Kirchenkritiker aller Couleur, hartgesottene Atheisten, linksliberale Medien und Intellektuelle mit „sprungbereiter Feindseligkeit“ (wie Benedikt XVI. das nannte) haben den Päpsten ihrer jeweiligen Zeit ja viel vorgeworfen. Wer aber will einem Papst vorwerfen, dass er betet? Darauf wären wir – außer am 1. April – wohl alle nicht gekommen: ein katholischer Professor für Fundamentaltheologie!
Der in Freiburg lehrende deutsche Professor Magnus Striet kritisiert den Umgang von Papst Franziskus mit der Corona-Krise: „Eine solche Epidemie wird durch die Medizin, durch medizinischen Fortschritt bekämpft, aber nicht durch ein Bittgebet.“ Nun, zum medizinischen Fortschritt kann der Papst nicht mehr und nicht weniger beitragen als Professor Striet, da beide weder Epidemiologen noch Virologen sind.
Der Papst betet
Im Gegensatz zum Freiburger Professor nimmt der Papst jedoch seine Berufs- und Lebenswahl ernst: Er betet und geht dem durch die Corona-Krise vielfach getroffenen Gottesvolk betend, tröstend und Mut zusprechend voran. Der Theologe Striet, der sich am Bittgebet stößt, muss sich fragen lassen, wann er zuletzt im Neuen Testament geblättert hat. Eindringlich fordert Jesus die Seinen auf, den Vater im Himmel mit Bitten zu bestürmen. Und zwar nicht, weil es ihnen psychisch wohltäte, sondern weil Gott ein liebender Vater ist, der helfen kann. Der Allmächtige ist geschichtsmächtig: im Leben des Einzelnen wie der Menschheit insgesamt.
Als ein Kritiker Mutter Teresa vorwarf, ihre Theologie sei zweihundert Jahre alt, antwortete die Heilige freundlich: „Nicht zweihundert, sondern zweitausend Jahre!“ Ähnlich könnte Papst Franziskus dem Theologen Striet antworten, der ihm – wegen Kreuzverehrung, Bittgebet und „Urbi et Orbi“-Segen – ein „vormodernes Weltbild“ vorwirft. Striet selbst offenbart damit sein defizitäres Gottesbild.
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