Unter den Orthodoxen in der Ukraine verliert das Moskauer Patriarchat rapide an Einfluss. Angesichts der Weigerung des Moskauer Patriarchen, den Krieg Putins beim Namen zu nennen oder gar zu verurteilen, haben mittlerweile etwa 15 Bischöfe der „Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats“ ihre Priester angewiesen, den Moskauer Patriarchen nicht länger im Hochgebet zu nennen. Nach orthodoxer Auffassung kommt das einem Bruch der Kirchengemeinschaft gleich.
Wege, sich von der russischen Orthodoxie zu trennen
Angesichts dieser Entwicklung hat die autokephale, also von Moskau unabhängige „Ukrainisch Orthodoxe Kirche“ (UOK) alle Bischöfe, Priester und Klöster in der Ukraine, die bisher dem Moskauer Patriarchat unterstehen, zur Lösung aus der Moskauer Jurisdiktion aufgerufen und zur Einheit mit der unabhängigen Orthodoxie eingeladen. „Gemeinschaften und Klöster werden ermutigt, sich innerhalb der lokalen Diözese mit der Orthodoxen Kirche der Ukraine zu vereinen“, heißt es in einem Beschluss, den der Synod der UOK in einer Telefonkonferenz fasste und der von Metropolit Epifanij von Kiew unterzeichnet wurde. Den ukrainischen Diözesen, die sich aus der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats lösen, wird in dem Text ausdrücklich zugestanden, „ihre Struktur als Diözese der Orthodoxen Kirche der Ukraine“ beibehalten zu können.
Wörtlich heißt es in dem Beschluss der UOK-Synode, der dieser Zeitung vorliegt: „Aufgrund des Krieges, den Russland gegen die Ukraine entfesselt hat, verstehen immer mehr Geistliche und Gläubige, die unter der Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats in der Ukraine stehen, den wahren Stand der Dinge, sind sich ihrer wahren kanonischen und bürgerlichen Pflichten bewusst und beginnen nach Wegen zu suchen, sich von der russisch-orthodoxen Kirche zu trennen, die durch ihre Führer die Aggression unterstützt hat und inspiriert.“
Notwendige Maßnahmen unter Kriegsbedingungen
All jenen Klerikern, Klöstern und orthodoxen Gemeinschaften, „die aus irgendeinem Grund nicht unmittelbar Teil der örtlichen Diözese der UOK werden können, wird als Ausnahmeregelung – „unter kriegsbedingten Bedingungen“ – angeboten, direkt unter die Jurisdiktion des ukrainischen Primas, also von Metropolit Epifanji, genommen zu werden. Dies sei „eine notwendige vorübergehende Maßnahme“ im Sinn einer flexiblen Anwendung der kirchenrechtlichen Normen bis zu einer möglichen vollständigen Integration in die diözesanen Strukturen. DT/sba
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