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Kurienkardinal Marc Ouellet geht

Der kanadische Kardinal Marc Quellte war 13 Jahren Präfekt der Bischofskongregation. Nun verlässt er sein Amt. Erneut gibt ein Ratzinger gewogener Kardinal sein Leitung in der Kirche ab.
Kardinal Marc Ouellet während der Vorstellung des Schreibens der Glaubenskongregation "Iuvenescit Ecclesia"
Foto: Cristian Gennari (KNA) | Kardinal Marc Ouellet während der Vorstellung des Schreibens der Glaubenskongregation "Iuvenescit Ecclesia" zum Thema charismatische Bewegungen am 14. Juni 2016 im Vatikan.

Wieder geht einer, den man als „Ratzingerianer“ bezeichnen könnte: Kardinal Marc Ouellet, seit knapp 13 Jahren Präfekt der Bischofskongregation, gab jetzt sein Amt ab an den weitgehend unbekannten US-Amerikaner Robert F. Prevost OSA, der zuletzt Bischöfe im peruanischen Chiclayo war. Von deutscher Warte aus betrachtet hinterlässt Ouellet, den Benedikt XVI. im Juni 2010 von der Leitung der Erzdiözese Québec weg an die Spitze der „Bischofsfabrik“ berufen hatte, ein episkopales Chaos in Deutschland. Spät griff der Vatikan ein.

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Langjähriger Leiter der „Bischofsfabrik“

Erst beim „Ad limina“-Besuch im November vergangenen Jahres, als der Synodale Weg kurz vor seinem Abschluss stand, richteten die Kurienkardinäle – darunter allerdings auch mit Entschiedenheit der Kanadier Ouellet – ihre Stopp-Schilder auf. Der entscheidende Regie-Fehler ging aber auf das Konto des Bischofspräfekten: Der Showdown zwischen Kurialen und deutschen Bischöfen fand ganz am Ende des Besuchs statt. Hätte er am Anfang des Treffens gestanden, hätte er während des mehrtägigen Aufenthalts der deutschen Bischöfe in Rom seine Wirkung entfalten können. So reisten die Bischöfe direkt ab und machten dann in Frankfurt mehrheitlich, was sie wollten – und ließen den Papst einen alten Mann in Rom sein.

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Nun ist auch Ouellet nur Teil eines Systems – im Vatikan entscheidet immer noch der Papst. Aber er hätte sich auch von dem anderen und nunmehr letzten „Ratzingerianer“ an der Kurie, dem Schweizer Kardinal Kurt Koch, über die wahren Motive der protestantisierenden Mehrheit im deutschen Episkopat aufklären lassen können. Stattdessen vertraute er dem Münsteraner Bischöfe Felix Genn, bis 2022 Mitglied der Bischofskongregation, mit dem ihn die Nähe zur von Hans Urs von Balthasar gegründeten Johannesgemeinschaft verbindet. So kam es, dass Ouellet noch im Januar – bei einer Begegnung am Rande der Beisetzung von Benedikt XVI. – glaubte, dass die Protagonisten des Synodalen Wegs repräsentativ seien für die Mehrheit des gläubigen Kirchenvolks in Deutschland.

Ouellet galt als papabile, war ein harter Arbeiter, konsequent in Sachen Missbrauchsaufarbeitung und verband seine Aufgaben als Kurienpräfekt immer mit einer starken spirituellen und missionarischen Ausrichtung. Dem heute 78-Jährigen dürfte bald auch Glaubenspräfekt Luis Ladaria in den Ruhestand folgen. Deutsche spielen an der Kurie keine Rolle mehr. Darum gibt es so viele, die – wie Ouellet und der Papst – den „furor teutonicus“ nicht verstehen und sich wunderten, dass der Brief von Franziskus vom Sommer 2019 ohne irgendeine Folge blieb.

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