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Religionen beten für den Sturz des Putin-Regimes

Die Kirchen und Religionen der Ukraine beklagen den „moralischen Verfall der russischen Gesellschaft“ und fordern vom Westen mehr Waffen.
Soldat filmt zerstörte Fahrzeuge und Panzer auf einer Straße in Irpin
Foto: Laurel Chor (SOPA Images via ZUMA Press Wire) | Ein Soldat filmt zerstörte Fahrzeuge und Panzer auf einer Straße in Irpin. Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine appellieren an die Staaten der Welt, umfassende Sanktionen gegen die russische ...

Der Ukrainische Rat der Kirchen und Religionsgemeinschaften (UCCRO) sieht es als erwiesen an, dass russische Soldaten ukrainische Frauen und Kinder quälten, vergewaltigten, erschossen und in Massengräber oder auf die Straßen warfen. „Hunderte, möglicherweise sogar tausende unschuldiger Ukrainer wurden in den wenigen Wochen der russischen Besatzung gefoltert und getötet“, heißt es in einer offiziellen Erklärung des Rates, dem 15 Kirchen und religiöse Organisationen in der Ukraine angehören, und der 90 Prozent aller religiösen Organisationen des Landes vertritt. Die „blutige Spur der russischen Besatzer“ und die Unterstützung der menschenrechtswidrigen Aktionen durch eine breite Öffentlichkeit in Russland sei ein „Beweis für eine völlige Verzerrung der Weltanschauung und einen moralischen Verfall der russischen Gesellschaft“.

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Die Kirchen und Religionsgemeinschaften in der Ukraine appellieren an die Staaten der Welt, umfassende Sanktionen gegen die russische Wirtschaft in allen ihren Sektoren zu erlassen. Auch sollten die NATO und die Europäische Union „der Ukraine alle notwendigen Waffen bereitstellen, um Russland als terroristischen Staat zu besiegen“. Das schließe Luftabwehrsysteme, Kampfflugzeuge, letale Waffen, Panzer und Schiffsabwehrraketen ein. Es gehe nicht nur um einen Krieg Russlands gegen die Ukraine, sondern einen Krieg gegen die Menschlichkeit und die moralischen Werte.

Die Welt soll den Völkermord und die großrussische Ideologie verurteilen

Weiter fordert der UCCRO, dem auch die beiden katholischen Kirchen des Landes angehören: „Jeder Staat der Welt sollte den Völkermord am ukrainischen Volk während der russischen Invasion im Jahr 2022 anerkennen und die Ideologie der ‚russischen Welt‘ (russki mir), die den Völkermord und die Zerstörung ganzer Staaten rechtfertigt, verurteilen.“ Weiter heißt es in der Erklärung: „Wir beten für den vollständigen Sieg der Ukraine über dieses Übel, für die Niederlage der russischen Besatzungsmacht, den Sturz des menschenfeindlichen Regimes in Russland und dafür, dass die Augen der von Propaganda geblendeten russischen Bürger geöffnet werden.“

Entsetzt über die „barbarischen Taten“ in Butscha und anderen Orten zeigt sich auch der römisch-katholische Bischof von Kiew, Vitalij Kryvytskyj. Gegenüber der italienischen katholischen Nachrichtenagentur SIR sagte er: „Es gibt keine Rechtfertigung für diese von den Russen begangenen Verbrechen. Ich bin mir sicher, dass alle, die für diese Verbrechen verantwortlich sind, zu gegebener Zeit bestraft werden.“ Die Ukrainer seien Opfer eines Hasses geworden, der sich in Russland seit Jahren aufgebaut habe und der ukrainischen Bevölkerung nun tiefe Wunden zufüge.

Epifanij am Mittwoch persönlich in Butscha

Das Oberhaupt der von Moskau unabhängigen „autokephalen“ Orthodoxen Kirche der Ukraine, Metropolit Epifanij, besuchte am Mittwoch persönlich die Stadt Butscha, wo er in der Andreas-Kirche einen Gedenkgottesdienst für die Ermordeten abhielt. Epifanij sagte bei dieser Gelegenheit: „Der Körper weigert sich, sich zu bewegen. Die Augen weigern sich, zu sehen. Und das Gehirn weigert sich, alles zu realisieren, was geschehen ist. Die Henker brachten die Hölle in unser Land. Die Rassisten haben unser bis vor kurzem gastfreundliches Land in eine verbrannte Wüste verwandelt.“ Jeder dieser Henker und Mörder werde sich einst vor Gott dafür rechtfertigen müssen, zuvor aber müsse er „vor Gericht gestellt und nach den Gesetzen der zivilisierten Welt bestraft werden“.  DT/sba

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