Von einem neuen Kapitel in den historisch wechselvollen polnisch-ukrainischen Beziehungen spricht der ukrainische Bischof Eugeniusz Popowicz, der griechisch-katholische Metropolit von Przemysl und Warschau. Die großzügige Aufnahme der ukrainischen Flüchtlinge, von denen mehr als drei Millionen über die Grenzstadt Przemysl nach Polen kamen, habe zu einem geschichtlichen Wandel in den Beziehungen zwischen den Nachbarvölkern geführt. Er selbst habe nicht mit solcher Großherzigkeit und Gastfreundschaft gerechnet, sagte der Metropolit am Montag im Gespräch mit der „Tagespost“, auch sonst niemand – „vor allem nicht Wladimir Putin“.
In der griechisch-katholischen Kathedrale von Przemysl, die Papst Johannes Paul II. den Unierten 1991 geschenkt habe, sagt Bischof Popowicz, der Erzbischof von Krakau habe ihm ausdrücklich erlaubt, in jeder beliebigen Kirche seiner Diözese zu zelebrieren. 120 griechisch-katholische Pfarreien der Ukrainer gebe es in Polen mittlerweile.
Orthodoxe zu Sakramenten zugelassen

Allerdings sei jetzt schwer zu sagen, welche Flüchtlinge aus der Ukraine in Polen griechisch-katholisch sind, und welche orthodox. Die mit Rom unierten Katholiken des byzantinischen Ritus öffnen deshalb jetzt die Tore für alle und lassen unter den Bedingungen des Kriegs alle – ob katholisch oder orthodox – zu den Sakramenten zu. „Die Priester dürfen keinen katholischen oder orthodoxen Gläubigen abweisen. Wir betrachten das als Zeit des Krieges, da kann man konfessionelle Trennungen nicht aufrecht erhalten. Wenn Menschen um Hilfe bitten, leisten wir Hilfe.“ Von orthodoxer Seite gibt es dafür weniger Verständnis. Was seitens der orthodoxen Kirchenleitung als streng verboten gilt, scheint aus katholischer Seite geboten. DT/sba
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.