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Sacharow-Preis für Journalistin Marina Owsjannikowa?

Die russische Kriegs- und Putin-Gegnerin wäre laut IGFM eine würdige Preissträgerin.
Kriegsgegnerin unterbricht Nachrichten in Russlands Staats-TV
Foto: dpa | Der Screenshot aus der abendlichen Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehen zeigt die Protestaktion von Marina Ovsyannikova.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) schlägt die russische Journalistin und ehemalige „Perwy kanal“-Redakteurin Marina Owsjannikowa für den Sacharow-Preis des Europäischen Parlaments vor. Owsjannikowa, die den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sowie die allumfassende Medienzensur innerhalb der Russischen Föderation vehement ablehnt, hatte vergangenen Montag in der Hauptnachrichtensendung des russischen Fernsehsenders den Krieg in der Ukraine mit einem Plakat und lauten Rufen verurteilt. Ihre Aktion machte Owsjannikowa schlagartig weltbekannt.

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Zuvor hatte die Tochter eines Ukrainers und einer Russin ein Video mit einer persönlichen Erklärung veröffentlicht. Darin bekundete sie ihre Scham, bei der russischen Staatspropaganda ihres damaligen Arbeitgebers Perwy kanal (Ersten Kanal) mitgewirkt zu haben und rief zum offenen Protest gegen den von Russlands Diktator Wladimir Putin angezettelten Krieg auf.

Ein Menschenrechtspreis, der nach einem russischen Dissidenten benannt ist

Der IGFM-Vorsitzende Edgar Lamm sieht in Owsjannikovas Aktion „eine außerordentlich mutige Tat, für die die Journalistin in Putins Diktatur mit harten Konsequenzen rechnen muss.“ Man müsse davon ausgehen, dass die gegen Marina Owsjannikowa aufgrund ihres Erklärungsvideos verhängte Geldstrafe nur vorläufiger Natur sei und ihr aufgrund ihres der Prozess gemacht werde, sobald die Aufmerksamkeit für ihre Aktion nachlasse. Schon die in Russland verbotene Verwendung des Wortes „Krieg“ für den Überfall auf die Ukraine genüge für eine langjährige Haftstrafe.

Mutige Frau 

Das Europäische Parlament zeichnet seit 1988 jährlich mutige Menschenrechtsverteidiger mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit aus. Der Preis ist nach dem russischen Friedensnobelpreisträger und Dissidenten Andrei Sacharow benannt und mit 50.000 Euro dotiert. Er wird jährlich in Straßburg verliehen. Berühmte Preisträger sind unter anderem Nelson Mandela, Alexander Dubcek oder Aung San Suu Kyi. Vorjahrespreisträger war ein weiterer prominenter Putin-Gegner - der gegenwärtig in einem russischen Straflager inhaftierte Oppositionspolitiker und Anti-Korruptionsaktivist Alexej Nawalny. DT/sta

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