikt, zutiefst geprägt. Noch immer lese ich täglich in ihnen und erfahre dadurch Stärkung und Anregung für meinen Dienst als Priester.“ Manchen von ihnen wurde sogar eine besondere Ehre zuteil: „Als Priester, der vom späteren Papst Benedikt XVI. das Sakrament der Priesterweihe empfangen hat, trauere ich über den Verlust dieses großartigen, würdevollen Papstes. Seine Theologie als 'Mitarbeiter der Wahrheit', die allein Christus ist, hat meinen persönlichen Glauben und meine Verkündigung zutiefst geprägt“, schreibt beispielsweise Pfarrer i.R. Gottfried Schober.

Doch es waren längst nicht nur (spätere) Priester, die durch Joseph Ratzingers Schriften und Predigten zum Glauben oder zu ihrer Berufung fanden. „Papst Benedikt hat mir mit seiner Theologie die Augen geöffnet und viele meiner Zweifel beseitigt. Ich war fasziniert von seinen Antworten, die ihm auf alle möglichen Fragen – manchmal provozierend und aggressiv – gestellt wurden. Er war ein brillanter Theologe und gleichzeitig ein demütiger und sehr bescheidener Mensch. Für mich war er der Mozart der Theologie“, schreibt Harald Mendl.

Kondolenz in Versform

Und Brigitte Schulte bringt ihre Gedanken in Versform: „Eure Heiligkeit, lieber Papst Benedikt, Sie haben mein Leben begleitet. Sie haben mich gelehrt immer auf Christus zu schauen. Sie haben mich zur Konversion in die katholische Kirche geführt“, heißt es unter anderem in ihrem Eintrag im Kondolenzbuch. „Als agnostisch Erzogener haben mich Ihre Bücher nachhaltig berührt und mich, nach langem Schwanken, endgültig in den Schoß der Kirche geführt. Ich verneige mich vor Ihnen!“, so Reinhard Fürst. Auch aus dem Ausland kommen ähnliche Zeugnisse. „Wahrscheinlich wäre ich kein Katholik, wäre da nicht Papst Benedikt gewesen“, schreibt John Aburn. „Unter Papst Benedikt XVI. bin ich zum Glauben zurückgekehrt und entdeckte die traditionelle lateinische Messe“, ergänzt Sgarbi Paulo.

Gerade dieser Hinweis findet sich immer wieder in den Eintragungen im Kondolenzbuch. Viele sprechen dem verstorbenen Papst ihre Dankbarkeit für die Wiederzulassung der tridentinischen Messe aus – und auch die in der öffentlichen Debatte höchst umstrittene Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Piusbruderschaft im Jahr 2009 findet durchaus Anerkennung. Gelobt wird aber insbesondere sein Apostolisches Schreiben „Summorum Pontificum“, mit dem er die Messliturgie von 1962 als außerordentliche Form des römischen Ritus wieder in begrenztem Umfang zugelassen hat. „Summorum Ponitificum hat solch einen Unterschied in meinem Lebne gemacht. Er [Benedikt XVI.] war einer der größten Päpste aller Zeiten. Es verschlägt mir die Sprache, aber nicht meine Gebete“, schreibt unter anderem Kathleen Brinkman. „Ganz besonders bin ich ihm für 'Summorum Pontificum' dankbar, wodurch ich die alte und ewige Liturgie lieben gelernt habe und den katholischen Glauben in seiner ganzen Wahrheit habe annehmen können“, meint Lion Döring. Das hat manchem auch während der Corona-Lockdowns geholfen: „Ich habe durch seine Fürsprache die wunderbare lateinische Messe kennen- und schätzen gelernt, Ostern vor zwei Jahren, als die Novus Ordo Kirchen ihre Türen einfach zugeschlagen haben“, schreibt Ines Prosetzky. Allerdings ist die Feier der Messe im überlieferten Ritus vor gut zwei Jahren durch Papst Franziskus wieder stark eingeschränkt worden.

Unvergessene Begegnungen

Unvergessen sind für viele, insbesondere junge Christen die Begegnungen mit Papst Benedikt XVI. auf den Weltjugendtagen. „Lieber Heiliger Vater Benedikt!... Schon vor Ihrer Zeit als Papst haben Sie meinen Glauben gestärkt und vertieft. Der Weltjugendtag mit Ihnen war dann noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis“, schreibt beispielsweise Thorsten Adams. „Er war der Papst, der mich durch meine Jugend begleitet hat und ich bin sehr froh und dankbar darüber! Ich erinnere mich gerne an die Momente auf dem Weltjugendtag in Köln sowie bei seinem Deutschland-Besuch in Freiburg, wo ich ihn live erleben durfte“, erinnert sich Patricia Albert. „Mein Herz war mit Freude erfüllt, also ich Papst Benedikt in Sydney 2008 nah sein konnte“, ergänzt Mary Rofe. „Unvergessen bleibt für mich die persönliche Begegnung während der Weltjugendtage in Köln. Die Bescheidenheit eines großen Theologen unseres Jahrhunderts mitzuerleben, hat mich nachhaltig geprägt“, sagt auch der heutige Leiter des Kölner Priesterseminars, Regens Regamy Thillainathan. „Tief beeindruckend für mich persönlich waren die von größter Weisheit geprägten und das Herz berührenden Predigten auf den Weltjugendtagsfeldern in Köln und Sydney“, schreibt auch Alexander Bönner. „Unvergesslich für mein ganzes Leben auch der WJT 2005 in Köln: 'Wir sind gekommen, um Ihn anzubeten!' – als Vermächtnis für das neue Jahrtausend und alle kommenden Generationen in Christus, dem Erlöser der Welt“, erinnert sich Christina Maria Koch.

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Auch hier haben sich manche Bekehrungen vollzogen: „Seit dem Bekanntwerden des neuen Papstes habe ich meinen Glauben zur katholischen Kirche wiedergefunden und gefestigt. Auch die Begegnungen in Köln auf dem Marienfeld oder der Generalaudienz in Rom haben mich tief berührt und gestärkt“, schreibt Oliver Latz. „Die Bilder vom Weltjugendtag in Köln und Ihr Kommen nach Berlin haben mich sehr beeindruckt und bewegt – zuerst als Protestant und dann als Katholik“, hat Christoph Perau ins Kondolenzbuch eingetragen. „Im Februar 2011 wurde ich in die katholische Kirche aufgenommen; meine Konversion hatte viel zu tun mit seinen [Ratzingers] Schriften und seinem Papstamt. Im August empfand ich es als Auszeichnung, als ehrenamtliche Helferin am Weltjugendtag in Madrid teilzunehmen, wo ich die Gelegenheit hatte, Papst Benedikt bei mehreren Events zu begegnen“, erinnert sich auch Diana Abbott.

Noch unzählige solcher Erinnerungen lassen sich im digitalen Kondolenzbuch finden – und derzeit werden es noch täglich mehr. Kritische oder ablehnende Stimmen, wie sie auch in diesen Tagen wieder in der medialen Berichterstattung häufig zu finden sind, sucht man hier nahezu vergebens. Tiefe Dankbarkeit und Wertschätzung für einen menschenfreundlichen und zugewandten, aber dennoch in der Lehre klaren und stringenten Theologen bilden den Tenor der Eintragungen. Und nicht wenige bezeichnen Benedikt bereits als Kirchenlehrer oder fordern „santo subito“. Und statt vieler Worte bringen manche ihre Empfindungen ganz einfach auf den Punkt. „Danke, lieber Benedikt. Und... Auf Wiedersehen“, schreibt beispielsweise Pfarrer Jan Schober.

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