Am heutigen Donnerstag hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch des Pariser Erzbischofs Michel Aupetit angenommen. Dies hat die Apostolische Nuntiatur in Frankreich heute Mittag mitgeteilt. Der Heilige Vater hat den emeritierten Erzbischof von Marseille, Georges Pontier, zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Paris bestellt.
Vorwurf: "Mehrdeutiges Verhalten" gegenüber einer Frau
Ein Medienbericht der Wochenzeitschrift „Le Point“ hatte dem Pariser Erzbischof unter anderem ein „mehrdeutiges Verhalten“ gegenüber einer Frau während seiner Zeit als Generalvikar unterstellt. Daraufhin hatte Aupetit dem Papst erst letzte Woche seinen Rücktritt angeboten, die Vorwürfe aber zurückgewiesen. „Le Point“ hatte dem früheren Arzt und Pariser Erzbischof seit 2018 ebenfalls organisatorisches Versagen im Management des Hauptstadt-Bistums vorgeworfen.
„Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, gelobt sei der Name des Herrn“, lautet die Überschrift der Pressemitteilung, die Michel Aupetit heute Mittag veröffentlicht hat. Er habe sein Amt in die Hände von Papst Franziskus gelegt, „um die Diözese vor der Spaltung zu bewahren, die durch Misstrauen und Vertrauensverlust immer hervorgerufen wird“. Er sei glücklich, dem Erzbistum gemeinsam mit großartigen Klerikern, Laien und geweihten Personen gedient haben zu dürfen. „Heute danke ich Gott dafür, dass mein Herz zutiefst im Frieden ist. Ich danke den vielen, vielen Menschen, die mir in den letzten acht Tagen ihr Vertrauen, ihre Zuversicht und ihre Zuneigung entgegengebracht habe.“
Er bete für diejenigen, so Aupetit, die ihm „vielleicht Böses gewünscht haben“ und bitte alle um Verzeihung, die er „verletzt haben könnte“. Aupetit äußert sich zuversichtlich zum weiteren Schicksal der Erzdiözese, die von einer tiefen Dynamik erfüllt sei und endet seine Botschaft mit einem Aufruf aus seiner ersten Predigt als Erzbischof von Paris: „Schaut nicht auf den Erzbischof, sondern auf Christus“.
Keine vier Jahre im Amt
Michel Aupetit ist damit keine vier Jahre im Amt des Erzbischofs von Paris geblieben. Mit 70 Jahren ist er noch fünf Jahre vom Rücktrittsalter der Diözesanbischöfe entfernt. Sein Rücktrittsgesuch vom 25. Dezember sollte eigentlich vertraulich bleiben; seine Existenz wurde aber einen Tag später vom „Figaro“ veröffentlicht. Erstaunlich ist die Schnelligkeit, mit der Papst Franziskus auf das Rücktrittsgesuch geantwortet hat, umso mehr, als dass der Papst bereits zu seiner Reise nach Zypern und Griechenland aufgebrochen ist. DT/fha
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