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Ukraine gewinnt den Krieg auf Social Media

Der Krieg virtualisiert sich. Informationen kommen vermehrt über soziale Medien. Der Kampf gegen Propaganda ist ebenfalls virtuell.
Ukraine-Konflikt - Ex-Box-Profi Klitschko in Kiew
Foto: Wladimir Klitschko (PA Media) | Ausschnitt aus dem Twitter-Feed des ehemaligen Profiboxers Wladimir Klitschko, der die Folgen eines russischen Geschosses filmt, das einen Kiewer Stadtbus und die umliegende Straße zerstörte. +++ dpa-Bildfunk +++

Soziale Netze wurden in der Vergangenheit oft gescholten, weil sie sich oft genug nur noch zwischen Fake News und Zensur bewegen konnten. Die Ukraine zeigt, dass es auch anders geht. Informationen aus diesem Krieg erhalten wir natürlich auch von Reportern vor Ort, die mehr tun, als aus sicheren Hotels rauchende Ruinen zu filmen. Die Menschen vor Ort machen ebenfalls Medien. Einer Analyse der Kommunikationsanalysten von Unicepta zu Folge stieg auf Twitter die Anzahl der Tweets mit dem Thema Ukraine am Beginn der russischen Invasion auf über zehn Millionen, wie das Briefing des Journalisten Gabor Steingart berichtet. Auch das Unternehmen Meta positioniert sich. Während einerseits Werbung von russischen Staatsmedien unterbunden wird, lockert der Tech- Konzern die Regeln zu Gewaltaufrufen für Ukrainer.

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Weltweite Solidarität

Auf allen sozialen Medien boomt der Hashtag #standwithukraine. Suchanfragen führen auf Instagram zu 652.652 Beiträge, rund 13.000 Videos auf Youtube, allein am 14 März wurden über 400.000 Tweets mit dem Hashtag veröffentlicht. Die Bürger in der Ukraine berichten über die Geschehnisse. Auch Wladimir Klitschko ist auf Twitter aktiv und zeigt Bilder und Videos teilweise live aus Kiew. Durch Bürgerberichte direkt vom Geschehen konnte bereits mehrfach russische Kriegspropaganda zeitnah falsifiziert werden. Der markanteste Fall war wohl der Beschuss des Kinderhospitals in Mariupol. Auf diesem Weg verbreiten sich Bilder und Videos von Geschehen in Echtzeit weltweit. Wer unter den verschiedenen Hashtags auf den sozialen Medien sucht, findet laufende Berichte von Bürgern, die mit ihren Smartphones den Krieg dokumentieren. Kriegsberichterstattung wird demokratisiert. Im Gegenzug findet sich kaum etwas von russischer Seite, da russischen Soldaten die Nutzung sozialer Medien untersagt und zum Teil unmöglich gemacht wurde.

Der Cyberkrieg

Auch in der Cyberwelt findet der Krieg statt. So verkündeten Aktivisten von Anonymous am 7. März, dass sie russische Sender gehackt und mit der Wahrheit über den Krieg geflutet hätten. Ferner werden von den Aktivisten Nachrichten direkt auf russische Smartphones gesendet, in denen über den Krieg aufgeklärt wird. In Deutschland wurde vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik inzwischen vor der russischen Antiviren- Software Kaspersky gewarnt. Die Serversicherheit des russischen Unternehmens könne nicht geprüft werden. Software für Virenschutz verfügt über weitreichende Berechtigung auf Rechnern auf denen sie installiert ist. Es wird empfohlen, auf andere Produkte zurückzugreifen. DT/pwi

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