Deutliche Kritik – und Selbstkritik – an der westlichen Naivität gegenüber Wladimir Putin hat Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen geübt. Bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele sagte der Präsident am Donnerstag: „Während wir hier heute die Festspiele eröffnen, harren Familien in ukrainischen Städten in Kellern und Luftschutzbunkern aus. Weil das alles aus Sicht des russischen Präsidenten nicht genug ist, drosselt er die Gasversorgung in Europa und – machen wir uns nichts vor -, er wird sie ganz abdrehen, wann immer es ihm gefällt.“
Ein Diktator, „der unsere Art zu leben, zutiefst verachtet“
Van der Bellen bezeichnete Putin als Diktator, „der unsere Art zu leben, zutiefst verachtet“ und der es „nicht erträgt, dass wir in einer Gesellschaft leben wollen, in der jeder Mensch gleich viel wert ist“. Frühere Regierungen hätten die Gefahr einer Energie-Abhängigkeit nicht gesehen oder ignoriert. Die Politik habe Fehler gemacht, sagte der Bundespräsident Österreichs, um hinzuzufügen: „Ich selbst habe mich auch täuschen lassen und in vermeintlicher Sicherheit gewiegt.“
Die Abhängigkeit von russischem Gas sei „unerträglich“, so das österreichische Staatsoberhaupt. „Aber es ist auch unerträglich, auch nur mit dem Gedanken zu spielen, sich zum unterwürfigen Verbündeten eines Diktators zu machen, zu all dem Unrecht zu schweigen. Wir sind nicht Putins Vasallen.“ In der Ukraine werde gekämpft, gemordet und gestorben, „um unser aller Lebensmodell, um politische Freiheit, persönliche Freiheit, den Rechtsstaat, Menschenrechte und Demokratie“. DT/sba
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