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Woelki: "Tagespost" ist Symbol für Freiheit

Auftakt zum 75. Jubiläum der „Tagespost“: In seiner Predigt beim Gottesdienst dankte Kardinal Rainer Maria Woelki der Zeitung für ihr Wirken.
Einzug der Bischöfe beim Festhochamt zu 75 Jahre Tagespost
Foto: Jonas Hahn | „Die Tagespost ist ein Symbol für Freiheit,“ sagt der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in seiner Predigt. „Freiheit der Meinung, für Pressefreiheit wie auch politische Freiheit.“

Es ist unerwartet warm an diesem 09. September. Viele dürften sich schon auf kühleres Wetter beim 75. Jubiläum der „Tagespost“ eingestellt haben. Aber Petrus meinte es gut mit den circa 300 Gästen, die sich heute morgen in Würzburg auf den Weg in das Neumünster gemacht haben, wo der festliche Gottesdienst mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof Georg Gänswein, dem Regensburger Bischöfe Rudolf Voderholzer und dem ukrainischen Bischöfe von Odessa, Stanislaw Schyrokoradjuk den Auftakt für das Jubiläum macht. Würzburg zeigt sich dabei von seiner lebendigsten Seite. Gegenüber des Neumünsters, wo ab halb eins die ersten Gäste eintreffen, spielt, umringt von einer Menschentraube, eine kleine Band: Das Straßenmusikfestival füllt die Straßen der Altstadt mit Musik und Menschen. 

Feststimmung herrscht auch im Neumünster. Die Kirche ist hell, weiße Säulen unterbrochen von tiefgrünen und -blauen modernen Abbildungen des Lebens Jesu; hinter dem Altar erstreckt sich das barocke Chorgestühl mit goldenen Ornamenten. Vor Messbeginn betet die „Tagespost“-Gemeinde einen Rosenkranz. Kurz vor eins ist die schmale Kirche derart gefüllt, dass nicht jeder eine freie Kirchenbank findet. Manche setzen sich stattdessen auf freie Kniebänke. Als die Ministranten und Zelebranten einziehen, zieht der Weihrauch bis unter die Decke, und die Gäste stimmen „Lobet den Herren an“ – laut ist die Gemeinde.

Freiheit, sich den Blick des Glaubens zu bewahren

Ob das auch bei den Zuschauern und Zuhörern über die Livestreams von Radio Horeb und EWTN so ankommt? Hinter den Zelebranten nehmen die teilnehmenden Priester im weißen Chorgestühl Platz. Kardinal Woelki begrüßt seine Konzelebranten und die Gäste. Er erinnert daran, warum sie alle hier sind: Um Dank zu sagen für 75 Jahre „Tagespost“, für ihren Beitrag zur Evangelisierung, dafür, dass sie Orientierung und Halt bietet. Applaus gibt es für den Bischöfe aus Odessa, der drei Tage im Auto saß, um an diesem Samstag dabei zu sein.

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„Die Tagespost ist ein Symbol für Freiheit,“ sagt der Kölner Kardinal in seiner Predigt. „Freiheit der Meinung, für Pressefreiheit wie auch politische Freiheit (...) und vor allem auch für den Schutz des Lebens in all seinen Phasen“. Bis heute zeichne die „Tagespost“ auch die Freiheit aus, sich entgegen einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft den Blick des katholischen Glaubens auf die Dinge bewahrt zu haben. „Einen Blick, der von der Offenbarung Gottes in Jesus Christus her geprägt ist.“ Das könne Christen in manchen Fällen vieles kosten. Der Kardinal erinnerte an das Schicksal des Heiligen Maximilian Kolbe, des Patrons der Journalisten, der sein Leben in Auschwitz ließ. Die Freiheit, sich den Blick des Glaubens zu bewahren, so Woelki, gewähre uns die Demokratie heute, nicht unbedingt aber der sogenannte Zeitgeist. „Weder unser Glaube noch wahrhaftiger Journalismus kosten hier bei uns in Deutschland das Leben“, so Woelki.

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Sich der „versteckten, unredlichen Säkularisierung“ stellen

Zusätzlich zur Missbrauchskrise müsse sich die Kirche auch einer „versteckten, unredlichen Säkularisierung“ stellen. „Jedes Mal, wenn wir hören, dass jemand nur von christlichen Werten spricht (…), wenn er nicht gleichzeitig den lebendig-persönlichen Gott bekennen möchte.“ Auch die Gläubigen selbst müssten immer wieder ihre Herzen prüfen und sich motivieren lassen, zu evangelisieren und unseren Glauben darzulegen. „Wehe uns, wenn wir das Evangelium nicht predigen“, zitiert Woelki aus dem Korintherbrief. 

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Laut Romano Guardini sei der Glaube des Christen vom Vertrauen auf einen persönlichen Gott gekennzeichnet. „Diesen Gott, der in der Geschichte handelt, verkünden wir“, so Woelki. Und diesen Gott habe die „Tagespost“ in den Mittelpunkt ihres Wirkens gestellt. „Ein Wirken, das gerade in diesen Zeiten manchmal Widerspruch hervorruft.“ Dieser Widerspruch solle aber ein Ansporn sein. Im Gegensatz zu Maximilian Kolbe hätten die Gläubigen heute in Deutschland eine ganz andere Freiheit, das Evangelium zu verkünden und die Freude zu verbreiten, die die Begegnung mit dem Herrn mit sich bringt. „Diese Zeit mit dieser großen Freiheit sollten wir nutzen,“ so der Kardinal. 

Die Frohe Botschaft bis an die Enden der Welt tragen

Das Wissen darum weiterzugeben, wer die Katholiken sind und was sie glauben, um die Frohe Botschaft bis an die Enden der Welt zu tragen, sei das Anliegen und die Sendung der „Tagespost“. „Dafür dürfen wir heute Gott und allen Menschen aus ganzem Herzen danken, die seit 75 Jahren in diesem Dienst der Evangelisierung stehen.“ 

Für seine Predigt erntet auch der Kardinal Applaus. An die Messe schließt der Festakt mit einem Grußwort von Erzbischof Gänswein, eine Podiumsdiskussion „Frau in der Kirche“ und einem Festvortrag des Publizisten Alexander von Schönburg

 

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