Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung MOSKAU/STRASSBURG

Russland beendet Mitarbeit im Europarat

Der „kollektive Westen“ versuche, anderen seine Regeln aufzuzwingen, begründet Moskau sein Ausscheiden aus der Menschenrechtsorganisation.
Ukraine-Konflikt- Moskau
Foto: - (AP) | Autos fahren am Ufer der Moskwa vor dem Kreml vorbei. +++ dpa-Bildfunk +++

Russland wird nicht länger im Europarat mitarbeiten. Das Außenministerium der Russischen Föderation erklärte am Donnerstagvormittag, „gegenüber Russland unfreundlich gesinnte Staaten der EU und der NATO“ würden „ihren Kurs der Zerstörung des Europarates und des gemeinsamen humanitär-rechtlichen Raums in Europa“ fortsetzen und ihre Mehrheit im Ministerkomitee des Europarats missbrauchen. Der „kollektive Westen“ versuche, anderen seine Regeln aufzudrängen. Wörtlich heißt es in der Erklärung des Außenministeriums in Moskau: „Russland wird nicht an der Verwandlung der alten europäischen Ordnung durch die NATO und die EU, die ihr gehorsam folgt, in eine weitere Plattform zum Heraufbeschwören der westlichen Überlegenheit und Selbstbespiegelung teilnehmen. Mögen sie die Kommunikation untereinander genießen, ohne Russland.

Lesen Sie auch:

Recht auf Mitwirkung entzogen

Zwei Wochen zuvor hatte das Ministerkomitee des Europarats – am Tag nach der russischen Invasion in der Ukraine – die Mitgliedschaft Russlands im Europarat suspendiert. 42 der 47 Mitgliedstaaten stimmten am 25. Februar dafür, der Russischen Föderation das Recht auf Mitwirkung in der 1949 gegründeten Menschenrechtsorganisation zu entziehen. Lediglich Armenien und Russland selbst stimmten dagegen; die Türkei enthielt sich, Aserbaidschan und Serbien blieben der Abstimmung fern.

Die Parlamentarische Versammlung des Europarates will am 14. und 15. März in Straßburg über die Folgen der russischen Aggression gegen die Ukraine beraten. Daran dürften nach der heutigen Entscheidung in Moskau nun keine Vertreter Russlands mehr teilnehmen.

Zuerst suspendiert

Russland gehört dem Europarat seit 1996 an, verlor aber bereits 2014 infolge der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim das Stimmrecht. Seit 2017 kommt Moskau seinen Zahlungsverpflichtungen an den Europarat nicht mehr nach. Russland wurde am 25. Februar nicht ausgeschlossen, sondern nur suspendiert, um die Anwendung der „Europäischen Menschenrechtskonvention“ (EMRK) auf Russland aufrecht zu erhalten und gegen Russland eingebrachte Beschwerden weiterhin durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) behandeln zu können. DT/sba

 

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Russlands Krieg gegen die Ukraine Krieg NATO Russische Regierung

Weitere Artikel

Putin hat sich zwar schon mehrfach als Aggressor gezeigt, der die russische Machtsphäre gerne wieder auf sowjetisches Maß bringen will, doch mit einem solchen offenen Angriffskrieg hatten ...
13.03.2022, 11 Uhr
Anna Diouf

Kirche

Eine Tagung in Stift Heiligenkreuz mit Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Kurt Koch befasste sich mit der Relevanz des Priestertums heute. 
18.04.2024, 13 Uhr
Leander Lott