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Moraltheologe Waldstein wehrt sich gegen Unterstellungen

Der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Edmund Waldstein reagiert auf mediale Attacken: „Ich stehe hinter der ganzen Lehre der Kirche!“
Die Philosophisch-Theologische Hochschule in Heiligenkreuz
Foto: Baier | Unbelegte Vorwürfe: Der an der Philosophisch-Theologische Hochschule in Heiligenkreuz lehrende Theologe Edmund Waldstein wird mit christlichen Integralisten und sogar mit „Einschüchterungsversuchen“ gegenüber ...

Mit einer sonderbaren Mischung aus Unterstellungen und Vorwürfen sieht sich der Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Edmund Waldstein konfrontiert, der neben seelsorglichen Tätigkeiten Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Heiligenkreuz und an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau unterrichtet. In der Wochenzeitung „Die Furche“ und auf dem Onlineportal „feinschwarz“ wird Waldstein mit christlichen Integralisten und sogar mit „Einschüchterungsversuchen“ gegenüber Theologinnen in Verbindung gebracht. Daraufhin verständigte sich die Innsbrucker Katholisch-Theologische Fakultät mit dem 1983 in Rom geborenen Theologen, der ein Sohn der in den USA lebenden Theologen Michael und Susan Waldstein ist, darauf, sein Habilitationsverfahren vorerst ruhen zu lassen.

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Gegenüber der kirchlichen Nachrichtenagentur „Kathpress“ legte der Dekan der Fakultät, Wilhelm Guggenberger, allerdings nach und behauptete, Waldstein stehe mit seinen Ansichten „im Widerspruch zum Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Im Gespräch mit der „Tagespost“ widerspricht Edmund Waldstein, der 2019 an der Universität Wien promovierte: „Ich stehe positiv zum Zweiten Vatikanischen Konzil, das sehr wichtige Dokumente erlassen und die Lehre der Kirche gut weiterentwickelt hat. Ich interpretiere das Zweite Vatikanum aber mit einer Hermeneutik der Kontinuität: Es gibt hier keine Revolution im Kirchenverständnis, sondern es steht in Kontinuität mit früheren Lehren über die Kirche und ihre Autorität. Man muss Konzilien immer im großen Kontext der Lehre der Kirche aller Zeiten sehen und verstehen.“

Akademische Lehre nicht beanstandet

Ihm gegenüber habe der Dekan mit der aktuellen medialen Aufregung argumentiert. In dem persönlichen Gespräch sei über die medialen Vorwürfe gesprochen worden; seine akademische Lehrtätigkeit in Heiligenkreuz und Trumau sowie seine akademischen Publikationen seien dagegen weder thematisiert noch beanstandet worden. Er selbst sei jedenfalls „weiterhin an einer Habilitation interessiert“, aber das Verfahren könne erst beginnen, wenn er die Habilitationsschrift einreiche.

Zu dem medial geäußerten Vorwurf, er sei eine „Galionsfigur des Neo-Integralismus“ präzisiert der Zisterzienserpater gegenüber dieser Zeitung: „Ich bekenne mich zum Integralismus in dem Sinne, dass ich meine, dass die menschliche Gesellschaft auch gewisse Pflichten gegenüber Gott und der Kirche hat, und dass die Religion nicht privatisiert werden sollte. Wir wollen durch die Evangelisation alle Völker zu Christus bringen, nicht nur als Einzelne, sondern als Gesellschaft. Wenn eine Gesellschaft katholisch ist, dann hat sie auch gewisse Pflichten gegenüber der Kirche.“ Damit meine er allerdings nicht das heutige Österreich, wo „die Gesellschaft sehr säkularisiert ist“.

Er selbst „stehe hinter der ganzen Lehre der Kirche, auch der ganzen Soziallehre“. Auf „problematische Entwicklungen auf dem rechten Flügel der Politik“ habe er offen und klar hingewiesen, so Waldstein im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich habe gegen den Nationalismus geschrieben, weil die katholische Soziallehre immer gegen einen übertriebenen Nationalismus war, wie er heute propagiert wird. Und ich habe auch zur Pflicht, den Migranten zu helfen, publiziert. Ich stehe ganz hinter dem, was Papst Franziskus zur Migration sagte. Man muss auf das Gemeinwohl des eigenen Landes schauen, aber auch auf die Bedürfnisse der Migranten.“

Pauschalverurteilungen zurückgewiesen

Zu früheren Veröffentlichungen zur Todesstrafe, die ihm nun zum Vorwurf gemacht werden, sagt Pater Edmund Waldstein: „Ich habe die ältere Lehre der Kirche verteidigt, die die Todesstrafe in bestimmten Fällen für zulässig hielt. Aber ich stehe voll hinter der jüngeren Entwicklung der Lehre durch Papst Johannes Paul II. und Papst Franziskus, die sagen, dass die Todesstrafe unter den modernen Bedingungen nicht angewendet werden sollte. Ich anerkenne die religiöse Autorität der Päpste und bejahe ihr Anliegen, die Todesstrafe abzulehnen um die Größe der Würde des Menschen zu zeigen.“

Gegenüber der „Tagespost“ weist der Theologe jeglichen Zusammenhang mit angeblich wachsenden „Drohungen und Übergriffigkeiten gegenüber Frauen in der Theologie“ klar zurück: „Mit solchem Mobbing habe ich überhaupt nichts zu tun und weiß auch gar nicht, woher das kommt. Ich finde das furchtbar.“ Auch die Hochschule Heiligenkreuz, die kritisiert, dass dem Beitrag in „Die Furche“ keine Einladung zur Stellungnahme an Waldstein oder an die Hochschule vorausging, stellt klar: „Pauschalverurteilungen und unbegründet unterstellte Zusammenhänge mit Straftaten weisen wir entscheiden zurück.“ Über die „aufgeworfenen Fragen“ würde man einen wissenschaftlichen Austausch im größeren Rahmen begrüßen.“  DT/sba

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