Als Bruder Alexander im Kapuzinerkloster in Salzburg vor der ganzen Gemeinde ausgestreckt auf dem Kirchenboden lag, war der kalte Stein sein erster Zeuge. „Der Boden war kalt“, bestätigte er später dann lachend. Und doch war gerade dieser kalte Boden ein Zeichen für die Tiefe des Augenblicks. Denn wer sich zur sogenannten Prostration niederlegt, der legt nicht nur seinen Körper, sondern sein ganzes Leben vor Gott hin. In dieser Geste liegt die völlige Hingabe an Christus, die Entäußerung des eigenen Willens und das Vertrauen auf die Gnade, die allein trägt.
Vor wenigen Wochen hat Bruder Alexander seine Ewigen Gelübde abgelegt. In einer Zeit, in der man meint, Berufungen seien im Rückgang, zeigte er gemeinsam mit anderen jungen Männern das Gegenteil: Die Sehnsucht nach Christus brennt. Immer mehr Männer entscheiden sich für das Leben im Orden, für den Zölibat, für ein Leben in der Nachfolge Jesu.
Christus selbst ist anziehend
Was sie anzieht, ist nicht die Romantik eines Klosters, nicht Ruhe oder Struktur – es ist Christus selbst. Viele von ihnen erzählen, dass sie im Gebet die Erfahrung einer Liebe gemacht haben, die alles übersteigt, eine Liebe, die nicht besitzt, sondern formt, die nicht nimmt, sondern schenkt. Eine Liebe, die im Herzen des Priesters und des Ordenschristen Frucht bringt für die Menschen, die Christus ihnen anvertraut.
Sie wissen, dass das menschliche Leben ein Weg von der Asche zur Asche ist. Und sie wissen ebenso, dass nur die Wahrheit in Christus befreit. Darum suchen sie diese Wahrheit – bewusst, klar, demütig. Denn wer heute in der Sünde glücklich zu sein scheint, wird später in derselben Sünde weinen – eine uralte Lehre der Kirche, die nicht verurteilt, sondern zur Umkehr ruft.
Zahlen wachsen zaghaft, aber real
Im Geist des heiligen Franziskus leben die Kapuziner arm, gehorsam und ehelos – nicht aus Zwang, sondern aus Liebe. Alle paar Jahre werden sie neu versetzt, ohne Besitz, ohne Sicherheit, geführt einzig vom Willen Gottes und der Entscheidung ihres Ordens. Sie wissen: Ein Kapuziner bleibt ein Suchender, einer, der alles empfängt und nichts festhält. Und genau darin finden sie ihre Freiheit.
Diese jungen Berufungen werden nicht nur in den Kirchenbänken sichtbar, wo vielerorts wieder mehr Jugendliche zu sehen sind, sondern ebenso in den Ordensgemeinschaften. Die Zahlen wachsen zaghaft, aber real. Männer wie Bruder Alexander bezeugen, dass Gott weiterhin ruft. Der Ruf ergeht nicht immer laut, oft eher im leisen Flüstern – aber er ergeht. Ein hörendes Herz erkennt ihn.
Ordensleute sind lebendiges Evangelium
Diese jungen Männer wollen evangelisieren – und zwar ganz katholisch: durch das Wort, durch die Predigt, durch die Eucharistie, durch das Gebet, durch Werke der Barmherzigkeit und durch das stille Beispiel eines gottgeweihten Lebens. Sie wollen das Evangelium nicht nur verkünden, sondern verkörpern. Denn die Kirche lehrt seit jeher, dass das Zeugnis der Heiligen und der Ordensleute ein lebendiges Evangelium ist.
Sie folgen dem Wort Christi: „Kommt und folgt mir nach.“ Und sie glauben daran, dass ein Leben, das sich Christus ganz schenkt, die Welt verändert – nicht durch Macht, sondern durch Liebe; nicht durch Lärm, sondern durch Stille; nicht durch Anspruch, sondern durch Hingabe.
Für die Kirche ist diese wachsende Zahl an Berufungen ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen dafür, dass der Durst nach Gott, den nur Christus stillen kann, nicht erloschen ist. Ein Zeichen dafür, dass junge Männer erneut entdecken, was die Kirche immer bezeugt hat: Christus ist unser Alles. Und vielleicht liegt genau hierin die Botschaft unserer Zeit: dass ein Herz, das sich nicht mehr selbst gehört, sondern Gott, zu einem Fenster des Himmels wird.
Der Autor ist 20 Jahre alt und arbeitet als Medizinischer Fachangestellter. Er engagiert sich im Pfarrgemeinderat in Jossgrund.
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