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Vatikan verurteilt Angriff auf Klinik

Dass ein Krankenhaus bombardiert werde, sei nicht hinnehmbar, so der vatikanische Kardinalstaatssekretär Parolin.
Folgen eines Angriffs auf das Krankenhaus von Mariupol
Foto: Uncredited (Mariupol City Council/AP) | Dieses von der Stadtverwaltung von Mariupol veröffentlichten Videostandbild zeigt die Folgen eines Angriffs auf das Krankenhaus von Mariupol.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat den Angriff Russlands auf ein Kinderkrankenhaus in Mariupol in der Nacht auf den 10. März verurteilt. „Es ist nicht hinnehmbar, dass ein Krankenhaus bombardiert wird. Es gibt keinen Grund, keine Motivation, so etwas zu tun“, so Parolin gegenüber der Zeitung „Il Messaggero“. Damit reihte sich der Kardinal in eine Reihe von kritischen Stimmen ein. UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer „entsetzlichen“ Tat und forderte ein Ende der Gewalt. US-Außenminister Antony Blinken bezeichnete das Handeln Russlands als „gewissenlos“. Bei dem Angriff wurden 17 Menschen verletzt, darunter mehrere schwangere Frauen.

Patriarchat Kyrill belastet christliche Ökumene

Parolin kritisierte laut der Nachrichtenagentur Ansa in dem Gespräch auch die Aussagen des russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. über den Ukraine-Krieg. Parolin meinte, dass die Äußerungen des Patriarchen in Gefahr liefen, die Stimmung noch mehr aufzuheizen, sowie zu einer Eskalation und nicht zu einer friedlichen Lösung der Krise zu führen.

Am Mittwoch hatte Kyrill in einer Predigt dem Westen indirekt vorgeworfen, die Völker Russlands und der Ukraine "mit teuflischen Lügen" spalten zu wollen. Es sei ein Ziel der Geopolitik, Russland zu schwächen, indem es die russisch-ukrainischen Beziehungen belaste.

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Bereits am Dienstag hatte der Südtiroler Moraltheologe Martin Lintner hatte am Dienstag Kyrills Aussagen als "eine Katastrophe für die christliche Ökumene" verurteilt, wie die österreichische Nachrichtenagentur "kathpress" berichtete. Die ideologische Befürwortung der Invasion von Seiten des Patriarchen sei auch auf die historische Ablehnung des Moskauer Patriarchats durch die neue unabhängige Orthodoxe Kirche der Ukraine zurückzuführen.

Der Vatikan bemüht sich um eine friedliche Lösung

Der Kardinal sprach auch über ein Telefonat mit dem russischen Außenminister Sergeij Lawrow am Dienstag. Er habe von ihm ein Ende der bewaffneten Angriffe und humanitäre Korridore gefordert. „Er hat mir zugehört und dann natürlich seinen Standpunkt dargelegt, und so sind wir verblieben“, so Parolin.

In den vergangenen Tagen hatte der Vatikan sich verstärkt um Vermittlung im Ukraine-Krieg bemüht. Unter anderem hatte Papst Franziskus zwei Kardinäle, Konrad Krajewski und Michael Czerny, ins Krisengebiet entsandt und Benzin für polnische Lastwagen für Hilfsgüter eingekauft. DT/sdu

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