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Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk: „Kriege kennen nur Verlierer“

Österreichischer Solidaritätsbesuch bei der leidgeprüften katholischen Kirche der Ukraine: Erzbischof Lackner und Bischof Krautwaschl referieren vor unierten Bischöfen.
Erzbischof Lackner und Bischof Krautwaschl referieren vor unierten Bischöfen
Foto: Georg Pulling/ kathpress | Erzbischof Lackner und Bischof Krautwaschl besuchten die Vollversammlung der Ukrainisch-Griechisch-katholischen Bischöfe.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine halten die mit dem Papst unierten ukrainischen Bischöfe des byzantinischen Ritus derzeit ihren Synod in der polnischen Grenzstadt Przemysl ab. Das Oberhaupt dieser Kirche, Großerzbischof Swjatoslav Schewtschuk, führt im Gespräch mit der „Tagespost“ dafür vor allem logistische und juristische Gründe ins Feld. Insbesondere die im Ausland tätigen ukrainischen Bischöfe könnten Probleme bekommen, die Ukraine neuerlich zu verlassen. Andere Bischöfen verweisen gegenüber dieser Zeitung jedoch auch auf Sicherheitsbedenken.

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Ohnmächtig ausharren

Zwei österreichische Bischöfe nahmen am Montagvormittag an den Beratungen der ukrainischen Bischöfe teil und werden am morgigen Dienstag ins westukrainische Lemberg (Lviv) zu einem Solidaritätsbesuch weiterreisen. Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenzen, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, sprach in Przemysl von der geschichtlichen Nähe und religiösen Verbundenheit zwischen Österreich und der Ukraine. Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine habe sich in Österreich der Schock „bei vielen schnell in eine Entschlossenheit, nicht untätig zu bleiben“ gewandelt. Eine beeindruckende Solidarität habe alle Teile der Bevölkerung erfasst.

„Kriege kennen nur Verlierer“, so Erzbischof Lackner in seiner Ansprache vor den ukrainischen Bischöfen. „Viele müssen fliehen, andere können es nicht, müssen ohnmächtig ausharren im Hagel von Bomben.“ Er sei erschüttert angesichts der „grauenhaften Bilder und Informationen“. Der grausame Exzess dieses Krieges beschmutze und verletze das Antlitz Christi. „Umso mehr bedarf es des Gebets und der Intervention Gottes, um diesen Krieg beenden zu können.“ Neben dem Salzburger Erzbischof ist auch der Bischof von Graz, Wilhelm Krautwaschl, nach Przemysl und Lemberg angereist.

Schewtschuk: Aggressor beim Namen genannt

Großerzbischof Schewtschuk würdigte vor seinen Bischöfen, die Solidarität der österreichischen Kirche mit der Ukraine: „Sie haben den Aggressor und Täter beim Namen genannt, und ebenso die Opfer.“ Er betonte zugleich, dass die anwesenden unierten Bischöfe aus den USA, Brasilien, Argentinien, Frankreich, Deutschland und Polen zusammenkamen und damit „eine globale Perspektive unserer Kirche“ zeigten. Die Lage seiner Gläubigen in der Ukraine fasste er so zusammen: „Wir glauben an Gott, deshalb haben wir Hoffnung.“ Mehrere ukrainische Bischöfe berichteten in Przemysl von den Leiden ihrer Gemeinden angesichts des Krieges und der russischen Besatzung in östlichen und südlichen Teilen des Landes.

Auf die Frage eines ukrainischen Bischofs, wie sich die Corona-Krise auf das Glaubensleben der Österreicher auswirkte, sagte Erzbischof Lackner: „Die Austrittszahlen sind stark – und erschreckend – gestiegen.“ In Teilen der Gesellschaft habe es die Kritik gegeben, dass die Kirche sich zu stark vom Staat habe in Dienst nehmen lassen. Das sei jedoch nicht der Fall gewesen. Die Tendenz zu radikalen Bewegungen habe sich verstärkt und die Kirche wisse darauf nicht angemessen zu antworten. Bischof Krautwaschl ergänzte, dass die Corona-Krise in die Vereinzelung geführt habe und das Miteinander schwerer geworden sei. Die psychischen Schäden bei Kindern und Jugendlichen hätten stark zugenommen. „Not lehrt nicht immer beten, mitunter führt sie auch zum Gram“, so der Bischof von Graz-Seckau, der den ukrainischen Katholiken für ihr Glaubenszeugnis dankte. DT/sba

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht aus dem Westen der Ukraine am Donnerstag in Ihrer „Tagespost“.

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