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Mit der Bibel in die S-Bahn

Nur Gottes Wort hören – unkommentiert: Der Podcast „Bibel to go“ bietet täglich die Schriftlesungen an. Dahinter stehen ein Schauspieler und ein Radiosprecher aus Berlin.
Podcast „Bibel to go”
Foto: Thomas Kycia | Thomas Kycia produziert seit drei Jahren in seiner Freizeit den Podcast „Bibel to go”.

„Marek und ich machen hier biblische Exerzitien. Wir bereiten uns auf die biblischen Texte vor und knacken ihren Sinn. Das lässt niemanden kalt oder unberührt. Mehr noch: Etwas Schöneres, als biblische Texte vorzulesen, kann man sich nicht vorstellen“, sagt Thomas Kycia. Seit drei Jahren produziert er den Podcast „Bibel to go“. Der stellt die kompletten täglichen Lesungen der katholischen Kirche zur Verfügung – einzigartig im deutschen Sprachraum. „Immer wieder erlebe ich, wie aus so einer Session eine gewaltige und tiefgehende Erfahrung von Gottes Nähe wird. Von einem Gott, der sagt: ,Ich bin da. Ich kämpfe für dich und ich kämpfe um dich.‘“ Dass sein Podcast ein Herzensprojekt des Radiosprechers ist, der beruflich beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) arbeitet, unterstreicht er immer wieder im Gespräch mit der „Tagespost“.

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Tägliche Bibellesungen hörte Kycia früher in einer polnischsprachigen App. Er suchte nach einem gleichwertigen Format im deutschen Sprachraum, jedoch erfolglos. „Es gab Ähnliches, aber meistens nur mit dem Evangelium und fast immer mit einem Kommentar. Wichtig ist mir aber, dass wir das Wort Gottes hören und im Gebet verbleiben. „Du bist Radio- und Synchronsprecher, Theologe und Lektor. Was möchtest du denn mehr? Erstelle einfach selber so ein Angebot“, habe seine Frau ihm damals geraten. Daraus entstand „Bibel to go“.

Keine Lesung mehr verpassen

Kycias Idee ist es, dass Menschen in der S-Bahn, beim Fahrradfahren oder am Esstisch die täglichen Lesungen mitbekommen können. „Es gibt jeden Tag die Eucharistie, darum sollen Menschen auch jeden Tag die Möglichkeit haben, die Lesungen mitzubekommen“, sagt er. „Und auch ich möchte diesen Luxus haben, das Wort Gottes in deutscher Sprache täglich hören zu können.“ Mittlerweile würden sich Menschen aus aller Welt zuschalten. Vielleicht seien es Botschafter, meint Kycia. Diesen Abend verbringt er wieder bei den Dominikanern in St. Paulus in Berlin, die die Produktion unterstützen. Dank der Patres gibt es im Kloster seit Kurzem ein kleines Podcast-Studio, in dem sie die Lesungen oft weit im Voraus aufzeichnen. „Im Juni hatten wir schon alles bis Allerheiligen vorbereitet“, ergänzt sein Freund Marek Gierszal, der freiberuflicher Regisseur und Schauspieler ist. Wenige Wochen nach Anlauf des Podcasts stieg er in das Projekt ein. „Marek kommt vom Theater und hatte direkt Verbesserungsvorschläge: Er gab Tipps, wie man näher rankommt an das, was in den Texten steht. Darum habe ich ihm vorgeschlagen, mitzumachen“, blickt Kycia zurück. Die polnischstämmigen Podcaster kennen sich schon lange aus ihrer Berliner Kirchengemeinde. „Unheimlich wichtig ist, dass wir gemeinsam in die Kirche gehen und beten. Denn den Podcast zu produzieren, das ist eine Erfahrung Gottes. Ich brauche keine Expertenleser – sondern in erster Linie Menschen, denen das Wort Gottes am Herzen liegt“, sagt Kycia.

Sonntags und an Hochfesten ergänzen liturgische Gesänge die ruhig und andächtig vorgelesenen Bibelauszüge. Zum Abschluss ist oft die Dominikanerschola Ave Florum Flos zu hören. Die Antwortpsalmen singen im Wechsel verschiedene Musiker und musikbegabte Freunde. „Wir haben eine kleine WhatsApp-Gruppe, in die man sich eintragen kann. Die Antwortpsalmen nehmen Freunde für uns auf – ehrenamtlich. ’Bibel to go’ ist ein Non-Profit-Projekt. Ich bin allen Freunden sehr dankbar!“, erklärt Kycia.

Immer wieder heben die beiden staunend hervor, dass der Podcast seit drei Jahren an keinem Tag aussetzen musste. „Mal war ich beruflich in Polen, dann habe ich Thomas meine Aufnahmen zugeschickt“, sagt Gierszal. „Jetzt schließen wir die Lesejahre A, B und C ab. Mittlerweile fangen die Lesungen an, sich zu wiederholen. Doch wir werden weiterproduzieren, denn wir möchten sie nicht aus der Dose nehmen. Sie werden überarbeitet – verbessert. Der Podcast bleibt lebendig.“ Kycia fügt hinzu, er könne sich nur schwer vorstellen, das Projekt eines Tages abzugeben. „Erst, wenn ich jemanden treffe, der mir das Gefühl gibt, er wird ihn gut weiterführen. Jemand, dem das Wort Gottes und die Eucharistie am Herzen liegen“, lacht er.

Der Podcast ist ein Geschenk

Zeitweise kooperierten die beiden schon mit der US-amerikanischen Gebetsapp „Hallow“. Ihre Vision ist es, demnächst auch unter der Woche die Antwortpsalmen in die Podcasts einfließen zu lassen. „Denn die Psalmen bringen eine Wucht an Gottes Gedanken mit. Wir hoffen, dass dadurch noch mehr Menschen mitmachen können“, sagt Kycia.

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„Wir wollen den Leuten mit unserem Podcast ein Geschenk machen, aber auch uns“, sagt Gierszal. „Ich höre den Podcast jeden Tag mit meiner Familie am Ende des Frühstücks. Immer wieder ergibt sich ein kurzes Gespräch oder Schweigen darüber und bringt uns immer wieder in Beziehung.“ Das Wichtigste aber sei: Aus den Lesungen des ganzen Jahres werde deutlich, wie sehr Gott den Menschen liebe und sich bemühe, ihn wieder zurückzugewinnen.

Der Podcast „Bibel to go“ ist kostenlos auf Spotify, Apple Podcasts, Amazon Music und anderen abrufbar. Weitere Informationen unter https://bibeltogo.de/.

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