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Kyrill macht anti-russische Kräfte für den Krieg verantwortlich

Das Ziel der westlichen Geopolitik sei die Schwächung Russlands, meint der Moskauer Patriarch in einer Predigt.
Patriarch Kyrill sieht in der westlichen Politik den Teufel selbst am Werk
Foto: Mikhail Metzel/Kremlin Pool (Planet Pix via ZUMA Press Wire) | Das Ziel der westlichen Geopolitik sei „die Schwächung Russlands, das zu einem starken, wirklich mächtigen Land geworden ist“, so Kyrill.

Der russische Patriarch Kyrill I. sieht in der westlichen Politik den Teufel selbst am Werk. In einer Predigt in der Moskauer Erlöser-Kathedrale sagte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche am Mittwoch, der „Feind der Menschheit“ werfe durch bestimmte Personen und Institutionen „Lügen in die Beziehungen zwischen unseren Völkern, und auf der Grundlage dieser Lügen entwickelt sich ein Konflikt“. Es seien (westliche) Staaten daran schuld, dass „heute zwei brüderliche Völker in einen Konflikt eingetreten sind, tatsächlich aber eines, das russische Volk“.

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Weil sich das russische Volk als stark erwiesen habe, hätten „die Nachbarn, erschrocken über seine Stärke, begonnen alles zu tun, um dieses Volk zu spalten, um Teile dieses Volkes zu inspirieren, dass sie keineswegs ein Volk sind“. Damit bestreitet Patriarch Kyrill die Existenz eines eigenständigen ukrainischen Volkes und wirft zugleich den Nachbarländern vor, den Ukrainern ihre Eigenständigkeit eingeredet und den aktuellen Konflikt ausgelöst zu haben. Wörtlich sagte der Patriarch: „Wir sind praktisch ein Volk, verbunden durch ein historisches Schicksal, wir sind alle zusammen aus der Kiewer Quelle gekommen.“

Der Westen hetzt die Ukrainer auf, meint Kyrill

Das Ziel der westlichen Geopolitik sei „die Schwächung Russlands, das zu einem starken, wirklich mächtigen Land geworden ist“. Die „brüderlichen Menschen“ (gemeint sind Russen und Ukrainer) würden „benutzt, um diese geopolitischen Ziele zu erreichen“. Die Ukrainer würden aufgehetzt, damit sie gegen „Brüder gleichen Blutes und gleichen Glaubens in einen Kampf“ gehen, kehrte der russische Patriarch die Kausalitäten um. 

Auch den orthodoxen Bischöfen in der Ukraine, die sich vom Moskauer Patriarchat losgesagt haben, macht Kyrill schwere Vorwürfe: „Es ist schrecklich, dass es einige religiöse Organisationen gibt – ich wage nicht einmal, sie als religiös zu bezeichnen-, die den Kampf gegen das brüderliche russische Volk als Notwendigkeit predigen.“ Heute würden „die Feinde sowohl des russischen als auch des ukrainischen Volkes von außen mit aller Macht vermitteln, dass sie keine Brüder, sondern Feinde sind und gegeneinander kämpfen müssen“. Es sei traurig und zu bedauern, dass „auf unserem heimatlichen ukrainischen Land politische Kräfte entstanden sind, die mit der Vorstellung eines Feindes gegenüber dem russischen Volk heute eine Politik gegen Russland aufbauen“.

Russische Orthodoxie sei „Heilsgarantie“

Gegen die dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel unterstehende autokephale Orthodoxie polemisierte Kyrill in seiner Predigt, indem er meinte, dass „unsere ungeteilte Kirche in Russland und der Ukraine“ eine „Heilsgarantie“ sei, die aber „heute dort auf ukrainischem Boden von denen verfolgt wird, die nicht am Frieden interessiert sind“. Es werde „eine gewöhnliche teuflische Lüge“ benutzt, „um die Kluft zwischen zwei Völkern zu vertiefen“. Jene, „die versuchten, die Völker zu spalten, begannen damit, die Kirche zu spalten“, so Kyrill, von dem sich mittlerweile immer mehr orthodoxe Hierarchen in der Ukraine lossagen. 

Am Ende seiner Vorwürfe gegen den Westen, gegen die Ukrainer und ihre autokephale Kirche sagte Kyrill, „dass jeder Krieg zwischen orthodoxen Brüdern, die zu einer Kirche gehören, das Werk des Teufels“ sei. Der Name des russischen Präsidenten fiel in seiner Predigt nicht.

Öffentliche Kritik an Kyrill übt mittlerweile auch der orthodoxe Erzbischof von Helsinki und ganz Finnland, Leo. Er sei „enttäuscht, zu sehen, dass Patriarch Kyrill diesen Krieg immer noch nicht verurteilt, sondern den Ansichten des russischen Präsidenten Putin folgt und diese Lügen zum Dogma der Kirche macht, die er führt“, sagte Erzbischof Leo in Reaktion auf Kyrills Sonntagspredigt. Diese sei „ein trauriger Tiefpunkt und eine bewusste Irreführung der Gläubigen“ gewesen.  DT/sba

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