Kommentar um "5 vor 12"

Trumps Stern sinkt

Dem Ex-Präsidenten droht immer mehr innerparteiliche Konkurrenz. Allmählich wird klar: Mit Donald Trump können die Republikaner nicht in die Zukunft gehen.
Ex-Präsident Donald Trump stürzt die Republikaner tief ins Chaos
Foto: IMAGO/Michael Brochstein (www.imago-images.de) | Mit seiner abermaligen Präsidentschaftskandidatur, die Trump mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit heute Abend ankündigen dürfte, wird er die Partei jedoch auf unbestimmte Zeit tief ins Chaos stürzen.

Selten haben amerikanische Kongresswahlen derart für kollektives Staunen gesorgt wie in diesem Jahr. Man kann die potenziellen Implikationen für die Zukunft Amerikas – und damit auch der Welt – gar nicht genug betonen. Mochten die Umfragewerte auch noch so dürftig sein, die Demokraten und ihr Präsident Joe Biden gehen gestärkt aus der Abstimmung hervor.

Trump stürzt die Republikaner tief ins Chaos

Weitaus folgenschwerer wird der Wahlausgang jedoch für die Republikaner sein. Donald Trumps Vorstellung von Politik hat versagt – sofern er denn überhaupt jemals eine kohärente Vorstellung davon hatte. Dazu brauchte es nicht einmal einen starken demokratischen Gegenentwurf, für den sich die Wähler hätten entscheiden können, es reichte ein derart schwacher Präsident wie Joe Biden.

Lesen Sie auch:

Zwar wird Trump, auch dank seines Unvermögens, persönliche Niederlagen zu erkennen oder einzugestehen, weiterhin ein relevanter Faktor in der Republikanischen Partei bleiben. Mit seiner abermaligen Präsidentschaftskandidatur, die er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit heute Abend ankündigen dürfte, wird er die Partei jedoch auf unbestimmte Zeit tief ins Chaos stürzen.

Derzeit sieht alles danach aus, als würde sich mit Floridas Gouverneur Ron DeSantis ein ernstzunehmender Gegner aufschwingen, der Trump das Zepter der Republikaner streitig machen könnte. Und auch aus dem ehemals innersten Zirkel droht Ungemach: Mike Pence, Vizepräsident unter Trump, erklärte in einem Interview, er denke gerade über eine eigene Präsidentschaftskandidatur nach – im Zweifel auch in Gegnerschaft zu Trump.

Die Koalition von 2016 ist zersplittert

Gut möglich, dass der Ex-Präsident diese Versuche noch einmal abschmettern und eine dritte Nominierung sicherstellen kann. Bis dahin werden jedoch gewaltig die Fetzen fliegen, muss Trump mehr als eine Schlammschlacht schlagen. 

Und auch wenn ihm dies gelingen mag, so dürfte er daran scheitern, die Partei und deren Anhänger landesweit noch einmal hinter sich zu vereinen. Die Wählerkoalition, die er 2016 – und beinahe 2020 zum zweiten Mal – schmiedete, ist an seiner unverhohlenen Attacke auf die Demokratie seit seiner Wahlniederlage zersplittert. Auch deshalb haben die Republikaner bei den Kongresswahlen verloren. Und werden es mit Trump 2024 wieder tun.

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Maximilian Lutz Donald Trump Joe Biden Mike Pence Ron DeSantis Wahlniederlagen

Weitere Artikel

Es läuft nicht rund für Donald Trump. Andere Republikaner feilen an ihrer Präsidentschaftskandidatur, und auch juristisch droht Ungemach. Kann er trotzdem die Vorwahlen überstehen?
18.03.2023, 17 Uhr
Maximilian Lutz
Die Präsidentschaftskandidatur Nikki Haleys ist durchaus ernst zu nehmen. Für die Trump-Gegner birgt sie aber auch eine Gefahr.
15.02.2023, 11 Uhr
Maximilian Lutz

Kirche

In der 23. Folge des „Katechismus-Podcasts“ der „Tagespost“ spricht Margarete Strauss von der Einheit zwischen Altem und Neuen Testament.
31.03.2023, 14 Uhr
Meldung
Der Vatikan schreibt erneut an den DBK-Vorsitzenden Bätzing und erteilt zentralen Synodalforderungen eine Absage. Der Sprecher der Bischöfe betont, im Gespräch bleiben zu wollen.
30.03.2023, 16 Uhr
Meldung
Der Runde Tisch zum Frieden in der Ukraine, den der Ökumenische Rat der Kirchen derzeit plant, hat allzu viele scharfe Ecken.
31.03.2023, 07 Uhr
Stephan Baier