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Söder-Selfie: Das ist nicht staatsmännisch

Bei seinem Besuch der Trauerfeierlichkeiten für den Papst lichtet sich Markus Söder breit grinsend ab. Stil ist etwas anderes.
Bayerische Ministerpräsident Markus Söder
Foto: IMAGO/Dwi Anoraganingrum (www.imago-images.de) | Charakterdarsteller: der bayerische Ministerpräsident Markus Söder.

Zugegeben, dass Markus Söder beim Beliebtheitsranking für Politiker die zweitbesten Werte vorweisen kann, hat wahrscheinlich auch mit seinen Aktivitäten in den Sozialen Medien zu tun. 42,4 Prozent votierten für den bayerischen Ministerpräsidenten (zum Vergleich: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) landete mit 52,8 Prozent auf Platz eins) bei der aktuellen INSA-Umfrage für die „Bild“. Vor allem unter dem Hashtag „Söder isst“ gibt der CSU-Chef nahezu täglich seinen Followern einen Einblick in seine Speisekarte. Selbst an seinen Magenproblemen nach seinem Indien-Staatsbesuch ließ er seine Fans teilhaben. Die Meinungen über diese Art von Eigen-PR gingen schon immer auseinander. Gerade auch wenn Politiker-Kollegen sich darüber lustig machen, schwingt wohl auch immer eine gehörige Portion Neid mit – siehe Umfragewerte. Ist eben alles eine Geschmacksfrage – zumal es ja auch größtenteils um kulinarische Inhalte geht.

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Mit einem Bild, das Söder nun von seinem Besuch bei den Trauerfeierlichkeiten für Papst Franziskus veröffentlicht hat, verhält es sich aber anders. Hier geht es nicht um individuellen Geschmack, sondern um generellen Stil. Besonders für Aufregung hat ein Selfie gesorgt, von Söder zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wo beide breit grinsend in die Kamera schauen. Gewiss, die Trauerfeierlichkeiten für den Papst sind nicht allein durch Trauer geprägt, sie sind vielmehr auch ein eindrucksvolles Zeichen für den christlichen Glauben. Sie sind auch ein Fest der Freude über diesen Glauben. Wenn man das Bild betrachtet, kommt aber einem eigentlich nicht in den Sinn, dass Söder diese Botschaft verbreiten wollte. Sondern vielmehr drängt sich der Eindruck auf, dass der gelernte Fernseh-Journalist nur die würdevolle Kulisse nutzt, um sich in Szene zu setzen.

Nicht nur die Bayern sehnen sich in der Politik nach Mannsbildern, also nach Typen, die nicht im elitären Polit-Jargon sprechen, sondern dem Volk aufs Mau schauen, mit ihm diskutieren und wissen wie auf der Straße gedacht und gesprochen wird. Wer das von vorneherein als Stammtisch-Niveau disqualifiziert, verkennt, wie wichtig solche Volksnähe von Politikern für die Stabilität unseres Gemeinwesens ist. Deswegen ist es auch nicht falsch, wenn Markus Söder die Sozialen Medien als Kommunikationskanal nutzt. Aber dieses Mannsbild sollte aufpassen, welches Bild er von diesem Mann präsentiert. Und er sollte sensibel sein, wo die Grenzen zwischen Staatsmann (von dem gerade das Volk als seinem Repräsentanten Würde erwartet) und einer comichaften Kunstfigur liegen.

Gerade als konservativer Politiker sollte er doch den Ausspruch kennen: „Le style c’est l’homme.“ – Also: „Der Stil ist der Mensch“. Hier geht es auch nicht um irgendwelche abstrakten Benimm-Regeln, die auswendig gelernt werden sollen, sondern um viel Wichtigeres: Um Feingefühl, um Würde, um Charakter. Dazu kommt: Söder – und neben ihm zu allem Überfluss auch noch das Staatsoberhaupt - steht hier nicht nur für sich allein. Er repräsentiert letztlich Deutschland. Man möchte nicht wissen, was weltweit über uns gedacht wird, wenn dieses Bild auch global die Runde macht. 

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