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Moskauer Patriarchat verliert ukrainische Bischöfe

Spaltung droht. Patriarch Kyrill spricht von „Schisma, für das sich jeder, der es begeht, vor Gott verantworten wird“.
Ostermontag in Russland
Foto: Alexander Zemlianichenko (AP) | Kyrill I. warnt vor einem Schisma und droht den Orthodoxen in der Ukraine.

Die Orthodoxie in der Ukraine ist seit langem tief gespalten. Jetzt aber verliert das Moskauer Patriarchat, das die Ukraine als Teil ihres „kanonischen Territoriums“ betrachtet, immer mehr ihrer eigenen Bischöfe. Eine Reihe von Bischöfen der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats hat in diesen Tagen begonnen, Patriarch Kyrill nicht länger im Hochgebet zu nennen, was nach orthodoxer Auffassung einer Aufkündigung der Kirchengemeinschaft gleichkommt.

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Nach unbestätigten Angaben haben bereits 15 Bischöfe und Metropoliten sich von Kyrill losgesagt und ihre Priester angewiesen, den Moskauer Patriarchen nicht länger in ihren Gebeten zu nennen. Einer von ihnen ist Metropolit Filaret Kucherov von Lemberg (Lviv), der seine Priester anwies, Kyrill nicht mehr in der Liturgie zu erwähnen und stattdessen für den Frieden in der Ukraine zu beten. Gleiches tat nun auch der Metropolit von Sumy und Achtyrka in der Ostukraine, Evlogy Gutchenko.

„Vor Gott verantworten“

In seinem Fall spricht der Moskauer Patriarch Kyrill nun von einem Schisma. Wörtlich heißt es in einer an Metropolit Evlogy gerichteten Erklärung: „Ich bedauere Ihre Entscheidung, das Gedenken an den Patriarchen von Moskau und ganz Russland in Gottesdiensten einzustellen.“ Und weiter: „Die Beendigung des Gedenkens an den Primas der Kirche, nicht aufgrund von Lehr- oder kanonischen Irrtümern oder Wahnvorstellungen, sondern aufgrund von Widersprüchen in den einen oder anderen politischen Ansichten und Vorlieben, ist ein Schisma, für das sich jeder, der es begeht, vor Gott verantworten wird und nicht nur in der zukünftigen Welt, sondern auch in der Gegenwart.“

Zuvor hatte der Moskauer Patriarch am Sonntag die „Einheit mit unseren Brüdern und Schwestern in der Ukraine“ beschworen und „die bösen Mächte, die immer gegen die Einheit der Rus und der russischen Kirche gekämpft haben“ verurteilt. In der Diktion des Kreml sprach er von „unserem gemeinsamen historischen Mutterland“, das „vor jeder äußeren Einwirkung zu schützen“ sei. Im Gegensatz dazu forderte die vom Moskauer Patriarchat abhängige Orthodoxie in der Ukraine einen Stopp des „Bruderkriegs“ und warnte, sollte das Blutvergießen andauern, „könnte die Kluft zwischen unseren Völkern für immer bestehen bleiben“. DT/sba

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