In La Croix legt Guillaume Cuchet, Professor für Zeitgeschichte an der Universität Paris-Est-Créteil-Val-de-Marne, in einem Gastbeitrag für die katholische Tageszeitung dar, welche Korrelation zwischen den Missbrauchstaten von katholischen Priestern und einer homosexuellen Einstellung der Täter bestehe.
Überwiegend Jungen
Cuchet schreibt, dass der am 5. Oktober 2021 veröffentlichte, von der katholischen Kirche Frankreichs in Auftrag gegebene „Rapport Sauvé“ über sexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche drei Dinge trefflich bewusst gemacht habe: „Die Massivität des Phänomens des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen in der Gesellschaft, seine Verbreitung innerhalb der Kirche und die Tatsache, dass 80 Prozent der Opfer in der Kirche Jungen sind, die oftmals zwischen 10 und 13 Jahre alt sind, während es in der übrigen Gesellschaft genau umgekehrt ist (70 Prozent der Opfer sind Mädchen, die eher zwischen 15 und 17 Jahre alt sind)“.
Phänomen bestätigt
So sehr man die ersten beiden Ergebnisse der Untersuchung ausführlich kommentiert habe, merkt Cuchet an, „so sehr bleibt die dritte Tatsache bis heute im Dunkeln. Was sich aus dem Bericht jedoch sehr gut herauskristallisiert, das ist – innerhalb der Kirche - das Vorherrschen einer Form der pädophilen und ephebophilen Homosexualität unter den Missbrauchstätern, was man früher als ‚Päderastie‘ bezeichnet hat“. Dies sei von den Psychiatern und Experten des Problems in der Kirche bereits in den Jahren 1950 bis 1960 erkannt worden. Der Rapport Sauvé nun habe dieses Phänomen bestätigt, doch, so stellt Cuchet fest: „Man hat den Eindruck, dass er ein wenig zögert, das zu glauben“.
Missverhältnis
Denn das Problem sei „heikel“, „weil es die Aufmerksamkeit auf zwei weitere peinliche Fakten lenkt: einerseits die Einstellung von Homosexuellen als Kleriker, und andererseits die Überrepräsentation von gleichgeschlechtlichen Beziehungen unter den erfassten Missbräuchen“. Der Bericht erhebe zwar nicht die Prozentzahl von gleichgeschlechtlichen Missbräuchen innerhalb der Gesamtbevölkerung, aber diese Quote könne man ja berechnen: „Sie bewegt sich vermutlich um 30 Prozent“. Daran erkenne man das Missverhältnis zwischen dem homosexuellen Missbrauch innerhalb der Kirche und dem in der Gesamtbevölkerung.
Korrelation existiert
Es gibt also sehr wohl „eine Korrelation zwischen Homosexualität und Pädophilie, ganz besonders innerhalb der Kirche“, schlussfolgert Cuchet, „was natürlich nicht heißt, dass es einen unmittelbaren Kausalzusammenhang gibt“. Auch wenn die „meisten Pädophilen in der Kirche homosexuell sind, stimmt die Umkehrung natürlich nicht“, präzisiert Cuchet. Man verstehe von diesem Standpunkt aus zwar die Gründe, „die die Verfasser des Berichts veranlasst hatten, bei diesem Thema sehr zurückhaltend zu sein“. Doch diese Gründe seien, so Cuchet weiter, seiner Ansicht nach nicht stichhaltig, da man nie das Interesse habe, ein Problem zu verdrängen. DT/ks
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