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Zölibat ohne Gott?

Warum Hubert Wolfs jüngstes Buch über die priesterliche Ehelosigkeit nicht überzeugt.
Kirchenhistoriker Hubert Wolf
Foto: Andreas Kühlken (KNA) | Hubert Wolfs (Bild) Feststellung, der Zölibat sei nicht heilsnotwendig, ordnet Berger als das Ergebnis einer falschen Frage ein.

Der Neutestamentler Klaus Berger setzt hinter die Theologie des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf ein großes Fragezeichen. In seinem aktuellen Buch über den Zölibat stellt Wolf Thesen gegen die priesterliche Lebensform auf, die auf Berger altmodisch wirken.

Heilsnotwendig ist allein Gott und sonst gar nichts

Wolfs Feststellung, der Zölibat sei nicht heilsnotwendig, ordnet Berger als das Ergebnis einer falschen Frage ein. In den fünfziger Jahren hätte bescheidene Geister die Welt und die Kirche eingeteilt nach dem, was heilsnotwendig sei und was nicht. Besonnene Theologie solle jedoch antworten: Heilsnotwendig ist allein Gott und sonst gar nichts. Allein Gott bestimme, wer in den Himmel komme.

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Auch Wolfs Sprachgebrauch vom angeblichen "Zwangszölibat" führt in die falsche Richtung. Den Hauptmangel des Buchs, dem Berger konstruierte Mythen und defizitäre Schriftauslegung bescheinigt, verortet er jedoch in der Gottvergessenheit des Autors. Bei Wolf sei von einem Zölibat ohne Gott die Rede. Alle üblichen völlig profanen Begründungen finde der Leser im Buch wieder: Der Zölibat sei aus Leibfeindlichkeit, philosophischer Askese oder aus fiskalischen Interessen entstanden.

Offenhalten des Gewöhnlichen für Inspiration von Gott

Dagegen unterstreicht Berger, dass es nie institutioneller Zwang gewesen sei, Gott als Prophet zu dienen, sondern stets Erwählung und Sendung. Zölibat habe keinen anderen Sinn, als die Unterbrechung, das Offenhalten des Gewöhnlichen für Inspiration von Gott, die Freiheit zu radikaler Infragestellung und zu radikal Neuem.

Warum Hubert Wolfs Thesen gegen den Zölibat auf Klaus Berger altmodisch wirken erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der Tagespost.

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